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ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 44 / 369 haben Dominanz und Dogmatismus (Henry, Schacht & Strupp, 1990) 14 . Die Rolle der persönlichen Therapie bei Therapeuten (Selbsterfahrung) bleibt in den Forschungen uneindeutig. Eckert (1990) weist darauf hin, dass die Identität des Therapeuten ein heimlicher Metawirkfaktor für erfolgreiche Therapieprozesse und -ergebnisse ist (s.a. Erickson, 1999). Mit Identität meint Eckert hier die Theorie des Therapeuten hinsichtlich seiner Therapieform bzw. seine Erklärungsmodelle zur Entstehung, Behebung und Wirksamkeit der von ihm durchgeführten Therapie, mit der er sich identifiziert und aus der heraus er ein Beziehungsangebot an seinen Patienten macht. Der Therapieerfolg hängt davon ab, in wieweit der Patient die Theorie des Therapeuten übernehmen bzw. sich darin wiederfinden kann. Eckert bezeichnet dieses Prozessmerkmal als Ansprechbarkeit des Patienten auf das therapeutische Beziehungsangebot (Eckert, 1990, S. 283). Darunter wird verstanden, dass der Patient sich vom Beziehungsangebot des Therapeuten emotional angesprochen fühlen und als Reaktion darauf eine emotionale und/ oder kognitive Veränderung bei sich registrieren muss (Eckert et al., 1977; Eckert et al., 1979 a+b; Eckert & Biermann-Ratjen, 1985, S. 91 und S. 117 ff.). Auch die Verwendung spezifischer Methoden, wie z.B. der systematischen Desensibilisierung, hängen damit zusammen, wie gut der Patient auf diese Methoden anspricht (z.B. Plausibilität der Methode). Es ist zu bedenken, dass sich nicht jeder Patient gleich gut auf jedes therapeutische Beziehungsangebot einlassen kann. Unterschiedliche Therapeutenidentitäten führen zu unterschiedlichen therapeutischen Beziehungsangeboten mit qualitativ unterschiedlichen Therapieeffekten (Grawe, 1976; Plog, 1976; Eckert, 1990, S. 282). Die Konsequenz daraus ist die Berücksichtigung der geeigneten Passung zwischen Patient und Therapeut als wichtiger Einflussfaktor für erfolgreiche Therapien. 3 Subjektive, therapiespezifische States: Interessanterweise kommt es schon innerhalb der ersten Therapiesitzungen zu Verbesserungen, obwohl noch nicht viel Therapie geleistet wurde. Nicht … selten erleben wir, dass bereits ab dem ersten Kontakt mit dem Therapeuten die Beschwerden deutlich nachlassen, obwohl noch keine Therapie erfolgt (Sulz, 2001, S. 52; Grawe, 2000, S. 19). Grawe erklärt dies zum einen mit der Induktion einer Besserungserwartung, die zu einer positiven Rückkopplungsschleife führt (Grawe, 2000, S. 19; Howard, et al., 1989, … deutliche Verbesserungen in der Therapie schon in der allerersten Stunde …): Durch die Induktion einer Besserungserwartung fühlt sich der Patient besser, kann sich leichter öffnen und macht im Laufe der Therapie weitere selbstwertverstärkende Erfahrungen. Der Therapeut wiederum nimmt die positiven Veränderungen des Patienten wahr bzw. wird evtl. durch positive Äußerungen des Patienten über die Therapie direkt verstärkt und ist im Gegenzug im weiteren Verlauf der Therapie engagierter und motivierter,

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 45 / 369 usw. Zum anderen führt Grawe die schnellen Verbesserungen in den ersten Therapiestunden auf die positive Therapiebeziehung zurück: „… nach meiner Erfahrung zu so schnellen Besserungen nur dann kommt, wenn ich mit dem Patienten eine gute, vertrauensvolle Therapiebeziehung herstellen konnte, soweit man davon nach wenigen Therapiesitzungen schon reden kann.“ (Grawe, 2000, Psychologische Psychotherapie, S. 17). Inzwischen ist der schulenübergreifend positive Einfluss der Therapeut-Patient-Beziehung auf das Therapieergebnis unumstritten ((Tryon & Winnograd, 2001; Margraf & Brengelmann, 1992; Zimmer, 1988). Schon bei Rogers galt diese besondere Haltung des Therapeuten als notwendige und hinreichende Bedingung für eine erfolgreiche Therapie. Sie zeichnete sich durch Nichtdirektivität, Empathie, Echtheit, Kongruenz Wärme und Wertschätzung des Therapeuten aus. Durch eine einfühlende nicht wertende Reflexion von Gefühlen soll der Selbstreflexionsprozess des Patienten gefördert werden, mit dem Ziel … die Inkongruenz zwischen Ist- und Sollwert durch eine Anpassung des Selbst aufzuheben (Grawe, 2000). Carl Rogers formulierte es so: „Eine Atmosphäre des Akzeptierens, des Respekts und des tiefen Verstehens ist ein gutes Klima für persönliches Wachsen, und deshalb ist sie für unsere Kinder, für unsere Kollegen und Studenten ebenso geeignet wie für unsere Klienten.“ (Gordon, Patientenkonferenz, 1999). Weiterführende Forschungen zur Therapiebeziehung in den 80ger Jahren konnten zeigen, dass die Beziehungsqualität über die Zeit stabil bleibt und somit ein guter Prädiktor für den Therapieerfolg ist (Horvath & Symmonds, 1991). Diese Qualitäten betreffen allerdings nicht nur den Therapeuten, sondern auch den Patienten (Gruman, 1977) 14 . In der gegenwärtigen Literatur finden sich Hinweise darauf, dass die therapeutische Beziehung nicht ausschließlich eine Therapeuten-Qualität ist, sondern ein Set von Prozessen, die sowohl vom Therapeuten, als auch vom Patienten abhängen. Zwischen Erfahrenheit, Attraktivität und Vertrauenswürdigkeit des Therapeuten konnten mäßige bis starke Zusammenhänge bezüglich der Zufriedenheit mit der Therapie gefunden werden (Heppner & Heesacker, 1983; McNeil, May, & Lee, 1987; Zamosttny, Corrigan & Eggert, 1981) 14 . Faller (1999) fand, dass Indikationsentscheidungen stark vom patientenseitigen emotionalen Erleben des Therapeuten beeinflusst sind, was als Beleg für einen engen Zusammenhang zwischen Therapiebeziehung in inhaltlicher Gestaltung im Therapieverlauf spricht. Es gibt weiterhin Forschungen von Prochaska und Norcross (2002), die mit ihrem Stufen-Modell der Motivationsentwicklung für therapeutische Veränderungen nach Prochaska und DiClemente zeigen, dass sich ein Wechsel des Beziehungsstils während der Therapie vorteilhaft auf den Verlauf auswirkt. In der frühen Phase der Therapie scheint ein nichtdirektiver Stil vorteilhafter zu sein, während z.B. die verhaltenstherapeutischen Interventionen in der Aktionsphase mehr von einem direktiven Stil profitieren. Auch im dualen Modell nach Schulte (1998; Schulte & Eifert, 2002) wird eine tragfähige Therapie-

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 45 / 369<br />

usw. Zum anderen führt Grawe die schnellen Verbesserungen in den ersten Therapiestunden<br />

auf die positive Therapiebeziehung zurück: „… nach meiner Erfahrung zu so schnellen Besserungen<br />

nur dann kommt, wenn ich mit dem Patienten eine gute, vertrauensvolle Therapiebeziehung<br />

herstellen konnte, soweit man davon nach wenigen Therapiesitzungen schon reden<br />

kann.“ (Grawe, 2000, Psychologische Psychotherapie, S. 17). Inzwischen ist der schulenübergreifend<br />

positive Einfluss der Therapeut-Patient-Beziehung auf das Therapieergebnis<br />

unumstritten ((Tryon & Winnograd, 2001; Margraf & Brengelmann, 1992; Zimmer, 1988).<br />

Schon bei Rogers galt diese besondere Haltung des Therapeuten als notwendige und hinreichende<br />

Bedingung für eine erfolgreiche Therapie. Sie zeichnete sich durch Nichtdirektivität,<br />

Empathie, Echtheit, Kongruenz Wärme und Wertschätzung des Therapeuten aus. Durch eine<br />

einfühlende nicht wertende Reflexion von Gefühlen soll der Selbstreflexionsprozess des Patienten<br />

gefördert werden, mit dem Ziel … die Inkongruenz zwischen Ist- und Sollwert durch<br />

eine Anpassung des Selbst aufzuheben (Grawe, 2000). Carl Rogers formulierte es so: „Eine<br />

Atmosphäre des Akzeptierens, des Respekts und des tiefen Verstehens ist ein gutes Klima für<br />

persönliches Wachsen, und deshalb ist sie für unsere Kinder, für unsere Kollegen und Studenten<br />

ebenso geeignet wie für unsere Klienten.“ (Gordon, Patientenkonferenz, 1999). Weiterführende<br />

Forschungen zur Therapiebeziehung in den 80ger Jahren konnten zeigen, dass die<br />

Beziehungsqualität über die Zeit stabil bleibt und somit ein guter Prädiktor für den Therapieerfolg<br />

ist (Horvath & Symmonds, 1991). Diese Qualitäten betreffen allerdings nicht nur den<br />

Therapeuten, sondern auch den Patienten (Gruman, 1977) 14 . In der gegenwärtigen Literatur<br />

finden sich Hinweise darauf, dass die therapeutische Beziehung nicht ausschließlich eine Therapeuten-Qualität<br />

ist, sondern ein Set von Prozessen, die sowohl vom Therapeuten, als auch<br />

vom Patienten abhängen. Zwischen Erfahrenheit, Attraktivität und Vertrauenswürdigkeit des<br />

Therapeuten konnten mäßige bis starke Zusammenhänge bezüglich der Zufriedenheit mit der<br />

Therapie gefunden werden (Heppner & Heesacker, 1983; McNeil, May, & Lee, 1987;<br />

Zamosttny, Corrigan & Eggert, 1981) 14 . Faller (1999) fand, dass Indikationsentscheidungen<br />

stark vom patientenseitigen emotionalen Erleben des Therapeuten beeinflusst sind, was als<br />

Beleg für einen engen Zusammenhang zwischen Therapiebeziehung in inhaltlicher Gestaltung<br />

im Therapieverlauf spricht. Es gibt weiterhin Forschungen von Prochaska und Norcross<br />

(2002), die mit ihrem Stufen-Modell der Motivationsentwicklung für therapeutische Veränderungen<br />

nach Prochaska und DiClemente zeigen, dass sich ein Wechsel des Beziehungsstils<br />

während der Therapie vorteilhaft auf den Verlauf auswirkt. In der frühen Phase der Therapie<br />

scheint ein nichtdirektiver Stil vorteilhafter zu sein, während z.B. die verhaltenstherapeutischen<br />

Interventionen in der Aktionsphase mehr von einem direktiven Stil profitieren. Auch im<br />

dualen Modell nach Schulte (1998; Schulte & Eifert, 2002) wird eine tragfähige Therapie-

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