27.12.2013 Aufrufe

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ludwig Jahn) angeblich übernahm, um damit ihr Bestreben nach E<strong>in</strong>heit und Freiheit des<br />

deutschen Vaterlandes auszudrücken. In mehreren profunden Untersuchungen hat <strong>der</strong> Historiker<br />

Paul Wentzcke später die Annahme bezüglich <strong>der</strong> Reichsfarben wi<strong>der</strong>legt. Stattdessen<br />

ist eher davon auszugehen, dass Schwarz-Rot-Gold auf die Zeit <strong>der</strong> Befreiungskriege, i. e.<br />

S. auf die Uniformfarben des Lützower Freikorps mit ca. 3000 Anhängern, darunter vorwiegend<br />

Studenten, zurückzuführen ist, nicht aber auf die Farben <strong>der</strong> Landsmannschaft Vandalia<br />

(Rot-Gold). Die erste Fahne <strong>der</strong> Urburschenschaft war rot und schwarz, die Fahne <strong>der</strong><br />

Urburschenschaft, 1815/16 gestiftet von jungen Frauen aus Jena und heute noch als Orig<strong>in</strong>al<br />

im Jenaer Stadtmuseum zu sehen, ist schwarz-rot, mit goldenem Eichenlaub und goldener<br />

Umrandung. Sie wurde am 18. Oktober 1817 von Eduard Graf Keller und August Daniel von<br />

B<strong>in</strong>zer dem Zug <strong>der</strong> ca. 500 Studenten zur Wartburg, unter Teilnahme vieler Landsmannschafter<br />

bzw. Corpsstudenten, vorangetragen. Die Farben Schwarz-Rot-Gold, nun als echte<br />

Trikolore, wurden beim Hambacher Fest am 27. Mai 1832 als Symbol <strong>der</strong> demokratischen<br />

E<strong>in</strong>heits- und Freiheitsbewegung geweiht, schließlich von <strong>der</strong> Nationalversammlung am 31.<br />

Juli 1848 endgültig als die Farben <strong>der</strong> deutschen Flagge anerkannt und zu den deutschen<br />

Nationalfarben erklärt, was sich – mit Ausnahme des Kaiserreichs und <strong>der</strong> NS-Zeit – über die<br />

Weimarer Republik h<strong>in</strong>aus bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Während <strong>der</strong> Weimarer<br />

Republik wurde, im Gegensatz zu den davor im Kaiserreich unter preußischem, i.e.S. unter<br />

Bismarcks E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>geführten Farben Schwarz-Weiß-Rot, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, nach dem damaligen<br />

Scheitern <strong>der</strong> Nationalversammlung von 1848 hier etwas gut zu machen, an die<br />

Paulskirchentradition angeknüpft. Auf den Dreifarb Schwarz-Rot-Gold als Symbol nationaler<br />

E<strong>in</strong>heit wurde nun zurückgegriffen. Die militärische Nie<strong>der</strong>lage von 1918 und die Folgen des<br />

Versailler Friedensdiktats veranlassten bald viele Gegner <strong>der</strong> jungen Weimarer Republik,<br />

unter ihnen studentische Verbände wie die <strong>Deutsche</strong> <strong>Burschenschaft</strong>, als Zeichen <strong>der</strong> Distanz<br />

gegenüber <strong>der</strong> Regierung zum Protest gegen die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung von Schwarz-Rot-Gold.<br />

Die Nationalversammlung beschloss am 3. Juli 1919 <strong>in</strong> Artikel 3 <strong>der</strong> WRV die Festlegung auf<br />

Schwarz-Rot-Gold als Reichs- und Nationalfarben <strong>der</strong> Republik , auf Schwarz-Weiß-Rot als<br />

Handelsflagge mit den Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold <strong>in</strong> <strong>der</strong> oberen Innenecke, <strong>der</strong> Gösch.<br />

1933 kam es zur Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> schwarz-weiß-roten Flagge durch die Nationalsozialisten.<br />

Die Hakenkreuzflagge wurde alle<strong>in</strong>ige Nationalflagge 6 . Noch während <strong>der</strong> NS- Zeit<br />

dachten die Männer des 20. Juli 1944 über e<strong>in</strong> neues Staatssymbol nach; <strong>der</strong> Rechtsanwalt<br />

Dr. Josef Wirmer legte e<strong>in</strong>en allgeme<strong>in</strong> gebilligten Entwurf vor: Die Fahne Deutschlands nach<br />

dem geplanten Putsch vom 20. Juli sollte e<strong>in</strong> schwarzes Kreuz mit goldenem Rand auf rotem<br />

Grund tragen. Damit sollte die Paulskirchentradition mit dem christlichen Erbe verknüpft<br />

werden. Mit dem gescheiterten Attentat schien auch diese Sache zunächst aussichtslos zu<br />

werden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollte <strong>der</strong> Konvent auf Herrenchiemsee<br />

(11. – 23. August 1948) zu den die E<strong>in</strong>heit und Freiheit Deutschlands symbolisierenden Far-<br />

6 Hattenhauer, Hans: Geschichte <strong>der</strong> deutschen Nationalsymbole: Zeichen und Bedeutung. Geschichte und<br />

Staat, Bd. 285, München 2 1990, S. 16-42; Kaupp, Peter: Die Entstehung <strong>der</strong> Bundesfarben Schwarz, Rot Gold.<br />

In: Das Grundgesetz und die Bundesrepublik. Bil<strong>der</strong> und Texte zum Jubiläum, hrsg. v. Wolfgang Benz und D.<br />

Moos, München 1989, S. 78 f.; Wentzcke, Paul: Die deutschen Farben. Ihre Entwicklung und Deutung sowie<br />

ihre Stellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Geschichte, QuD, Bd. 9, Heidelberg 1 1927, 2 1955, hier S. 92-120.<br />

- 5 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!