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Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

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18<br />

kalokagajía wurde zum Ausdrucke der inneren sittlichen Vollkommenheit, der<br />

„Seelenschönheit“. Die äußere Schönheit ist eine sekundäre und nur scheinhaft;<br />

wahrhaft schön ist allein der Geist. Die Seele ist aber schön durch die Tugend; denn<br />

gleichwie die äußere sinnliche Schönheit durch das Ebenmaß und die Harmonie des<br />

Stoffes bestimmt ist, so ist die Tugend schön durch das in ihr begründete<br />

harmonische Verhältnis der Seelenvermögen zu einander. Am vollkommensten<br />

bewirken diese Seelenharmonie und die höchsten und schönsten Tugenden sind<br />

darum die Gerechtigkeit und die Weisheit, da sie alle einzelnen Tugenden zu einer<br />

großen schönen Einheit des Lebens in der Einzelseele wie im Gemeinwesen ordnen.<br />

Auch die Kunst ist um so höher und schöner, je mehr sie zur Erziehung und Hebung<br />

der Seelenschönheit dienlich ist. – Solche Gedanken bleiben in der ganzen<br />

griechischen Philosophie bis hin zu den Neuplatonikern lebendig; 1 und man hat<br />

gerade in dieser engen Verbindung des Ästhetischen und Ethischen den charakteristischen<br />

Ausdruck des hellenischen Geisteswesens gesehen. 2<br />

Augustin steht noch völlig in dem Banne dieser überlieferten Denkweise. Die wahre<br />

Schönheit ist auch<br />

1<br />

Belegstellen bei J o s . J u n g m a n n , Ästhetik, Freiburg i. B. 1884, S. 37–41; – vgl. T h e o b .<br />

Z i e g l e r , Gesch. der Ethik, Bonn 1881, Bd. 1, S. 244: „Die Harmonie und das Maß ist geradezu das<br />

Grundprinzip der ganzen griechischen Moral. Das gilt ebenso <strong>von</strong> ihrer allerfrühesten Form bei den<br />

Pythagoreern wie <strong>von</strong> dem klassischen Zeugen der griechischen Ethik und der griechischen<br />

Sittlichkeit, <strong>von</strong> Aristoteles, der ja Maß und Mitte zum Kriterium aller Tugend und alles Tugendstrebens<br />

gemacht hat; und selbst noch in die weltflüchtige Moral der Mystik leuchtet die Sonne der<br />

griechischen Harmonie und Schönheit erfreulich herein, sodaß sie noch immer eine natürliche und<br />

schöne bleibt.“<br />

2<br />

vgl. z. B. H . F . M ü l l e r , Die Lehre vom Schönen bei Plotin, in Philos. Monatshefte, Jahrg. 1876, S.<br />

213: „Den Geist antiker Spekulation charakterisiert es, daß er <strong>von</strong> dem Schönen nicht anders als in<br />

seiner Beziehung zum Guten reden kann.“

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