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Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

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und allgemeinste, d. h. die an den meisten psychischen Akten mitbeteiligte<br />

Erscheinung des Seelenlebens ist. Das erste nämlich, was sich in der seelischen<br />

Entwicklung des Menschen zeigt, sind, soweit man beobachten könne,<br />

Gefühlsregungen, Lust- und Unlustgefühle, wie sie sich in dem Lachen und Weinen<br />

der kleinen Kinder äußeren. 1 Allmählich keimen zwar auch die höheren Kräfte in<br />

der kindlichen Seele auf; aber sie alle wurzeln gleichsam in dem Gefühlsleben als in<br />

ihrem Mutterboden. 2 Das Gefühl – so ergibt sich für Augustin – ist der Grundfaktor<br />

des psychischen Lebens. Denn das ganze menschliche Sein ist beherrscht <strong>von</strong> dem<br />

Streben nach Lust, bezw. <strong>von</strong> seinem Korrelate, dem Fliehen des Unlustvollen.<br />

Dieser gewaltige Trieb ist für die menschliche Seele, was etwa für die anorganische<br />

Natur die S chwerkraft ist: ein alles umfassendes, unwiderstehliches Naturgesetz. 3<br />

Darum ist das Streben nach Lust nicht etwa auf den sinnlichen Teil des Menschen<br />

beschränkt, sondern auch der Geist steht unter der Macht dieses allgemein<br />

geltenden Gesetzes: es gibt auch rein geistige Naturtriebe und Affekte, z. B. der<br />

Trieb nach dem Ewigen und Göttlichen. 4<br />

1<br />

conf. l. 1, c. 6, n. 7 und n. 8.<br />

2<br />

ib. c. 7, n. 11 und c. 8. n. 13.<br />

3<br />

de civ. Dei l. 11, c. 28 (!); de mus. l. 6, c. 11, n. 29: Delectatio quippe quasi p o n d u s est animae; –<br />

vgl. en. in ps. 7, n. 9: Finis curae delectatio est, quia eo quisque curis et cogitationibus nititur, ut ad<br />

suam delectationem perveniat; vgl. epist. 55, c. 10, n. 18; de civ. Dei l. 19, c. 12.<br />

4<br />

Ausführliche Belege bei H a m m a , Die Lehre des hl. Augustinus über die Concupiszenz, in Theol.<br />

Quartalschrift, Tübingen Jahrg. 1873, S. 427–436.

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