Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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41<br />
derartiger Stimmungen modifizierte sich für Augustin die als Inbegriff aller Wonne<br />
und Seligkeit ersehnte und in der Innenschau wirklich verkostete göttliche Wahrheit<br />
zur „Schönheit über alle Schönheit“ 1 und so wird die mystische Verzückung der Seele<br />
in der Gotteserfahrung selbst zu einem ästhetischen Erlebnis: er nennt sie „ein<br />
Emporgerissenwerden <strong>von</strong> der Schönheit Gottes“. 2<br />
Die Bezeichnung des göttlichen Wesens als Urschönheit bedeutet demnach zunächst<br />
und eigentlich bei Augustin nichts mehr als etwa auch die Bezeichnungen: „meine<br />
innere Süßigkeit“ 3 , „du wahre und höchste Lieblichkeit“ 4 , „meine späte Freude“ 5<br />
u.a.; nur scheint sich in ihr mehr das Bestreben auszudrücken, das im genießenden<br />
Subjekt lebende Gefühl der Beseligung und Verzückung gleichsam zu objektivieren,<br />
d. h. als eine am „verkosteten“ Objekt haftende Eigenschaft, d. i. hier als Schönheit<br />
sich gegenüberzustellen. So erhält es auch einen Sinn, wenn Augustin,<br />
1<br />
conf. l. 3, c. 6, n. 10: Pulchritudo pulchrorum omnium. – Dieser Ausdruck ist nicht kausal gleich:<br />
Schönheit, welche die Ursache alles geschöpflichen Schönen ist, aufzufassen, wie G . L o e s c h e<br />
annimmt (De Augustino plotinizante, Jena 1880, S. 48), und deshalb auch nicht mit: „Schönheit alles<br />
Schönen“ zu übersetzen, wie z. B . K a u t z (D. Bek. d. hl. A., Arnsberg 1840) und O . F .<br />
L a c h m a n n (D. Bek. d. hl. A., Leipzig, Reclam) übersetzen. Denn der Zusammenhang (vgl. l. c.<br />
Pater summe bone, vita animae meae etc.) weist darauf hin, daß hier allein die unendliche<br />
Vollkommenheit Gottes gegenüber der unzulänglichen Welt betont werden soll.<br />
2<br />
conf l. 7, c. 17, n. 23: … rapiebar ad te decore tuo.<br />
3<br />
en. in ps. 41, n. 10; de civ. Dei l. 11, c. 25.<br />
4<br />
conf. l. 9, c. 1, n. 1: Vera tu et summa suavitas.<br />
5<br />
ib. l. 2, c. 2, n. 2: O tardum gaudium meum.