Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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39<br />
Blitzartige dieses Zustandes zur Ewigkeit sich dehnen würde, es wäre das höchste<br />
glückselige Leben. 1<br />
Aus dieser Auseinanderlegung der Begriffe veritas incommutabilis und lux ist<br />
deutlich geworden, daß die dem hl. Augustin eigentümliche Auffassung des göttlichen<br />
Wesens, in welcher er Gott als das unwandelbare Licht der Wahrheit ergreift,<br />
eine durchaus ethische ist und <strong>von</strong> einem heißen Gefühlsleben getragen wird. In<br />
jeder Menschenseele wohnt in geheimnisvoller und doch unmittelbarer<br />
„öffentlicher“ Weise Gott 2 ; auf dem Wege der Versenkung ins eigene Ich wird dieser<br />
„innere Gott“ in einem unsagbar wonnevollen Erlebnis als das Licht der<br />
unwandelbaren Wahrheit erfaßt. Diese Wahrheit ist nämlich nicht etwas bloß auf den<br />
Verstand sich Beziehendes, etwas abstrakt Theoretisches, sondern sie ist der tiefe<br />
Grund und die einzige endliche Befriedigung des die ganze Menschheit beherrschenden<br />
Glückseligkeitstriebes; – sie ist das summum bonum, der Inbegriff aller<br />
Lust und Seligkeit.<br />
Vergegenwärtigt man sich nun die im vorhergehenden Kapitel dargestellte<br />
Denkweise Augustins, wonach er das Lustvolle und Beseligende sich vornehmlich als<br />
das Schöne vorstellte, dann wird es verständlich, wie<br />
1<br />
s. die großartige Schilderung in conf. l. 9, c. 10, n. 25: . . . Si c o n t i n u e t u r hoc et subtrahantur<br />
aliae visiones longe imparis generis, et haec una rapiat et absorbeat et recondat in interiora gaudia<br />
spectatorem suum, ut t a l i s sit s e m p i t e r n a vita, q u a l e fuit h o c m o m e n t u m intelligentiae, cui<br />
suspiravimus: nonne hoc est: ‚Intra in gaudium Domini tui!‘ – ib. l. 10, c. 40, n. 65.<br />
2<br />
vgl. de lib. arb. l. 2, c. 12, n. 33: … quam (sc. veritatem incommutabilem) non possis dicere tuam vel<br />
meam vel cujusdam hominis, sed Omnibus incommutabilia vera cernentibus tanquam m i r i s m o d i s<br />
s e c r e t u m et pub l i c u m lumen praesto esse ac se praebere; – de mus. l. 6, c. 1, n. 1: … Deus, qui<br />
humanis mentibus nulla natura interposita praesidet; de util. cred. c. 15, n. 33: Cum enim sapiens sit<br />
Deo ita mente conjunctus, ut nihil interponatur quod separet – Deus enim veritas est, nec ullo pacto<br />
sapiens quisquam est, si non veritatem mente contingat – , … etc.