Rotes Grün
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4. Signale der Hoffnung<br />
am Postengeschacher und an der Geldverschwendung öffentlicher Einrichtungen<br />
anknüpfen. So verbündete sich die Suche überschüssigen<br />
Kapitals nach neuen Anlagefeldern mit dem neoliberalen Zeitgeist, der<br />
zunehmend mit religiöser Inbrunst auftrat. Auch in Deutschland waren<br />
all diese Tendenzen wirksam, aber nicht so verheerend wie in vielen<br />
anderen Ländern, vor allem den Ländern des globalen Südens und<br />
Osteuropas nach 1989.<br />
In der jüngeren Vergangenheit ist der Zug zu weiteren Privatisierungen<br />
weitgehend gestoppt und – vor allem von den Kommunen –<br />
umgekehrt worden. Die Bundesrepublik durchzieht eine Welle der Rekommunalisierungen.<br />
Vorreiter sind die Bereiche Wasser, Energie und<br />
Müllentsorgung. Bei aller Vielfalt der Begründungen lassen sich dennoch<br />
zwei wesentliche Motivationen destillieren: erstens die Rückkehr<br />
der alten Erkenntnis, dass natürliche Monopole in die öffentliche Hand<br />
gehören, weil Monopole in privater Hand immer eine Einladung zum<br />
Missbrauch sind, und zweitens der Versuch, wichtige Leistungen der<br />
Daseinsvorsorge miteinander zu verzahnen.<br />
Demokratisch, bürgernah und transparent vollzogene Rekommunalisierungen<br />
sind deshalb häufig nicht nur eine Rückkehr zum Status quo<br />
ante, zum vorherigen Zustand. Manche Projekte gehen einen deutlichen<br />
Schritt weiter, vor allem im Energiesektor. Es hat sich herumgesprochen,<br />
dass die kommunale Souveränität über möglichst große Teile der<br />
Energieversorgungskette vielfältige Vorteile bietet. Vor diesem Hintergrund<br />
darf man wohl behaupten: In den Kommunen gibt es insbesondere<br />
dann ein erhebliches Veränderungspotenzial, wenn gewählte Vertretungen<br />
einer aktiven Bürgerschaft ausgesetzt sind.<br />
Bislang sind Kommunen beschränkt auf zwei Aufgaben. Sie sind Garanten<br />
der öffentlichen Ordnung und einer halbwegs geordneten Stadtentwicklung.<br />
Und sie sind zweitens zuständig für die Bereitstellung öffentlicher<br />
Güter. Insoweit sind Kommunen vor allem Rahmensetzer und<br />
Dienstleister für private Aktivitäten. Die Idee, dass die Kommunen selbst<br />
zum wirtschaftlichen Akteur werden sollten, wird gerade erst im Zuge<br />
der Energiewende wieder geboren. Diese Funktion deutlich zu erweitern,<br />
ist eine heranreifende Chance.<br />
Um diese Chance ergreifen zu können, müsste allerdings die Finanzausstattung<br />
deutlich besser werden. Denn die meisten Kommunen<br />
sind unterfinanziert. Deshalb gibt es massenhaft Beispiele für den