Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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46<br />
Diese einfache Stimmung hüllt Augustin auch gerne in das faltige Gewand<br />
pythagoreisch-platonischer Metaphysik. Vor allem ist nämlich in den früheren philosophischen<br />
Schriften 1 häufig ausgeführt, daß alles was ist, insoweit es ein Seiendes ist,<br />
auch ein Gestaltetes (formatum, formosum) ist, und daß gerade in dem Gestaltetsein<br />
die Abhängigkeitsbeziehung des Seienden zu dem Schöpfer, dem formosissimus und<br />
der forma speciosissima 2 , sich besonders deutlich zeigt. Diesen Gedanken erklärt sich<br />
Augustin näher dadurch, daß er als einfachstes Element und letztes Prinzip aller<br />
Form und Schönheit die Z ahl annimmt, so daß also für ihn Sein, Gestaltetsein und<br />
Zahlenmäßigsein (numerosum esse) dasselbe bedeutet. Die ganze Schöpfung, <strong>von</strong><br />
der höchsten bis zur niedrigsten Seinsstufe, ist durchdrungen <strong>von</strong> der alles<br />
gestaltenden Macht der Zahl. Denn was immer an dem ruhenden Körper oder an<br />
den Bewegungen der Lebewesen die menschlichen Sinne ergötzt, es ist das<br />
Zahlenmäßigsein, d. h. das Harmonische und Rhythmische, was den sinnlichen<br />
Gegenstand zu einem lustvollen und schönen macht. Aber auch der menschliche<br />
Geist ist <strong>von</strong> der Zahl beherrscht; denn wie könnte er das sinnliche Schöne draußen<br />
erfassen und werten, wenn er nicht in sich<br />
1<br />
vgl. de ordine l. 2 , c. 15, n. 42 – n. 4 3 ; ib. c. 19, n. 49 – n. 50; de mus. l. 1, passim; ib. l. 6,<br />
passim; de lib. arb. l. 2, c. 8, n. 20 – n. 2 4 ; – ib. c. 1 1 , n. 30 – n. 3 2 ; i b . c. 1 6 , n. 4 1 – c. 17, n.<br />
4 6 ; de vera rel. c. 11, n. 2 1 ; ib. c. 18, n. 35 – n. 3 6 ; ib. c. 40, n. 7 4 ; ib. c. 42, n. 79.<br />
2<br />
de vera rel. c. 11, n. 2 1 ; ib. c. 18, n. 3 5 ; de fide et symb. c. 2, n. 2; conf. l. 1, c. 7, n. 12.