Rotes Grün
Rotes Grün
Rotes Grün
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
108<br />
4. Signale der Hoffnung<br />
und Gesellschaft umfassend zu verändern, damit die Erde als lebenswerter<br />
Ort erhalten bleibt.<br />
Es gibt längst bessere Alternativen, um auf neue Weise demokratische<br />
Entscheidungen zu treffen, wie Bürgerentscheide, Volksabstimmungen<br />
und Techniken der Meinungs- und Entscheidungsfindung, die das Internet<br />
als Plattform nutzen. Vieles davon ist neu und ungewohnt. Was<br />
sich bewährt, wird sich zeigen. Auf jeden Fall ist eines klar: Demokratie<br />
kann zum lebendigen Prozess werden. Dabei sollte dann auch manche<br />
deutsche Tradition verschwinden, die bis in die Sprache erkennbar<br />
ist. Stimmabgabe, Abgeordneter – was für eine gruselige, demokratieferne<br />
Staatssprache, die allerdings aktuell durchaus passend ist, weil die<br />
Volksvertreter das nicht sind, was sie sein sollten, sondern sich eher in<br />
Erfüllungsgehilfen von parteilichen Eigeninteressen oder in Gesandte<br />
des großen Geldes verwandeln.<br />
Wenn sich heute zeigt, dass es im politischen Raum um bislang ungenutzte<br />
Möglichkeiten geht, dass die Trennung in Volk und Vertreter<br />
schwinden kann, weil es zunehmend möglich wird, sich selbst zu regieren,<br />
dann gilt das, wie in den vorangehenden Kapiteln bereits beschrieben,<br />
im Grunde für die ganze Gesellschaft und für die Wirtschaft<br />
ebenso. Es ist möglich, aus der Fremdbestimmung, aus der Alternativlosigkeit,<br />
aus der Passivität, herauszutreten. Aber wie kann das geschehen?<br />
Und weshalb war der Widerstand gegen zunehmende Ungleichheit<br />
und gegen die Aushöhlung der Demokratie in den vergangenen 30<br />
Jahren so schwach?<br />
Ein Grund für die Niederlagen und Rückschläge war die Beschränkung<br />
der Gegenwehr auf unmittelbare Interessen – ohne Bild und Rahmen<br />
für die allgemeinen Botschaften, die zu mehr Resonanz hätten beitragen<br />
können. Deshalb kam es kaum zu breiterer Solidarität und zu Bündnissen<br />
über einzelne Anliegen hinweg.<br />
Es ist an der Zeit, die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen wieder<br />
so aufzunehmen, dass in den Tagesforderungen auch eine wünschenswerte<br />
Zukunft aufscheint oder wenigstens angedeutet ist. Dabei geht<br />
es nicht um eine äußere Verklammerung von Gerechtigkeit heute und<br />
ökologischem Umbau morgen, nicht um die Addition von Rot und <strong>Grün</strong>,<br />
sondern um die Einsicht, dass starke Ökologie aus sich selbst heraus die<br />
alten linken Prinzipien der Kooperation und der Gleichheit verlangt und<br />
zu deren Durchsetzung Planung braucht.