Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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49<br />
Gottes und es war darum unmöglich, daß sie, wie es dem Menschen vorkam, nicht in<br />
allem schön sei. Hier konnte das menschliche Empfinden nicht mehr maßgebend<br />
sein; die allgemeine Weltschönheit mußte eine den Menschengeist weit überragende<br />
sein, und der einzig angemessene Maßstab zu ihrer Beurteilung konnte nur der<br />
ewige, unendliche Plan des weltschaffenden Künstlers selbst, die unergründbare göttliche<br />
Weisheit und Vorsehung sein.<br />
Bei der absoluten Transcendenz der Weltschönheit konnte sich Augustin aber nicht<br />
beruhigen; er mußte sie vielmehr sich wenigstens einigermaßen zu erklären<br />
versuchen, um sie gegenüber den täglich in dem Leid und der Sünde sich<br />
handgreiflich aufdrängenden Unvollkommenheiten und Disharmonien behaupten<br />
zu können.<br />
Von vorneherein, so überlegt darum Augustin, ist zu bedenken, daß wir Menschen<br />
manches schlecht und häßlich nennen, was nur im Vergleich zu einem Besseren und<br />
Schöneren weniger gut und schön ist, an sich betrachtet jedoch untadelig ist. 1 Das<br />
wirklich Schlechte (vitium) aber ist nichts Substantielles, keine Natur, sondern gegen<br />
die Natur; es ist ein Zurückbleiben hinter der dem Dinge nach seiner Idee<br />
zukommenden Seinsvollkommenheit. 2 Soweit aber das fehlerhafte und verdorbene<br />
Ding noch Natur und Substanz ist, hat es auch noch eine gewisse Form und<br />
Schönheit 3 ; es ist durch seinen Fehler nur zu einem niedrigeren Grade <strong>von</strong><br />
Schönheit herabgestürzt. 4 Das Schlechte und<br />
1<br />
de vera rel. c. 40, n. 74; de natura boni c. 14; ib. c. 23.<br />
2<br />
de lib. arb. l. 3, c. 13, n. 38; ib. c. 14, n . 4 1 ; de vera rel. c. 23, n. 44; contra adv. leg. et proph. c. 5,<br />
n. 7.<br />
3<br />
de mus. l. 6, c. 17, n. 56; de lib. arb. l. 2, c. 17, n 46; de vera rel. c. 20, n. 40; de div. quaest. 83 qu. 6;<br />
de nat. boni c. 23: Ubi nullus modus, nulla species, nullus ordo est, nulluni bonum, nulla n a t u r a est.<br />
4<br />
de vera rel. c. 41, n. 77: Defectu autem suo in pulchritudines corruptibiliores … praecipitatur.