27.12.2013 Aufrufe

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

mungen wurde nicht vorbehaltlos akzeptiert und führte zur Spaltung <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> DB. Bekanntes<br />

Beispiel dafür: <strong>der</strong> von ca. 100 Alten <strong>Burschenschaft</strong>ern unterzeichnete Protest des<br />

Völkerrechtsprofessors Hans Wehberg (Marchia Bonn) schon im Jahr 1920 als Reaktion auf<br />

die „Eisenacher Beschlüsse“ über die künftige Nichtaufnahme von Juden neben vielen weiteren<br />

Protesten aus den Reihen <strong>der</strong> Altherrenschaften.<br />

Otto Schwab galt aufgrund se<strong>in</strong>er despotischen Haltung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Führungsspitze als nicht länger<br />

tragbar. Se<strong>in</strong>e Bemühungen um den Ausbau <strong>der</strong> Wehrerziehung und des Wehrsportes<br />

zielten schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Spätphase <strong>der</strong> Weimarer Republik auf e<strong>in</strong>e unverkennbare Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit nationalsozialistischen Zielsetzungen ab. Se<strong>in</strong>e Haltung zur Kameradschaftserziehung<br />

(Anordnung von Wohnkameradschaften nach dem Plan von DSt-Reichsführer Andreas<br />

Feickert 1934) war <strong>der</strong>art umstritten, dass e<strong>in</strong> Wechsel <strong>in</strong> <strong>der</strong> DB-Bundesführung unvermeidlich<br />

wurde. Nachfolger Schwabs wurde am 22. Februar 1935 Hans Oskar Glaun<strong>in</strong>g<br />

(1906-1973), Mitglied <strong>der</strong> Marburger <strong>Burschenschaft</strong> Germania und von Beruf Rechtsanwalt,<br />

<strong>der</strong> auch journalistisch tätig war. Er versuchte, urburschenschaftliches Gedankengut mit den<br />

Ideen des Nationalsozialismus zu verb<strong>in</strong>den, aber er tat es ohne Erfolg! Nach monatelangen<br />

Streitigkeiten mit <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft Studentischer Verbände (GStV) bis zu <strong>der</strong>en Auflösung<br />

im September 1935 schloss Glaun<strong>in</strong>g mit dem NSDStB-Führer <strong>Der</strong>ichsweiler am 5. Oktober<br />

1935 das am 6. Oktober auf e<strong>in</strong>em Burschentag <strong>in</strong> Leipzig genehmigte sogenannte „Plauener<br />

Abkommen“, wonach die DB sich auflösen und ihre <strong>Burschenschaft</strong>en als Kameradschaften<br />

<strong>in</strong> den NSDStB überführen sollte. Nach den bereits erfolgten Auflösungen des KSCV am 19.<br />

September und <strong>der</strong> Alten <strong>Burschenschaft</strong> am 17. Oktober 1935 wurde die DB unter Ablegung<br />

<strong>der</strong> Farben auf <strong>der</strong> Wartburg am 18. Oktober 1935 <strong>in</strong> den NSDStB überführt 21 . Die Altherrenverbände<br />

blieben meistens noch bestehen. Die Selbstauflösung 1935 und die Überführung<br />

<strong>in</strong> NSDStB-Kameradschaften wurden als Rettungsanker zum Überleben verstanden,<br />

zumal – und das beweist die völlige Unfähigkeit <strong>der</strong> NSDStB-Kameradschaftsführer – das<br />

Kameradschaftsleben dann teilweise mit Tolerierung e<strong>in</strong>zelner Gau-Studentenführer, aber<br />

auch heimlich wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die traditionellen korporativen Rituale e<strong>in</strong>mündete. „Phraseologische<br />

Ideologie“, so Bal<strong>der</strong>, Befehl, Gehorsam und Dienstplan sowie reichse<strong>in</strong>heitliche Vorgaben<br />

prägten das NS-Kameradschaftsbild, während die Korporationen ihre eher idealistischen<br />

Wertvorstellungen, geprägt von demokratischen Abstimmungen, erfolgreich verteidigten 22 .<br />

Das trug mit dazu bei, dass sich die Korporationen, darunter die <strong>Burschenschaft</strong>en, denen bis<br />

1945 angeblich 130 Kameradschaften zugeordnet waren, nach dem Zweiten Weltkrieg trotz<br />

größter Vorbehalte <strong>der</strong> Besatzungsmächte relativ bald rekonstituieren konnten 23 .<br />

21 Zu Glaun<strong>in</strong>g vgl. Dvorak, Helge (Hg.): Biographisches Lexikon <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Burschenschaft</strong>, Heidelberg<br />

1996-2005,I/2, S. 139-141; zum weiteren Verlauf vgl. Brunck, <strong>Burschenschaft</strong> (s. Anm. 14), S. 330-368, S. 406-<br />

408, S. 446-451.<br />

22 Brunck, <strong>Burschenschaft</strong>en (s. Anm. 14), S. 13-15, S. 65 f.; dies.: <strong>Burschenschaft</strong> (s. Anm. 14), S. 175-184, S.<br />

296-330; BBl., 33/2 (3.5.1919), S. 25 u. a.; Bal<strong>der</strong>, Hans-Georg: Geschichte <strong>der</strong> <strong>Deutsche</strong>n <strong>Burschenschaft</strong>, Hilden<br />

2006, S. 359 f.<br />

23 Bal<strong>der</strong>, <strong>Burschenschaft</strong> (s. Anm. 22), S. 355-360.<br />

- 11 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!