Rotes Grün
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5. Modellwechsel –<br />
vom totalen Markt zu sektoraler Blüte<br />
Wenn die ökologischen Folgen untragbar werden, können die wirtschaftlichen<br />
Ursachen nicht unverändert bleiben. Diese Schlussfolgerung<br />
ist sachlich zwingend und dürfte mehrheitsfähig sein. Aber sie<br />
ist auch allzu bequem, solange sie als unverbindliche Leitlinie stehen<br />
bleibt oder eine offensichtlich unzureichende Konkretisierung erfährt.<br />
Unzureichend sind – so die bisherige Argumentation – Politik als Rahmensetzer,<br />
Technik als vermeintlicher Heilsbringer und Moral als tief<br />
im Innern wirkendes Reinigungsmittel. Alle drei können und sollen ihre<br />
Dienste tun – aber nötig und möglich ist auch ein neues Modell wirtschaftlicher<br />
Entwicklung.<br />
Das Modell, um das es hier geht, kann kein ökonomisches Modell im<br />
engeren Sinne sein. Denn es geht um bewusstes Handeln, um die Verfügung<br />
über das bislang bewusstlose Treiben. Insofern geht es im Wortsinn<br />
und nicht nur als Floskel um Politische Ökonomie – eine Politische<br />
Ökonomie, die, im Gegensatz zu früheren Zeiten, in ihrem innersten<br />
Kern naturverträglich ist.<br />
Das Ziel kann nicht mehr sein, die Maschinerie unter Dampf zu halten<br />
und dann – quasi als Nebenprodukt – Arbeitsplätze, soziale Sicherung<br />
und Steuern für die öffentlichen Aufgaben, auch für den Naturerhalt, zu<br />
bekommen. Wohlstand im Einklang mit den ökologischen Grenzen wird<br />
vielmehr zum Primärziel, dem sich wirtschaftliche Mittel unterzuordnen<br />
haben. Die Ökonomie wird folglich degradiert vom Zweck zum Mittel,<br />
vom Herrscher zum Diener, von der rücksichtslosen Rennmaschine zum<br />
Werkzeug für ein gutes Leben in Harmonie mit der Natur.<br />
Was Sonntagsreden beschwören, Programmatiker proklamieren,<br />
Ethiker postulieren und der Alltagsverstand begrüßt, erhält mit den<br />
ökologischen Imperativen eine bisher nicht gekannte Wucht, die von einer<br />
unabweisbaren Notwendigkeit getragen wird. Es entsteht das Verlangen,<br />
Wirtschaft verfügbar zu machen, bewusst zu gestalten, nach<br />
neuen Maßen und neuen Regeln – weg von der ökologisch blinden, für<br />
skandalöse Ungleichheiten verantwortlichen Wachstumsmaschinerie<br />
und hin zu einer ökologischen und lebenswerten Produktionsweise.