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Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

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der augustinischen Theodicee. In ihnen ist aber außerdem noch der Gedanke<br />

ausgesprochen, daß das Zahlenmäßigsein, d. i. das Gestaltet- und Schönsein das<br />

Wesen des Seienden überhaupt ausmache, und daß deshalb jedes Geschöpf als<br />

solches eine Wirkung und ein Siegel der ewigen Urzahl darstelle. Die unendliche<br />

Schönheit Gottes offenbart sich demgemäß nicht nur in dem eigentlichen, dem<br />

„ergötzenden“ Schönen – da „lächelt sie freundlich entgegen“ –, sondern sie zeigt<br />

sich in jedem Seienden als solchem und in der ganzen Schöpfung überhaupt. Dieser<br />

Gedanke ist jedoch letzthin nur die spekulativ theologische Durchbildung der geschilderten<br />

mehr gefühlsmäßigen, mystischen Naturbetrachtung Augustins. Denn<br />

der strenge Monismus der christlichen Theologie, den Augustin durch seinen<br />

polemischen Gegensatz zu dem manichäischen Dualismus ganz besonders stark<br />

betonte, forderte mit notwendiger Konsequenz, daß, sobald Gott einmal als die<br />

„Schönheit über alle Schönheit“ erfaßt und vorgestellt wurde, die Welt als die reine,<br />

absolute Wirkung, als die S chöpfu ng dieses Gottes in allen ihren Teilen und in<br />

universo schön sein muß.<br />

Nun aber stand es gerade für Augustin mit seinem offenen Wirklichkeitssinn und<br />

seiner tiefen Lebenserfahrung ganz außer Frage, daß diese Welt, so wie sie dem<br />

Menschen erscheint, keineswegs sich in allem als schön erweist. Vielmehr drängte<br />

<strong>von</strong> allen Enden das Verwelken und Sterben und Leiden des Naturlebens sich vor<br />

sein feinfühlendes Auge. Und wie war es in der „kleinen Welt“ der menschlichen<br />

Seele? Sein eigenes Leben war ihm da ein eindrucksvolles Beispiel, zu welcher Wüste<br />

<strong>von</strong> ödem Überdruß und wilder Zersplitterung die ungezügelte Begierde, die Sünde<br />

das menschliche Herz wandeln konnte. Trotzdem blieb aber diese Welt voll Leid und<br />

Sünde die Schöpfung des als die Urschönheit ergriffenen und vorgestellten

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