Rotes Grün
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Produzenten des Geistes<br />
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in wahre Gelddruckmaschinen verwandeln. So erklären sich die hartnäckigen<br />
Auseinandersetzungen um den Schutz geistigen Eigentums, um<br />
Software-Patente, Verschlüsselungstechnologien und Datensicherheit.<br />
Solche Mittel bleiben aber bisher defensiv und nicht verlässlich, wie Hacker<br />
und Jugendliche jeden Tag beweisen.<br />
Entsprechend drehen sich in der Gegenwart wesentliche Konflikte um<br />
geistiges Eigentum. Diese Konflikte finden von vornherein und immer<br />
im rechtlichen Raum statt. Denn geistiges Eigentum kann überhaupt<br />
nur rechtlich geschützt werden, nie handgreiflich. Bei geistigem Eigentum<br />
ist das Recht nicht die Zivilisierung des Faustrechts wie beim materiellen<br />
Eigentum, sondern die Abwehr des Kommunismus. Das nicht<br />
auszusprechen, ist wohl dem Zeitgeist geschuldet, aber sachlich nicht<br />
geboten, denn in diesem Bereich beginnt, die Möglichkeit einer anderen<br />
Ökonomie aufzuscheinen. Freie Software beweist die Überlegenheit<br />
allgemeiner, nicht warenförmiger Verfügung. Das deutlichste Beispiel<br />
ist das Internet selbst: Alle wichtigen, das Internet begründenden<br />
Programme sind freie Software.<br />
Commonismus ist zum neuen Stichwort geworden, um das emanzipatorische<br />
Potenzial begrifflich zu fassen, das in den fortgeschrittensten<br />
Formen geistiger Arbeit steckt. Der Geist via Internet als weltweites öffentliches<br />
Gut – das war der Beginn. Aber das Neue ist nicht auf den Verbreitungsweg<br />
beschränkt. Es erfasst auch die Produktion, das kreative<br />
Schaffen selbst. Open Design, Open Source und mittlerweile auch Open<br />
Hardware – der Siegeszug der Offenheit ist offenbar unaufhaltsam.<br />
Die Begründung ist einfach: Die Kreativen brauchen den offenen, von<br />
Privatisierung freien, unbehinderten Austausch. Und sie brauchen die<br />
Freiheit, sich des Weltgeistes zu bedienen und Neues zu ersinnen, auch<br />
für ihren Tagesablauf. Denn Kreativität kann man nicht kaufen, sondern<br />
nur ermöglichen. Eben deshalb dürfen und sollen die Beschäftigten<br />
der Trendsetter einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit mit selbst definierten<br />
Projekten verbringen – sie sollen tun, was sie wollen, nicht, was<br />
sie müssen. In privater Form wird wahr, was Utopiker einst forderten:<br />
Offen kommunizieren, partizipieren, teilen, tauschen, kooperieren.<br />
Folglich beginnt sich die Praxis aufzulösen, die noch vor zehn Jahren<br />
die digitale Welt prägte: Standards setzen und verteidigen, patentieren,<br />
Offenheit vermeiden. Diese Art Privatisierung geistiger Produktion beginnt<br />
sich als unterlegen zu zeigen, weil man kollektive Intelligenz nicht