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Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

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Häßliche ist demnach etwas rein Negatives (privatio boni) und steht also der<br />

Schönheit der Schöpfung nicht als eine positive und gleichsam aggressiv wirkende<br />

feindliche Macht gegenüber. Gerade die Fehlerhaftigkeit einer Natur lehrt vielmehr<br />

den Wert und die Schönheit der unversehrten, vollkommenen Natur recht schätzen. 1<br />

Hierzu kommt aber, daß der Mensch, wenn er über die allgemeine Schönheit der<br />

Welt richtig urteilen will, nicht bei der leidvollen und widrigen Erfahrung an einem<br />

einzelnen Dinge stehen bleiben darf. Er darf die Geschöpfe nicht als aus ihrem<br />

natürlichen Zusammenhange herausgerissene Einzeldinge betrachten, sondern er<br />

muß die Welt als ein Ganzes und als ein einheitliches Kunstwerk ansehen: quia ex<br />

omnibus consistit universitatis admirabilis pulchritudo. 2 Überschaut aber der<br />

Mensch, soviel er vermag, die Schöpfung als Universum, d. h. als Einheit –<br />

Universum ab unitate nomen accepit 3 –, dann wird er erkennen, daß das sogenannte<br />

Übel der allgemeinen Weltschönheit nicht widerspricht; dann wird er im Gegenteil<br />

vielleicht ahnen, wie sehr dasjenige, was ihm vorher unvollkommen und<br />

disharmonisch erschien, gerade zu der Schönheit des Alls beiträgt. Denn die<br />

göttliche Weisheit und Kunst hat das Schlechte so unter den Weltdingen angeordnet,<br />

daß dadurch nach dem ästhetischen Gesetze der Kontrastwirkung das Bessere und<br />

Schönere in einem um so hellerem Lichte strahle. 4<br />

1<br />

de lib. arb. l. 3, c. 13, n. 38: …Ex quo colligitur contra naturam esse omne vitium, etiam ejus rei<br />

cujus est vitium. Quapropter, quoniam in quacumque re non vituperatur nisi vitium, ideo autem<br />

vitium est, quia contra naturam ejus rei est cujus est vitium, nullius rei recte vituperatur vitium, nisi<br />

cujus natura laudatur. Non enim tibi recte in vitio displicet, nisi quia vitiat quod in natura placet; – ib.<br />

c. 14, n. 41 ; de civ. Dei l. 12, c. 1, n. 3.<br />

2<br />

enchir. c. 10.<br />

3<br />

de gen. contra Man. l. 1, c. 21, n. 32.<br />

4<br />

enchir, c. 11: In qua (sc. pulchritudine universitatis) etiam illud, quod malum dicitur, bene<br />

ordinatum et loco suo posi[51]tum eminentius commendat bona, ut magis placeant et laudabiliora<br />

sint, dum comparantur malis; – vgl. de ordine l. 2, c. 4, n. 12 – n. 1 3 ; contra adv. leg. et proph. c.<br />

4, n. 6.

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