Rotes Grün
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Produzenten des Geistes<br />
101<br />
hältnisse grundlegend ins Rutschen. Hier wanken die bisherigen Gesetze<br />
der Ökonomie und zugleich ihre bürgerlichen Formen. Hier ist tendenziell<br />
alles anders. Der Geist ist freier Commonist, nicht elitärer Bürger.<br />
Die Ökonomie geistiger Produktion zu verstehen ist heute von fundamentaler<br />
Bedeutung. Denn geistige Tätigkeit ist in der Gegenwart<br />
die beherrschende, alles durchdringende wirtschaftliche Aktivität. Und<br />
zweitens sind die Mittel entstanden, um sie voll zur Geltung zu bringen.<br />
Jedes Resultat geistiger Tätigkeit kann heute unmittelbar, extrem kostengünstig,<br />
veränderbar für den individuellen Bedarf und frei zugänglich<br />
für jede Erdenbürgerin und jeden Erdenbürger zum allgemeinen Eigentum<br />
werden.<br />
Die Produktivität, die daraus entspringt, kann kein Privatunternehmen<br />
jemals zustande bringen. Wikipedia, Linux und viele Basisprogramme,<br />
die dem Internet zugrunde liegen, sprechen hier eine klare<br />
Sprache. Alle drei sind in freier Kooperation entstanden und weitgehend<br />
in freier Verfügung geblieben, ohne private Aneignung, ohne Patente.<br />
Und ihr Erfolg bestätigt: Diese Freiheit ist keine Freiheit gegen die<br />
Ökonomie, sondern mit ihr. Denn die Ökonomie des Geistes ist umso<br />
produktiver, je allgemeiner, je weniger privat sie ist.<br />
Geistige Arbeit und geistige Produkte fühlen sich in ihrer bürgerlichen<br />
Eigentumsform nicht wohl. Sie würden produktiver arbeiten und kostengünstiger<br />
wirken, wenn sie ihrer privatwirtschaftlichen Begrenzung<br />
entfliehen könnten. Deshalb zerren sie an ihren Ketten, experimentieren<br />
mit neuen Produktionsverhältnissen, wehren sich gegen den Versuch,<br />
sie in den Grenzen der alten Form zu halten.<br />
Auch das Kapital der im weitesten Sinne Ideen produzierenden Konzerne<br />
kann kaum auf herkömmliche Weise begriffen und bilanziert werden.<br />
Es geht nicht um Anlagen, Fabriken, Grundstücke oder sonstige<br />
fassbare Vermögensgegenstände. Das Kapital besteht eigentlich nur<br />
noch aus der Kreativität und Lernfähigkeit der Menschen, die in solchen<br />
Unternehmen arbeiten, sowie aus ihrem produktiven Zusammenwirken.<br />
In der Wirtschaftswissenschaft wurde schon vor längerer Zeit der<br />
Geist in die Theorie integriert, vor allem in den so genannten Produktionsfunktionen.<br />
In diesen Gleichungssystemen sind die Ergebnisse geistigen<br />
Schaffens, technischer Fortschritt genannt, die eigentlich treibende<br />
Kraft neben Kapital und Arbeit. Aber die Prozedur bleibt begriffslos, weil