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Rotes Grün

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Produzenten des Gemeinwohls<br />

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für öffentliches Eigentum bei der Daseinsvorsorge sind gesellschaftspolitischer<br />

oder ethisch-moralischer Art. Sicherheit der Versorgung,<br />

gleicher Anspruch auf elementare Grundversorgung, landesweit annähernd<br />

gleiche Lebensbedingungen – das sind die Stichworte, die in diesem<br />

Zusammenhang zu hören sind.<br />

Von einer ökonomischen Überlegenheit öffentlicher statt privater<br />

Organisation ist selten oder gar nicht die Rede. Sofern wirtschaftliche<br />

Erwägungen genannt werden, beziehen sie sich in der Regel auf Güter,<br />

Netze oder Dienstleistungen, die nur als Monopol sinnvoll betrieben<br />

oder angeboten werden können. Weil private Monopole immer missbrauchsanfällig<br />

sind, bedürfen sie einer sehr dichten Regulierung, die<br />

sich schon in den Privatisierungsverträgen niederschlagen muss. Öffentliche<br />

Körperschaften sind dabei keine gleichgewichtigen Partner,<br />

insbesondere wenn sie großen Versorgern und ihren spezialisierten<br />

Anwaltskanzleien gegenübersitzen. Deshalb ist es besser, natürliche<br />

Monopole von Anfang an in öffentlicher Hand zu behalten oder soweit<br />

wie möglich zu rekommunalisieren – in völliger Transparenz, frei von<br />

Filz und Schlendrian.<br />

Die direkte wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand war bis<br />

in die 1970er Jahre in Europa sehr umfangreich. Dazu gehörten der Energiesektor<br />

und beträchtliche Teile der Grundstoff- und Investitionsgüterindustrien.<br />

Einen großen öffentlichen Sektor hatten vor allem Frankreich,<br />

Großbritannien und Italien. Die Performance war durchweg sehr<br />

viel positiver als die heute übliche Rede vom Staat als schlechtem Unternehmer<br />

vermuten lässt. Auch in Deutschland gab es ein beträchtliches<br />

Ausmaß direkter und mehr noch indirekter wirtschaftlicher Betätigung<br />

des Staates. Im Zeitraum von 1975 bis etwa 2005 ist dann die<br />

Zahl der staatlichen Beteiligungen deutlich kleiner geworden.<br />

Weshalb geschah das? Es ist erstaunlich, dass rein wirtschaftliche<br />

Vorteile eher selten wirklich nachgewiesen wurden. Behauptungen dieser<br />

Art gab es immer wieder. Aber eindeutige Befunde aus sorgfältigen<br />

Evaluationen sind kaum zu finden. Negative Beispiele dagegen gibt es<br />

reichlich wie etwa die Eisenbahnbetriebe in Großbritannien oder Wasserunternehmen<br />

weltweit.<br />

Die Welle der Privatisierungen lässt sich wohl eher begründen mit<br />

der Not der öffentlichen Kassen und der Steuerpolitik, die dieser Not<br />

zugrunde liegt. Gleichzeitig konnte radikale Bürokratiekritik geschickt

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