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Der Demokratiebegriff in der Burschenschaft - Neue Deutsche ...

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kutiert 15 . H<strong>in</strong>zu kamen die hohen Gebietsverluste durch die Friedensdiktate von Versailles<br />

und St. Germa<strong>in</strong> im Jahr 1919. Es folgten sehr harte Bed<strong>in</strong>gungen gerade für Deutschland.<br />

Wirtschaftliche Krisen waren gepaart mit hoher Arbeitslosigkeit auch unter Akademikern <strong>in</strong><br />

vormals krisenfesten Berufen. Im Extremfall kam es damals zum sogenannten Akademikerelend<br />

16 . Von daher lässt sich erklären, warum die <strong>Burschenschaft</strong> zunächst auf die baldige<br />

E<strong>in</strong>berufung e<strong>in</strong>er verfassunggebenden Nationalversammlung ausgerichtet war, von <strong>der</strong> sie<br />

sich e<strong>in</strong>e Regierung im großdeutschen S<strong>in</strong>ne erhoffte. Damit war, wie man <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung<br />

Paul Wentzckes dazu <strong>in</strong> den BBl vom Februar 1919 17 entnehmen kann, die Hoffnung auf e<strong>in</strong><br />

baldiges Parlament verbunden, wie man es sich schon 1848/49 erhofft hatte, wie es aber<br />

lei<strong>der</strong> nie zustande kam. Jetzt wurden Er<strong>in</strong>nerungen an die erste deutsche Revolution wach,<br />

die vor allem – so Wentzcke – vom burschenschaftlichen Geist getragen wurde. Die neue<br />

Nationalversammlung sollte nun – ganz nach dem Vorbild von 1848 – „tragfähige Stützen<br />

zum Aufbau e<strong>in</strong>es neuen Reiches errichten“ 18 , <strong>in</strong> dem „Deutsch-Österreich“ e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle spielen sollte, denn die Gründe, die damals zum kle<strong>in</strong>deutschen Programm führten,<br />

seien – so <strong>der</strong> <strong>Burschenschaft</strong>er und Historiker Wentzcke – verschwunden 19 . Die Friedensdiktate<br />

von Versailles und St. Germa<strong>in</strong> verboten e<strong>in</strong>en bereits am 21. Februar 1919 von <strong>der</strong><br />

Weimarer Nationalversammlung abgesegneten Anschluss Deutsch-Österreichs an das <strong>Deutsche</strong><br />

Reich, wozu auch e<strong>in</strong> Staatsvertrag vere<strong>in</strong>bart wurde 20 .<br />

Kameradschaftserziehung<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Weimarer Republik breitete sich das völkische Denken vor allem bei<br />

den Jungakademikern aller Couleur und verbandsübergreifend rapide aus und eskalierte <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zunehmenden Selbstüberschätzung. <strong>Der</strong> „Geme<strong>in</strong>schaftsgeist“ als Gegenpol zum damals<br />

verachteten akademischen Dünkel und Individualismus mündete <strong>in</strong> den „Kameradschaftsgeist“<br />

und <strong>in</strong> die Kameradschaftserziehung unter <strong>der</strong> Prämisse, dass mit höchster<br />

spartanischer Selbste<strong>in</strong>schränkung und Diszipl<strong>in</strong> sich alle künftigen Probleme geme<strong>in</strong>sam<br />

besser lösen lassen. Die Kameradschaftserziehung wurde von verantwortlichen Vertretern<br />

wie Otto Schwab, e<strong>in</strong>em Kriegstechnik-Dozenten aus Darmstadt (Germania Darmstadt) und<br />

Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> „Akademischen-Flieger-Abteilung <strong>Deutsche</strong>r <strong>Burschenschaft</strong>er e. V.“, mit pädagogischen<br />

Zielen verbunden. Als die Korporationen erkannten, dass es ihnen allmählich an<br />

die Substanz g<strong>in</strong>g, ihnen Couleur- und Fechtbetrieb unmöglich gemacht wurden, zeigten sie<br />

massiven Wi<strong>der</strong>stand. Auch die restlose Durchführung <strong>der</strong> Arier- und Freimaurerbestim-<br />

15 Lönnecker, Harald: Langemarck und die <strong>Deutsche</strong> <strong>Burschenschaft</strong>, <strong>in</strong>: BBl 119/4. (2004), S. 129- 137; Ludwig,<br />

Ra<strong>in</strong>er: „Pflanzt die Säulen des Reichs <strong>in</strong> die Verwesung <strong>der</strong> Welt!“ Zur Geschichte und Konzeption des deutschen<br />

Soldatenfriedhofes Langemarck-Nord , <strong>in</strong>: ebd., S. 117-122; zur späteren Entwicklung: Sanker, Jens-<br />

Markus: „Stahlhelm unser Zeichen, schwarz-weiß-rot das Band“. <strong>Der</strong> Stahlhelm-Studentenr<strong>in</strong>g Langemarck.<br />

Hochschulpolitik <strong>in</strong> Feldgrau 1926-1935, Würzburg 2004.<br />

16 Dazu: Schriftleitung <strong>der</strong> BBl.: Akademikerelend, <strong>in</strong>: BBl 33/3 (1919), S. 42-43. Zum Versailler Vertrag: Kolb,<br />

Eberhard: <strong>Der</strong> Frieden von Versailles, München 2005; Elz, Wolfgang: Versailles und Weimar, <strong>in</strong>: APuZ 50-<br />

51/2008, S. 31-38.<br />

17 Wentzcke, Paul: Die erste deutsche Nationalversammlung, <strong>in</strong>: BBl 33/I, Nr. 6 (1919), S. 88-89.<br />

18 Ebd., S. 89.<br />

19 Ebd.<br />

20 Ebd., S. 297.<br />

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