Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS
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14<br />
lich und am tiefsten wirkte das Schöne auf ihn als lebendige maßvolle Bewegung, –<br />
als Rhythmus; der Rhythmus aber latine nihil aliud quam numerus dici potuit. 1<br />
Wohin das Auge sich in der Natur auch wenden mag, <strong>von</strong> allen Enden winkt (innuat)<br />
ihm die Schönheit zu. 2 Es ist nicht möglich, mit Worten die mannigfache wunderbare<br />
Schönheit der Schöpfung zu schildern, wie sie der Mensch schaut und genießt in<br />
dem Glanze des unendlichen Lichthimmels, in dem prächtigen Farbenspiel des<br />
sanftwogenden Meeres und in den grünen Wäldern, den duftenden Blumen und<br />
dem Gesang der Vögel auf der Erde. 3 Das Leiden und Sterben in der Natur kann das<br />
aus allem strahlende Licht dieser Schönheit nicht trüben. Vielmehr, gleichwie in der<br />
wohlgesetzten Rede die Silben und Töne in künstlerisch geordneten Intervallen<br />
auftauchen und wieder verklingen, so bewegt der göttliche Künstler durch die<br />
gesetzmäßige Folge <strong>von</strong> Werden und Vergehen das All in wunderbarem Rhythmus,<br />
sodaß seine Schönheit dahinströmt (excurrat) velut magnum carmen cujusdam<br />
ineffabilis modulatoris. 4 Wenn wir Menschen diesen Allrhythmus fühlend<br />
wahrnehmen könnten (sentiremus), wir würden hinschmelzen vor unsäglicher Lust:<br />
Non enim frustra per prophetam ... de Deo: Qui profert numerose saeculum. 5 An<br />
einem Punkte der Schöpfung jedoch offenbart sich auch dem menschlichen Sinne<br />
die alles durchdringende Kraft der der Zahl und des Rhythmus, nämlich in den<br />
Lebens-<br />
1<br />
de ordine l. 2, c. 14, n. 40; vgl. de mus. l. 3, c. 1, n. 2: ... rhythmus, i d e s t numerus.<br />
2<br />
de ordine l.1, c. 8, n. 25.<br />
3<br />
s. die großartige Schilderung in de civ. Dei l. 22, c. 24, n. 5.<br />
4<br />
epist. 138, c. 1, n. 5; vgl. de mus. l. 6, c. 11, n. 29; de civ. Dei l. 11, c. 18. – de natura boni contra<br />
Man. c. 8; contra Secund. Man. c. 15; etc; – s. unten im 5. Kapitel.<br />
5<br />
epist. 166, c. 5, n. 13.