26.12.2013 Aufrufe

Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

29<br />

bäudes, der prinzipielle Dualismus, vor seinem forschenden Geiste ins Wanken<br />

geriet, da sagte er sich endlich nach neunjährigem Ringen <strong>von</strong> der Sekte los. Was<br />

sollte aber jetzt an die Stelle der überwundenen Lehre treten? Mit der kritischen<br />

Ablehnung des Manichäismus hatte sich in ihm nicht zugleich eine neue positive<br />

Überzeugung durc<strong>hg</strong>esetzt; Augustin stand da vor dem geistigen Nichts. „Er mühte<br />

sich ab, durchlief immer wieder die gleichen Gedanken“ und schwankte zwischen der<br />

Hoffnung: Cras inveniam! und dem Skeptizismus der Akademie: O magni vivi<br />

Academici! nihil ad agendam vitam certi comprehendi potest. 1<br />

Augustin war in die kritische Periode seines Geisteslebens eingetreten. Es ist nun<br />

für die Eigenart seines Denkens sehr bezeichnend, wie er sich aus dieser skeptischen<br />

Stimmung herausringt. Er konnte nämlich nicht mehr wie die große Philosophie der<br />

klassischen Vorzeit die Garantie für die Möglichkeit und Wahrheit des menschlichen<br />

Erkennens in objektiven, außerhalb des erkennenden Subjekts liegenden Gründen,<br />

den Ideen oder Formen der Dinge, finden; sondern die im vorigen Kapitel als<br />

subjektiv ethisch charakterisierte Natur seines Denkens drängte sich hier so mächtig<br />

vor, daß bei ihm das rein theoretische Interesse für die Begründung der Richtigkeit<br />

der Wahrheitserkenntnis völlig zurückgedrängt wurde <strong>von</strong> der heißen Sehnsucht<br />

nach dem Besitz der Wahrheit. 2 Er konnte die Wahrheit nur<br />

1<br />

conf. l. 6, c. 11, n. 18.<br />

2<br />

G. v. H e r t l i n g , a. a. O. S. 2 8 : „Denn zuletzt handelte es sich für ihn gar nicht um die bloße<br />

Lösung theoretischer Fragen. Die Wahrheit, nach der er so emsig suchte, so leidenschaftlich<br />

verlangte, sie sollte ihm zugleich Unterpfand des Glücks sein und dauernde Befriedigung des<br />

Herzens. Womit er sich abmühte seit den Tagen seiner Jugend, das war nicht etwa nur ein Problem<br />

des Verstandes, sondern ganz ebenso oder noch weit mehr ein Problem des Willens und der Tat. Das<br />

Ziel der Erkenntnis, dem er zustrebte, erschien ihm <strong>von</strong> Anfang an zugleich als die Norm, nach der er<br />

sein Leben zu gestalten habe. Und je höher sein Erkenntnisideal war: die [30] absolute Wahrheit in<br />

fleckenloser Klarheit erfaßt, desto ungenügender erschien ihm alles, was das Leben an Gütern zu<br />

bieten hatte, desto notwendiger der Verzicht auf alles, wozu die erdwärts gekehrte Leidenschaft ihn<br />

hinzog.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!