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Susanne Rau: Merkblatt zur Chronologie - Technische Universität ...

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1<br />

Philosophische Fakultät<br />

Institut für Geschichte<br />

TECHNISCHE<br />

UNIVERSITÄT<br />

DRESDEN<br />

© Dr. <strong>Susanne</strong> <strong>Rau</strong>; 2005<br />

MERKBLATT ZUR CHRONOLOGIE<br />

Astronomische Grundlagen: 1. (mittlerer) Sonnentag = Zeitraum, innerhalb dessen sich die Erde<br />

einmal um die eigene Achse dreht; 24 Stunden – 2. (synodischer) Monat = Zeitraum zwischen zwei<br />

aufeinander folgenden Neumonden (größte Sonnennähe des Mondes); 29 Tage, 12 Stunden, 44<br />

Minuten – 3. (tropisches) Sonnenjahr = Zeitraum, in dem die Erde einmal um die Sonne läuft; 365<br />

(mittlere) Sonnentage, 5 Stunden, 48 Minuten, 46 Sekunden.<br />

Julianisches Jahr (seit 46 v. Ch.) = Orientierung am Sonnenjahr, 365 Tage, Überschuss auf 6<br />

Stunden geschätzt; daher jedes 4. Jahr „Schaltung“ eines zusätzlichen Tages – julianisches<br />

Durchschnittsjahr war 11-12 min. länger als das Sonnenjahr – summierte sich in 1500 Jahren auf 10<br />

Tage „Überschuss“.<br />

Gregorianische Kalenderreform (Gregor XIII.) = Angleichung des Kalenders an das Sonnenjahr<br />

(36 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten, 46 Sekunden); daher ließ man auf den 4. den 15. März 1582<br />

folgen („neuer Stil“) – in vielen protestantischen Territorien und Ländern erst 1700 geändert; in<br />

Nordamerika hielten die Puritaner bis 1752 an der Ungenauigkeit fest; im griechisch-orthodoxen<br />

Russland bis 1918 in Gebrauch.<br />

Sonnenzyklus und Sonntagsbuchstabe = zyklische Wiederkehr (alle 28 Jahre) der Jahre, in denen<br />

die Wochentage auf dieselben Monatsdaten fallen [das Gemeinjahr hat 52 Wochen und 1 Tag; plus<br />

Schaltjahre; daher 7 x 4 = 28]; „Buchstaben“ A bis G als Repräsentanten der 7 Wochentage: 1.<br />

Januar = A etc.; derjenige der Buchstaben, auf welchen der erste Sonntag im Jahr fällt, ist der<br />

Sonntagsbuchstabe; ein Schaltjahr hat 2 SBs (der erste gilt bis 24.2., der zweite ab 25.2.).<br />

Mondzyklus und Goldene Zahl (wurde sie in alten Kalendern in goldener Schrift geschrieben?) =<br />

alle 19 Jahre; in den mit gleichen Zahlen bezeichneten Jahren beginnen die Mondphasen an<br />

denselben Monatsdaten.<br />

Epakten = beruht auf der Einsicht, dass das Mondjahr um 11 Tage kürzer sei als das Sonnenjahr;<br />

während der 365 Tage des Sonnenjahres verlaufen also 12 synodische Mondmonate und 11 Tage;<br />

d.h. in jedem Jahr wächst das Mondalter an jedem beliebigen Datum um 11 Tage; unter „Epakte“<br />

versteht man seit Beda das jedesmalige Mondalter des 22. März (wegen Ostern); der Wechsel der<br />

Epakten fand meist am 1. September statt.<br />

Konkurrenten oder Sonnenepakten = drücken durch die Zahlen 1 bis 7 den Wochentag des 24.<br />

März aus (Sonntag = 1 etc.); die Konkurrenten entsprechen den Sonntagsbuchstaben F, E, D, C, B,<br />

A, G.


2<br />

Clavis paschae = gibt den Abstand eines willkürlich angenommenen Tages (11. März) von der<br />

Ostergrenze (terminus paschalis; Tag des ersten Frühlingsvollmondes; Sonntag nach der sog.<br />

Ostergrenze = Ostersonntag) an; es gab noch andere „Schlüssel“ <strong>zur</strong> Berechnung der Festtage.<br />

Angewandte Formeln bei Datierung nach Inkarnationsjahren: anno ab incarnatione Domini, anno<br />

a nativitate; anno Domini, anno Christi gratie, anno salutis, anno verbi incarnationi, anno orbis<br />

redempti.<br />

Altrömische Tagesbezeichnungen: Kalenden (der 1. des Monats), Nonen (der 5. bzw. 7. des<br />

Monats), Iden ( der 13. bzw. 15. des Monats), wobei in den Monaten März, Mai, Juli und Oktober<br />

der spätere Termin gilt.<br />

Tagesbezeichnung durch Heiligentage: Annunciatio Mariae (25. März); Ascensio Domini<br />

(Himmelfahrt); Carnisprivium novum (Aschermittwoch); Corpus Christi (Fronleichnam); Dies<br />

absolutionis (Gründonnertsag); Dies dominicus / Pascha (Ostersonntag); Dies mysteriorum /<br />

passionis lugubris (Karfreitag); Dies palmarum (Palmsonntag); Dominica adventus Domini I-IV<br />

(Adventssonntage); Dominica quadragesima (Fastensonntag); Dominica quasi modo geniti<br />

(Sonntag nach Ostern); Nativitatis Domini (25. Dezember); Mediana dominica (Sonntag Laetare);<br />

Omnium sanctorum (Allerheiligen); Pascha pentecostes (Pfingsten)...<br />

Wochentagsbezeichnungen:<br />

Sonntag = dominica, dies dominicus, feria prima, dies Solis<br />

Montag = dies lunae, feria secunda, Maendag, Manendag<br />

Dienstag = dies Martis, feria tertia, Erchtag, Zistag, Tinstag, Aftermontag<br />

Mittwoch = dies Mercuris, feria quarta, Wodenstag, media septimana<br />

Donnerstag = dies Jovis, feria quinta, Dorsdag, Pfingstag<br />

Freitag = dies Veneris, feria sexta, Fridach<br />

Samstag = dies Saturni, sabbatum, Saterdag, Sunnabend<br />

Tageseinteilung: (von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, 3-Stunden-Rhythmen im Kloster)<br />

Vier Vigilien (Nachtwachen), Prim (ab 6 Uhr), Terz (ab 9 Uhr), Sext (ab 12 Uhr), Non (ab 15 Uhr),<br />

Vesper (ab 18 Uhr)<br />

DATIERUNGSÜBUNGEN:<br />

1) Berechne die Zahl des Sonnenzyklusses des Jahres 1152.<br />

2) “in vigilia crastini festi Epiphanie 1337” (aufzulösen).<br />

3) “Data VIII. Kal. Iun. anno incarnationis domini DCCCCLV, indictione XVIII, regnante pio rege<br />

Ottone anno XVIII; actum Maitheburg; in dei nomine feliciter amen.”<br />

4) “Data VI. Kal. Maj. anno dominice incarnationis millesimo primo, indictione XIIII, anno vero<br />

tercii Ottonis regnantis V, imperii autem XVII; actum <strong>Rau</strong>ena; feliciter amen.”<br />

Literatur:<br />

HERMANN GROTEFEND: Handbuch der historischen Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der<br />

Neuzeit, Hannover 1872 (Neuauflagen u. d. Titel: Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen<br />

Mittelalters und der Neuzeit, z.B. Hannover 1991 13 )<br />

gez. <strong>Susanne</strong> <strong>Rau</strong>

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