Rotes Grün
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Produzenten des Gemeinwohls<br />
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lektiver, Verfügung über alles Wesentliche. Eine vielfach gespaltene Gesellschaft<br />
ist deshalb kein Zukunftsmodell. Lenkende Großmanager und<br />
Großeigentümer, in Konkurrenz strampelndes Klein- und Mittelunternehmertum,<br />
auf die bestehende Ordnung eingeschworene Bürokraten,<br />
eine abhängige Mehrheit mit geringer oder gar keiner Planungssouveränität<br />
– mit einer solchen Zuweisung von Funktionen und Lebenslagen<br />
ist der ökologische »Turnaround« kaum möglich, weil nahezu alle veranlasst<br />
sind, unverantwortlich zu handeln und ihr Leben auf eine stets<br />
wachsende Wirtschaftsmaschinerie auszurichten.<br />
Gegen diese Strukturfehler helfen keine Therapien mit homöopathischer<br />
Dosis. Naturverträgliches Gemeinwohl wird nur zu erlangen<br />
sein mit energisch reduzierter Ungleichheit, mit der Abschaffung existenzieller<br />
Unsicherheit, mit vollständiger Transparenz des Öffentlichen,<br />
mit der Planung von ökologisch effizienten Infrastrukturen und mit Wirtschaftsstrukturen,<br />
die sich den Prioritäten der Gesellschaft fügen. Das<br />
sind die großen Aufgaben für die Produzenten des Gemeinwohls.<br />
Um die Ungleichheit einzudämmen, stehen die alten Mittel bereit:<br />
spürbare Steuern auf Vermögen und Erbschaften, Steuern auf Einkommen<br />
mit progressiv ansteigendem Tarif bis hinauf zu hohen Spitzensteuersätzen,<br />
ein gesetzlicher und auskömmlicher Mindestlohn (und<br />
künftig auch eine Grenze nach oben, ein Maximaleinkommen). Wichtig<br />
wäre die gesetzliche Verankerung von Belegschaftseigentum in größeren<br />
Unternehmen, etwa nach dem Motto: Mindestens die Hälfte des<br />
Gewinns gehört den Beschäftigten, wird nicht ausgeschüttet, sondern<br />
im Unternehmen investiert und begründet auf diese Weise einen stetig<br />
wachsenden Eigentumsanteil der Belegschaften.<br />
Ungleichheit hat zunehmend aber auch eine Quelle in steigenden<br />
Ener gie- und Ressourcenpreisen. Sie sind im Sinne von mehr Ökologie<br />
und gleichzeitig mehr Gerechtigkeit zu bewältigen, wenn Öko-Bonus-Systeme<br />
eingeführt werden. Solche Systeme kombinieren niedrige Preise<br />
für den Basisverbrauch mit stark ansteigenden Preisen für den darüber<br />
hinausgehenden Mehrverbrauch.<br />
Denkbar ist auch, sämtliche Einnahmen aus der Besteuerung von Energie<br />
und Ressourcen mit einem gleichen Pro-Kopf-Bonus an die Bevölkerung<br />
auszuzahlen. Gäbe es bei diesen Steuern keine Ausnahmen und<br />
wäre beispielsweise auch der Flugverkehr voll steuerpflichtig, würden<br />
diese Steuern von gegenwärtig rund 50 auf circa 80 Milliarden Euro stei-