Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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40<br />
er den als „unsagbare innere Süßigkeit“ ergriffenen Gott der Wahrheit sich als die<br />
„Urschönheit“ denken konnte. Denn die Gefühle der Wonne und Beseligung, die<br />
ihn bei der mystischen Vertiefung zu der im Inneren wohnenden unwandelbaren<br />
Wahrheit erfüllten, machte er sich deutlich als ästhetische Lustgefühle: Das Forschen<br />
nach der Wahrheit ist ein Lauschen mit den Ohren des Herzens auf die innere<br />
Melodie der süßen Wahrheit; 1 und wer auf dem Wege der Verinnerung zu der im<br />
Herzen aufgeschlagenen Wohnung der göttlichen Wahrheit emporsteigt, dem tönt es<br />
aus dem Heiligtum Gottes entgegen wie süße, sanfte Musik 2 , sodaß er, <strong>von</strong> dem<br />
Zauber des inneren geistigen Klanges gezogen, ins Innere hingerissen wird (ductus<br />
interioris et intelligibilis soni jucunditate, ut ... in interiora raperetur). 3 Wie soll man<br />
auch die Gefühle ausdrücken, die das Herz bewegen, wenn es seines Gottes inne<br />
wird? „Was liebe ich, wenn ich Dich liebe? Nicht körperliche Schönheit noch zeitliche<br />
Anmut, nicht das helle Tageslicht, das so freundlich unseren Augen scheint, nicht<br />
süssen Wohllaut, der in tausend Weisen unser Ohr trifft, nicht den Duft <strong>von</strong> Blumen<br />
und Salben und Spezereien, nicht Manna und Honig, nicht reizende Glieder, die zur<br />
Liebkosung einladen: Dies alles liebe ich nicht, wenn ich meinen Gott liebe. U nd<br />
doch l iebe i ch wie eine Art v o n Licht u nd Klang und Duft und<br />
Süssigkeit und Liebkosung, wenn ich meinen Gott liebe, der Licht und Klang und<br />
Duft und Süssigkeit und Liebkosung meines inneren Menschen ist.“ 4 – Auf dem<br />
Wege<br />
1<br />
conf. l. 4, c 15, n. 27: ...volvens apud me corporalia figmenta obstrepentia cordis mei auribus, quas<br />
intendebam, d u l c i s veritas, in i n t e r i o r e m m e l o d i a m tuam.<br />
2<br />
en. in ps. 41, n. 9.<br />
3<br />
ib. n. 10.<br />
4<br />
Nach der Übersetzung <strong>von</strong> G. v. H e r t l i n g , conf. l. 10, c. 6, n. 8: Quid autem amo, cum te amo?<br />
Non speciem corporis, nec decus temporis, nec candorem lucis ecce istis amicum [41] oculis, non<br />
dulces melodias cantilenarum omnimodarum, non florum et unguentorum et aromatum<br />
suaveolentiam, non manna et mella, non membra acceptabilia carnis amplexibus. Non haec amo, cum<br />
amo Deum meum; et tamen amo quamdam lucem, et quamdam vocem, et quemdam odorem, et<br />
quemdam cibum, et quemdam amplexum, cum amo Deum meum, lucem, vocem, odorem, cibum,<br />
amplexum interioris hominis mei; – vgl. de lib. arb. l. 2, c. 13, n. 35 (!).