Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

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eine Reform und Neuorientierung haben 34 . Aus der Gründungsurkunde geht hervor, dass sie „in Sorge um die Einheit und den Fortbestand der Burschenschaftlichen Bewegung von 1815, die in den vergangenen Jahrzehnten in unterschiedliche Gruppierungen zerfallen ist, und in der Erkenntnis, dass die Deutsche Burschenschaft als größter burschenschaftlicher Verband weitere Austritte von Einzelburschenschaften zu befürchten hat“ 35 entstanden ist. Deutschlandgespräche der Jenaischen Burschenschaften Seit Oktober 2006 veranstalten die drei Jenaer Burschenschaften Arminia auf dem Burgkeller, Germania und Teutonia gemeinsam „Deutschland-Gespräche der Jenaischen Burschenschaft“, die auch von zahlreichen Burschenschaften, insbesondere aus dem reformorientierten liberalen Lager besucht werden. Inzwischen geht es hierbei nicht nur um aktuelle politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme, sondern vor allem um burschenschaftliche und verbandspolitische Fragestellungen. Ein Arbeitskreis verbandsfreier Burschenschaften (seit April 2012) befasst sich anlässlich dieser Gespräche mit der Zukunft der Burschenschaft. Daraus entwickelten sich die erstmals am 16. März 2013 von der IBZ veranstalteten und von ca. 100 bis 120 Vertretern aus etwa 40 Burschenschaften besuchten Bonner Märzgespräche, die einen Austausch gleichgesinnter Burschenschaften vorwiegend außerhalb der DB zur Bewertung der aktuellen Lage und zur Erarbeitung konkreter Vorschläge für einen eventuellen neuen Zusammenschluss ermöglichen 36 . Denn Tatsache ist: Seit dem außerordentlichen Burschentag der DB in Stuttgart vom 23. bis zum 25. November 2012 haben mittlerweile 26 Burschenschaften den Dachverband verlassen, weil dieser sich nicht eindeutig von rechtsextremem Gedankengut distanzierte 37 , und versuchen sich nun neu zu orientieren. Der Exodus dürfte dabei noch nicht abgeschlossen sein, es sieht danach aus, als ob weitere Bünde folgen könnten 38 . Quo vadis Burschenschaft? Unbelehrbar zeigte sich auch die Burschenschaft Redaria-Allemannia Rostock, die zum Burschentag 2013 den Antrag stellte, dass neue Mitglieder in die Kategorien „deutsch“, „abendländisch-europäisch“ und „nicht-abendländisch-europäisch“ eingeteilt werden sollten. Hätte sich demnach eine Person aus letzterer Gruppe beworben, so hätte nach den Vorstellungen der Antragstellerin ein von der DB einberufener Rechtsausschuss über die Aufnahme entscheiden müssen. Aufgrund der hohen Publizität in den Medien wurde der Antrag am Frei- 34 Kaupp, Quo vadis (s. Anm. 31), S. 6. 35 Aus der Gründungsurkunde vom 3. März 2012, zit. B. Kaupp, Quo vadis (s. Anm. 31), S. 6. 36 Kaupp, ebd. Der Verf. erwähnt dabei, dass der Vorschlag eines Mitgliedes von Saxo-Silesia Freiburg für eine Reform innerhalb der DB in diesem Kreis auf wenig Gegenliebe stieß. 37 So die Begründung der Frankfurt-Leipziger Burschenschaft Arminia für ihren Austritt aus der DB in der FAZ v. 8.1.2013, S. 40; vgl. Kaupp, Quo vadis (s. Anm. 31), S. 2. 38 So Kaupp, ebd., S. 2-3. Nach einer vom Verf. zitierten Aufstellung v. 20.3.2013 durch einen Vbr. gibt es innerhalb der DB 88, außerhalb der DB 73 deutsche und österreichische, einschließlich nur noch aus einem AHV bestehende Burschenschaften (wobei die Zahl aus Österreich nicht bekannt ist). Für die bundesdeutschen Burschenschaften heißt das: dass es inzwischen mehr Burschenschaften außerhalb (73) als innerhalb der DB (65) gibt, jeweils wieder einschließlich der nur als AHV bestehenden Burschenschaften. Innerhalb der DB wird die Zahl der Aktiven auf etwa 700, die der Alten Herren auf etwa 7000 geschätzt. - 16 -
tag, dem 24. Mai 2013 während des Burschentages zurückgezogen. Es solle, so ein Sprecher der DB, somit keine einheitlichen Aufnahmeregelungen geben. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat den Dachverband DB trotz der Entwicklung in den letzten Jahren weder observiert noch eingegriffen, wenn hierzulande offenbar Menschen ohne deutsche Wurzeln diskriminiert werden, indem Burschenschaften sie immer seltener akzeptieren 39 . Angesichts der bevorstehenden 200-Jahrfeiern der Gründung der Burschenschaft und des ersten Wartburgfestes (2015 bzw. 2017) bleibt daher zu wünschen, dass die ursprünglichen sehr fortschrittlichen, reformorientierten Ziele in Verbindung mit urburschenschaftlichem Gedankengut unter Betonung von „Freiheit, Ehre, Vaterland“ sowie der Achtung von Menschen- und Bürgerrechten (siehe „Grundsätze und Beschlüsse“ von 1817) wieder näher in unser Bewusstsein rücken. Die Burschenschaft hat, wenngleich zum Teil umstritten, über etwa 200 Jahre hinweg doch sehr viel bewegt – auch für unser heutiges politisches Verständnis von Demokratie, und das bis auf den heutigen Tag! Helma Brunck, November 2013 39 Dazu der ausführliche Bericht von Daniel Regnery in www.stern.de vom 24.5.2013 (s. Anm. 33). - 17 -
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