Rotes Grün
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5. Modellwechsel<br />
vestitionen, auf Dauer kein Gewinn, kein Antrieb – folglich Lethargie,<br />
Schrumpfung, Niedergang. Ebenso kann es auf Dauer kein Sparen geben,<br />
weil Sparen das Pendant von Investitionen ist, die es ja per definitionem<br />
bei Null-Wachstum nicht geben kann. Das Sparen müsste also<br />
gänzlich aufhören oder könnte – alternativ – nur zu noch wilderen Spekulationswellen<br />
führen, die dann allerdings – wegen der Abwesenheit<br />
aller realen Nettoinvestitionen – noch schneller in sich zusammenbrechen<br />
würden.<br />
Diese Fragen werden noch drängender, wenn man sich vor Augen<br />
führt, dass heute nahezu alle mittleren und größeren Unternehmen<br />
aufs Engste mit Finanzmärkten verbunden sind. Ein Unternehmen, das<br />
keine Wachstumsaussichten plausibel machen kann, wird schon bei der<br />
Zwischenfinanzierung des laufenden Geschäfts Probleme bekommen.<br />
Eine mittelständische Firma, die an eine große Handelskette liefert und<br />
häufig erst nach Wochen mit Zahlung rechnen kann, muss den Intervall<br />
zwischenfinanzieren und bekommt einen solchen Kredit in der Regel<br />
erst dann, wenn sie den Abschluss einer Kreditausfallversicherung<br />
nachweisen kann. Beides, der Kredit und die Kreditausfallversicherung,<br />
sind von der Bonität abhängig, vom guten Ruf des Kreditnehmers. Und<br />
dieser gute Ruf ist seinerseits abhängig von wachsenden Umsätzen. Stabile<br />
Stagnation ist keine Basis für die Gewährung von Kredit, sondern<br />
der Garant für gar nicht erst stattfindende Kreditverhandlungen.<br />
Wir sollten uns nicht in systemischen Zusammenhängen verlieren<br />
und stattdessen das tun, was geboten ist – so könnten nun Ungeduldige<br />
einwenden. Weniger Treibhausgase, weniger Ressourcenverbrauch,<br />
weniger Verschwendung, weniger Gift in Lebensmitteln und Konsumartikeln,<br />
weniger unfairer Handel – wenn all das anhaltend gelingt, dann<br />
kann uns die Wachstumsfrage egal sein. Wenn in einer Gesamtbilanz<br />
das Richtige stärker wächst, als das Falsche schrumpft, dann wäre das<br />
doch gutes Wachstum.<br />
Mechanisch betrachtet scheint diese Überlegung vernünftig zu sein.<br />
Aber das Schrumpfen des Falschen bedeutet eben auch Aufgabe von<br />
Aktivitäten, Einmotten von Produktionskapazitäten und – in der heutigen<br />
Wirtschaftsordnung – Arbeitslosigkeit, Bedrängnis und regionaler<br />
Niedergang. Dieses Aufgeben ist deshalb keine kleine Aufgabe, sondern<br />
ein Kraftakt, vor allem dann, wenn das Richtige schnell wachsen und<br />
das Falsche schnell weichen soll.