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ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 42 / 369 Wahrnehmung der Reaktionen des Patienten ist von großer Wichtigkeit für die Dauer und den Erfolg der Therapie. 1.4.2 Therapeutenvariablen (B) 15 Werden in der Psychotherapieforschung sehr viele Patientenvariablen als therapeutisch relevante Einflussfaktoren erfasst und definiert, so erschöpfen sich die Therapeutenvariablen sehr oft nur in der Unterscheidung nach Geschlecht, Erfahrung und Ausbildungsrichtung/-status des Therapeuten (s. Margraf, 2000, S. 53). Dass die Therapeutenvariablen, insbesondere die Kompetenz der Therapeuten, auf den Therapieprozess als auch auf die Outcome-Varianz einen entscheidenden Einfluss haben, ist gut belegt (Beutler et al., 2003; Caspar, 1997). Bedauerlicherweise konnte die Psychotherapieforschung noch keine Antworten darauf geben, welche Eigenschaften ein idealer Therapeut haben müsste. Inwiefern spielen hier seine Wesenzüge eine Rolle und in welchem Umfang sind Kompetenzen erlernbar, die zu erfolgreichen Therapieprozessen und Ergebnissen führen? Inwieweit kann Training und Selbsterfahrung die ‚Therapeutenvariable’ verbessern? Statistische Analysen unterstützen die Annahme, dass der Therapieerfolg in einem engeren Zusammenhang zu den Therapeutenvariablen steht, als zur Therapiemethode (Crits-Christoph & Mintz, 1991; Luborsky et al., 1986) 14 . Weiterhin wird der erhebliche Einfluss der ‚Therapeutenvariable’ dadurch deutlich, dass einige Therapeuten konsequent positive Effekte erzielen, während andere konsistent negative Effekte erwirken. Die Therapeutenvariablen lassen sich auf zwei Dimensionen abbilden: objektiv – subjektiv und trait – state. Während objektive Eigenschaften direkt von außen durch externe Beurteiler beobachtbar sind, müssen die subjektiven indirekt durch Selbsteinschätzungen der Therapeuten erschlossen werden. Weiterhin kann zwischen Merkmalen, die über mehrere Situationen hinweg stabil sind, unterschieden werden (traits, Wesenszüge) und therapiespezifischen Merkmalen (states). Während die traits ziemlich stabil sind und nicht kurzfristig verändert werden können, ist es möglich, die states durch Training systematisch zu verbessern und damit den Therapieerfolg zu erhöhen. 15 Beutler, L. E., Machado, P. P., & Allstetter Neufeldt, S. (1994), in Regli (2001).

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 43 / 369 Tab. 4: Klassifizierung der Therapeutenmerkmale Objektive Charakteristika Cross- Situationale Traits 1 2 Alter Geschlecht Ethnie Persönlichkeit Coping-Muster Emotionales Wohlbefinden Einstellungen Beruflicher Hintergrund Therapeutischer Stil 3 4 Therapeutische Beziehung Sozialer Einfluss Erwartungen Therapeutische Orientierung Therapiespezifische States Subjektive Charakteristik 1 Objektive, Cross-Situationale Traits: Bezüglich des Alters der Therapeuten lässt sich kein Zusammenhang zum Therapieergebnis bzw. Therapieabbrüchen finden (Beck, 1988; Greenspan & Kulish, 1985) 14 . Während Atkinson und Schein (1986) 14 keinen Zusammenhang zwischen Altersähnlichkeit und Therapieerfolg fanden, konnte Beck (1988) zeigen, dass die schlechtesten Therapieergebnisse in seiner Studie von Therapeuten erreicht wurden, die 10 Jahre jünger als ihre Klienten waren. Der von Billingley (1977) 14 oder Kaplan (1985) behauptete hemmende Effekt von männlichen Therapeuten auf weibliche Klienten (Geschlechtsinkongruenz) fand in den meisten Studien keine Unterstützung (Atkinson & Schein, 1986) 14 . Auch für die These der Geschlechtskongruenz für erfolgreichere Therapien gibt es keine unterstützenden Hinweise. In Bezug auf die Ethnie zeigen naturalistische Studien, dass es häufiger Therapieabbrüche von Minderheiten gab, wenn der Therapeut ‚weiss’ war (Atkinson & Schein, 1986) 14 . 2 Subjektive, Cross-Situationale Traits: Einen positiven Einfluss auf das Therapieergebnis haben die Therapeutenvariablen Offenheit und Flexibilität (Weinstock-Savoy, 1986) 14 , Kontrollüberzeugungen (bei übereinstimmender Kontrollwahrnehmung zwischen Therapeut und Patient am Ende der Therapie), ein ähnlicher Denkstil (leichtere Aufrechthaltung der Therapie und leichtere Beschleunigung anfänglicher Verbesserungen), emotionale Gesundheit (Lambert & Bergin, 1983) 14 , Selbstsicherheit (Williams & Chambless, 1990) 14 , Anwendung von Manualen (durch Vermindung des Distress bei Therapeuten), Religiosität des Therapeuten (bei religiösen Patienten), Ähnliche Einstellungen zwischen Therapeut und Patient bezüglich Weisheit, Ehrlichkeit und intellektueller Ausrichtung (Arizmendi, Beutler, Shanfield, Crago & Hagaman, 1985) 14 . Einen negativen Einfluss auf das Therapieergebnis

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 42 / 369<br />

Wahrnehmung der Reaktionen des Patienten ist von großer Wichtigkeit für die Dauer und den<br />

Erfolg der Therapie.<br />

1.4.2 Therapeutenvariablen (B) 15<br />

Werden in der Psychotherapieforschung sehr viele Patientenvariablen als therapeutisch relevante<br />

Einflussfaktoren erfasst und definiert, so erschöpfen sich die Therapeutenvariablen sehr<br />

oft nur in der Unterscheidung nach Geschlecht, Erfahrung und Ausbildungsrichtung/-status<br />

des Therapeuten (s. Margraf, 2000, S. 53). Dass die Therapeutenvariablen, insbesondere die<br />

Kompetenz der Therapeuten, auf den Therapieprozess als auch auf die Outcome-Varianz<br />

einen entscheidenden Einfluss haben, ist gut belegt (Beutler et al., 2003; Caspar, 1997).<br />

Bedauerlicherweise konnte die Psychotherapieforschung noch keine Antworten darauf geben,<br />

welche Eigenschaften ein idealer Therapeut haben müsste. Inwiefern spielen hier seine<br />

Wesenzüge eine Rolle und in welchem Umfang sind Kompetenzen erlernbar, die zu erfolgreichen<br />

Therapieprozessen und Ergebnissen führen? Inwieweit kann Training und Selbsterfahrung<br />

die ‚Therapeutenvariable’ verbessern?<br />

Statistische Analysen unterstützen die Annahme, dass der Therapieerfolg in einem engeren<br />

Zusammenhang zu den Therapeutenvariablen steht, als zur Therapiemethode (Crits-Christoph<br />

& Mintz, 1991; Luborsky et al., 1986) 14 . Weiterhin wird der erhebliche Einfluss der ‚Therapeutenvariable’<br />

dadurch deutlich, dass einige Therapeuten konsequent positive Effekte erzielen,<br />

während andere konsistent negative Effekte erwirken.<br />

Die Therapeutenvariablen lassen sich auf zwei Dimensionen abbilden: objektiv – subjektiv<br />

und trait – state. Während objektive Eigenschaften direkt von außen durch externe Beurteiler<br />

beobachtbar sind, müssen die subjektiven indirekt durch Selbsteinschätzungen der Therapeuten<br />

erschlossen werden. Weiterhin kann zwischen Merkmalen, die über mehrere Situationen<br />

hinweg stabil sind, unterschieden werden (traits, Wesenszüge) und therapiespezifischen<br />

Merkmalen (states). Während die traits ziemlich stabil sind und nicht kurzfristig verändert<br />

werden können, ist es möglich, die states durch Training systematisch zu verbessern und<br />

damit den Therapieerfolg zu erhöhen.<br />

15 Beutler, L. E., Machado, P. P., & Allstetter Neufeldt, S. (1994), in Regli (2001).

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