Rotes Grün
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4. Signale der Hoffnung<br />
ben fehlen, dann wird es schwierig mit der Überwindung einer falschen<br />
Produktionsweise.<br />
Im Interesse globalen <strong>Grün</strong>s braucht es auch im eigenen Land kräftiges<br />
Rot. Insofern ist der Kampf für mehr soziale Gerechtigkeit auch ein<br />
Beitrag zur ökologischen Handlungsfähigkeit, auch wenn die Protagonisten<br />
das in den seltensten Fällen so sehen. In diesem Kampf gab es allerdings<br />
in den vergangenen 30 Jahren vor allem eines: Niederlagen.<br />
Die Gesellschaften in Europa und Nordamerika waren das Objekt einer<br />
konservativ-liberalen »Revolte von oben«. Die Kompromisse zwischen<br />
Kapital und Arbeit, die das »goldene Zeitalter« der ersten Nachkriegsjahrzehnte<br />
prägten, wurden gekündigt. Begleitet und getragen<br />
von permanent verbreiteter Marktrhetorik hat sich das Kapital seine<br />
Handlungsfreiheit zurückerobert. Die Resultate sprechen eine klare<br />
Sprache: krasse Spaltungen zwischen Reich und Arm, Unsicherheit und<br />
Angst um den Job, öffentliche Einrichtungen im Dauerfeuer von Kürzen,<br />
Streichen, Sparen und Privatisieren.<br />
Die Lohnabhängigen waren in diesen Verteilungskämpfen in den<br />
meisten Fällen Verlierer. Die Früchte ihrer Arbeit landeten wieder in<br />
großem Umfang bei der Gegenseite. Diese Niederlagen zeigen sich deutlich<br />
in den prekären Lebenslagen des unteren Drittels der Gesellschaft<br />
und auf den Konten der Normalverdiener, aber kaum – und das ist für<br />
die Zukunft wichtig – in den Köpfen. Die materiellen Niederlagen waren<br />
keine geistigen Niederlagen. Marktversessene Gedanken hat die Bevölkerung,<br />
jedenfalls in Europa, nicht angenommen.<br />
Der systematisch organisierte Versuch einer breitenwirksamen Gehirnwäsche,<br />
an der sich zahlungskräftige Lobbyverbände wie die »Initiative<br />
Neue Soziale Marktwirtschaft«, PR-Agenturen, Wirtschaftsprofessoren,<br />
Fernsehmoderatoren und Zeitungsjournalisten beteiligten,<br />
hat nicht funktioniert. 18 Aus den Europäern sind keine Amerikaner geworden,<br />
die noch in der Gosse ihre Hand aufs Herz legen und die Kraft<br />
des selbstverantwortlichen Bürgers beschwören.<br />
18<br />
Albrecht Müller hat gemeinsam mit seinem Partner Wolfram Lieb auf der<br />
Internetseite www.nachdenkseiten.de das Dunkel dieser Machenschaften immer<br />
wieder beleuchtet. Aber seine Schlussfolgerung, dass die groß angelegte Manipulation<br />
gelungen sei, ist nicht haltbar, weil die Bevölkerung mehrheitlich in den<br />
Grundfragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik ihre eigenen Interessen sehr wohl<br />
zu definieren versteht, auch wenn ihr die praktische Gegenwehr selten gelingt.