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Digitale Edition, hg. von THOMAS MARSCHLER, Augsburg ... - OPUS

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10<br />

Hätte nicht das tiefernste, ergreifende Ringen um die Wahrheit schon seit seinem<br />

neunzehnten Lebensjahre 1 den eigentlichen Inhalt seines geistigen Daseins<br />

ausgemacht, so könnte man überhaupt den jungen Augustin als einen feinsinnigen<br />

Ästheten ansprechen, der gerne den Verkehr mit gleic<strong>hg</strong>esinnten Freunden<br />

aufsuchte, um mit Ihnen „gemeinsam sich an der wohlklingenden Sprache schöner<br />

Bücher zu erfreuen“ 2 und über ästhetische Fragen zu diskutieren. 3 Dieses starke<br />

Interesse an dem Schönen war aber nicht eine bloße seichte Jugendneigung<br />

Augustins, sondern, hervorquellend aus dem Wesen seiner Persönlichkeit, begleitete<br />

es ihn sein Leben lang. Es könnte zum Beweise hierfür auf einige zufällige<br />

Andeutungen der Confessiones hingewiesen werden 4 , ferner darauf, daß auch in<br />

seinen späteren Werken allenthalben Stellen aus Vergil 5 , Horaz, Terenz, Catull u. a.<br />

eingeflochten sind. Am deutlichsten sprechen jedoch für seine lebendige, niemals<br />

ganz geschwundene oder unterdrückte Fähigkeit zum ästhetischen Genießen die<br />

zahlreichen in seinen frühesten wie letzten Schriften ausgestreuten Reflexionen über<br />

das Schöne in der Natur und der Kunst.<br />

So sehr stand Augustins Seele unter der Macht des Schönen, daß seine erste<br />

wissenschaftliche Arbeit, <strong>von</strong> der wir Kunde haben, eine Auseinandersetzung mit<br />

dem ästhetischen Probleme war. „Num amamus aliquid nisi pulchrum? Quid est<br />

ergo pulchrum? et quid est pulchritudo? Quid est quod nos allicit et conciliat rebus<br />

quas amamus? Nisi enim esset in eis decus et species, nullo modo nos ad se<br />

moverent. Et animadvertebam<br />

1<br />

vgl. conf. l. 3, c. 4, n 7.<br />

2<br />

ib. l. 4, c. 8, n. 13.<br />

3<br />

vgl. ib. c. 13, n 20.<br />

4<br />

ib. l. 10, c. 33, n. 49; und c 34, n. 51.<br />

5<br />

Vergil gehörte noch nach seiner Taufe zu seiner täglichen Lektüre, vgl. de ordine l. 1, c. 8, n. 26.

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