Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

Einige von ihnen hatten bereits der VDB angehört. Da jedes Mitglied bis zur Mensurreife
eingepaukt werden sollte und nicht alle Mitgliedsverbindungen der VDB damit einverstanden
waren, gingen nicht alle zur Neuen DB über, sondern blieben verbandsfrei. In ihrer Satzung
bekannte sich die NeueDB zu den Zielen, das Erbe der Gründerzeit der Burschenschaften
mit neuem Leben zu erfüllen und sich mit den drängenden Themen unserer Zeit in einer
Art und Weise auseinanderzusetzen, die den liberalen und demokratischen urburschenschaftlichen
Traditionen entspricht 28 . Anders als die DB nennt die NeueDB den Begriff „Freiheit“
an erster Stelle ihrer Grundsätze und ihres Dreiklangs: Freiheit – Ehre – Vaterland. Der
Mensch sollte aufgrund dieser Freiheit befähigt werden, für das eigene Leben, für die Gesellschaft
und für die Umwelt Verantwortung zu übernehmen 29 . Als Fundament äußerer Freiheit
betrachtet die NeueDB die freiheitlich-demokratische Grundordnung, wie sie im Grundgesetz
der Bundesrepublik Deutschland angelegt ist, so Artikel 2, Absatz IV. ihrer Satzung. Ihren
Ehrbegriff verbindet sie eng mit der menschlichen Verantwortung, und in Artikel 3, Abs. IV.
ihrer Satzung heißt es dazu: „Unveräußerliches und unantastbares Fundament von Ehre und
Sittlichkeit ist die Würde des Menschen“. Ähnlich klingt es in der Satzung der DB, wo es
heißt: „Die Würde anderer ebenso zu schützen wie die eigene ist für den Burschenschafter
Ehrenpflicht“. Grundlegende Unterschiede gibt es beim Vaterlandsbegriff. Für die NeueDB
stellt das deutsche Vaterland den heimatlichen Verantwortungsbereich des deutschen Volkes
dar. Die politischen Grenzen des Vaterlandes sind für die NeueDB eindeutig die der Bundesrepublik
Deutschland. Dabei tritt die NeueDB für ein Vaterland als Teil der Völkergemeinschaft
ein sowie für das Zusammenwachsen der Nationen Europas. Damit grenzt die NeueDB
die österreichischen Burschenschaften aus, angeblich wegen eines völlig anderen Werdegangs
und einer differenzierten Staatsauffassung 30 . Sie lehnt damit den von der DB im Jahr
1971 zum Verbandsprinzip erhobenen volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff ab. Der Verband
möchte seine studentischen Mitglieder zu wachen und engagierten Staatsbürgern formen,
dazu wurde im Jahr 2001 die NeueDB-Akademie gegründet, die Vorträge und Seminare
in deutschen Universitätsstädten anbietet. Zurzeit gehören der NeuenDB 21 Mitgliedsbünde
an 16 Hochschulen an, zwei weitere gehören zum sogenannten Freundeskreis (nach Stand
im WS 2013/2014: Burschenschaft Alemannia Freiburg, D.St.V. Chamavia Oldenburg). Wie
die DB hält auch die NeueDB jährliche Burschentage an wechselnden Hochschulorten ab.
Auch hier wird jedes Jahr eine neue Vorsitzende Burschenschaft gewählt, deren Amtszeit am
1. Januar des Folgejahres beginnt. Zu den Hauptunterschieden zur DB gehören dabei der
Verzicht auf einen Rechtsausschuss und ein nach der Mitgliederzahl abgestuftes Wahlrecht.
Ihren vereinsrechtlichen Sitz hat die NeueDB in Berlin.
28 Ausführlich dazu: Balder, Burschenschaft (s. Anm. 22), S. 509 f. Die Grundsätze der NeuenDB, also ihre Satzung,
ist in Auszügen abgedruckt in: CDK/CDA (Hg.):Vielfalt und Einheit der deutschen Korporationsverbände,
Der Convent, Schriftenreihe des CDK/CDA, Heft 2, Essen, Oktober 1998, II. Teil: Die deutschen Korporationsverbände
in Selbstdarstellungen und ihre Mitgliedsverbindungen, S. 114-116.
29 Brunck, Helma: Urburschenschaftliches Gedankengut in der Gegenwart, in: Academicus, 9. Jg., SS 2004, S. 28-
34, hier S. 29. So steht es auch in Art. 2, Abs. 1 der Satzung der NeuenDB. Der Dreiklang der DB lautet nach wie
vor: „Ehre – Freiheit – Vaterland.“
30 Balder, Burschenschaft (s. Anm. 23), S. 510; Stucken, Günther: Neue DB und die österreichischen Burschenschaften,
in: Academicus, SS 1997, S. 34 f.
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