Rotes Grün
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Produzenten des Gemeinwohls<br />
107<br />
Die Bevölkerung hat in ihren ureigenen Angelegenheiten einen klaren<br />
Kopf bewahrt, wie Umfragen zeigen. Sie würde Ungleichheit akzeptieren,<br />
aber nur in dramatisch reduziertem Maß. Wären die wichtigen<br />
Dinge im Leben Gegenstand einer Volksabstimmung und hätten<br />
die staatlichen Institutionen das Ergebnis dieser Abstimmung verbindlich<br />
zu akzeptieren, gäbe es weder krasse Gegensätze bei Einkommen<br />
und Vermögen noch das Aushungern öffentlicher Leistungen.<br />
Der Gegensatz zwischen gesellschaftlichem Wollen und wirtschaftlichem<br />
Sein offenbart, dass auch das politische System seit längerer Zeit<br />
nicht mehr oder kaum noch auf den mehrheitlichen Bevölkerungswillen<br />
reagiert. Gelitten hat – parallel zur gesellschaftlichen Polarisierung<br />
– auch der demokratische Prozess.<br />
Die nationalen Parlamente sind zu Abstimmungsmaschinen verkommen.<br />
Hier wird abgesegnet, was die Regierung will. Und die Regierung<br />
macht, was die Finanzmärkte verlangen. Zu Recht werden deshalb<br />
Grundsatzfragen gestellt. Was ist eine solche Demokratie noch wert?<br />
Welchen Nutzen hat das Wahlrecht, wenn der Wählerwille nach dem<br />
Wahltag kaum Berücksichtigung findet?<br />
Diese Skepsis ist gut begründet. Auf Politik herkömmlicher Art ist kein<br />
Verlass. Sie mag fähig sein, Interessen zu moderieren und ein Mindestmaß<br />
an Rechtssicherheit und sozialem Ausgleich zu gewährleisten. Aber<br />
allzu häufig ist sie überfordert, korruptionsanfällig und erpressbar. Reine<br />
Repräsentation, die Überlassung lebenswichtiger Entscheidungen an gewählte<br />
Vertretungen und Regierungen, ist deshalb keine zukunftstaugliche<br />
Idee. Und sie muss es auch nicht sein. Denn der Wille, das eigene<br />
Leben souverän zu gestalten und an wichtigen politischen Entscheidungen<br />
unmittelbar teilzunehmen, ist in jüngster Zeit ebenso deutlich<br />
stärker geworden wie die Chance, diesen Souveränitätsanspruch mittels<br />
passfähiger, dezentral verfügbarer Technologien nebst regionaler<br />
Wirtschafts- und Stoffkreisläufe auch verwirklichen zu können.<br />
Ausgestattet mit einem Mehr an Kooperation, Gleichheit und Planung<br />
wäre eine Bürgerschaft, die souverän und maßvoll über elementare Angelegenheiten<br />
ihres persönlichen und gesellschaftlichen Lebens selbst<br />
entscheidet, keine Utopie, sondern Tagesprogramm. Lauten Streit und<br />
harten Kampf wird es auch dann noch geben. Bilder einer großen Harmonie<br />
haben in einer Gesellschaft ökologischer Gerechtigkeit keinen<br />
Platz. Ihr Anliegen ist auf revolutionäre Weise konservativ: Wirtschaft