Mai | Juni 2013 - Deutsche Post - Philatelie
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Vorgestellt<br />
Siegel – Hoheitszeichen auf Briefen und Urkunden<br />
Verschlossen und<br />
versiegelt<br />
Vertiefungen in der Siegelplatte<br />
des Dienstsiegels der<br />
<strong>Post</strong> von Thurn und Taxis<br />
formen im Siegellack die<br />
erhabenen Stellen. Das Siegelbild<br />
wird dominiert vom<br />
doppelköpfigen Adler, dem<br />
Wappenvogel des römischdeutschen<br />
Kaisers.<br />
Dienstsiegel werden zur Beurkundung<br />
genutzt und stehen für den amtlichen Charakter<br />
offizieller Dokumente. Unbeschädigte<br />
Siegel auf Briefen zeigen, von wem die<br />
Botschaft kommt und dass sie ungeöffnet übergeben<br />
wird. Die Geschichte der Siegel geht bis in<br />
die Antike zurück und besonders die hoheitlichen Dienstsiegel<br />
von <strong>Post</strong>organisationen sind ausdrucksstarke Spiegelbilder ihrer Zeit.<br />
Jahrhundertelang legten weltliche wie kirchliche<br />
Herrscher großen Wert auf ihr Siegel. Das »sigillum«<br />
– das kleine Bild, wie es aus dem Lateinischen<br />
übersetzt wird – wurde häufig von Goldschmieden<br />
gestaltet. Es zeigte meistens ein Wappen oder<br />
Hoheitszeichen und wurde genutzt, um Urkunden<br />
zu untersiegeln und postalische Sendungen zu<br />
versiegeln. Bereits vor fast 3.400 Jahren soll<br />
der König von Babylon den ägyptischen<br />
König Amenophis IV. gebeten haben, eine<br />
Sendung mit reinem Gold höchstpersönlich<br />
zu beaufsichtigen und zu versiegeln. Eine<br />
frühere, nicht versiegelte Sendung war<br />
unvollständig eingetroffen und nun sollte<br />
das Siegel der Beleg für eine unversehrt<br />
überbrachte Sendung sein.<br />
Siegel – Nachweis der Echtheit<br />
Seitdem diente das herrschaftliche<br />
Siegel auf einem offiziellen<br />
Dokument gleichsam als<br />
Unterschrift des Herrschers<br />
und war<br />
Nachweis für die<br />
Echtheit eines<br />
Dokuments. Eine<br />
Funktion, die bis<br />
heute erhalten ist, beispielsweise<br />
bei der Beglaubigung<br />
persönlicher Dokumente, und<br />
sogar begrifflich existiert: Die untersiegelten<br />
Urkunden, auf Latein die »literae<br />
patentes«, werden kreativen Köpfen als<br />
gewerbliche Schutzrechte ihrer Erfindung<br />
überreicht und daher kommt<br />
der Begriff »Patent«. Die Formen, ein<br />
Siegel aufzubringen, waren und sind vielfältig. Neben<br />
Lack- und Wachssiegeln, bei denen die Siegelplatte in<br />
eine heiße, flüssige Masse gedrückt wird, gibt es Farbsiegel,<br />
die wie ein Stempel verwendet werden, sowie<br />
Trockensiegel, die ihr Motiv in Urkundenpapier prägen.<br />
Der Begriff »Siegel« wird sowohl für den Stempel<br />
(Petschaft) als auch für den Abdruck verwendet.<br />
Für einen Aufschwung des Siegelwesens sorgte im<br />
16. Jahrhundert die Einführung eines geordneten<br />
<strong>Post</strong>verkehrs. Das Briefaufkommen wuchs in den<br />
deutschen Ländern stark an und für den Briefversand<br />
mussten sämtliche Sendungen versiegelt werden. Ein<br />
Siegel sollte den Briefinhalt<br />
geheim halten<br />
und galt als Beweis<br />
dafür, dass ein Brief<br />
tatsächlich vom Inhaber<br />
des verwendeten<br />
Siegels stammte.<br />
Preußen ließ erst<br />
1849 die postalische<br />
Siegelpflicht für<br />
gewöhnliche Briefe<br />
fallen. Als dann 1855<br />
in Deutschland die<br />
ersten gummierten,<br />
sicher verschließbaren<br />
Briefumschläge hergestellt<br />
wurden, verlor<br />
für viele <strong>Post</strong>kunden<br />
das Siegeln an Bedeutung.<br />
Nicht so im<br />
Briefmarke mit Abbildungen zweier<br />
Stadtsiegel (Bund MiNr. 2615)<br />
Das Goldsiegel des römischdeutschen<br />
Kaisers Karl IV. (Bund<br />
MiNr. 2511)<br />
internen <strong>Post</strong>betrieb. Dort mussten Briefbeutel und<br />
Wertsendungen weiterhin generell mit Siegeln verschlossen<br />
werden und <strong>Post</strong>meister und <strong>Post</strong>illion hatten<br />
deren Unversehrtheit bei der Übergabe zu prüfen.<br />
Ein deutscher <strong>Post</strong>bote überbringt einen<br />
versiegelten Brief (15. Jahrhundert).