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ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 32 / 369 Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (1979) und nach (3) Lewinsohn (1974) und (4) Kombinationstherapie (1, 2, 3, ohne clinical management). Neben einer Vielzahl unterschiedlicher Variablen auf der emotionalen, kognitiven, motorischen und sozialen Ebene wurden als Haupterfolgskriterien die Hamilton Depressionsskala (Baumann, 1976; Hamilton, 1960, Fremdbeurteilungsmaß) und das Beck Depressionsinventar (Beck & Steer, 1987; Hautzinger et al., 1993, Selbstbeurteilungsmaß) vorgelegt. Zu Behandlungsende konnten für alle Therapieverfahren hochsignifikante Veränderungen festgestellt werden, aber keine Unterschiede zwischen den Verfahren. Der additive Effekt der Kombinationstherapie war begrenzt und auch die Schwere der Depression hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Die ambulante kognitive Verhaltenstherapie war jedoch bei schweren Depressionen beider Diagnosegruppen den anderen Therapiebedingungen überlegen. Während nicht-endogen Depressive schon bessere Resultate nach Therapieende erreichten, verbesserten endogen-depressive sich häufig im Katamnesezeitraum. 1.2.1.5 Bochumer Angststudie 12 In dieser Studie wurde geprüft, ob die individuelle Anpassung der Therapie an die Bedürfnisse phobischer Patienten ein Wirkfaktor für Therapieerfolg ist bzw. zumindest die therapeutische Effektivität erhöht. Dafür wurden 120 Patienten auf drei Gruppen zu je 40 Personen aufgeteilt: (1) Versuchsgruppe mit individuell zugeschnittenen beliebigen verhaltenstherapeutischen und kognitiven Verfahren (Höchstdauer von 36 Sitzungen), (2) Kontrollgruppe mit Standardtherapie ohne Passung (festgelegten Dauer von 22 Sitzungen; 18 bei nur einer Angst und 3 Ausblendsitzungen), (3) Gekettete Kontrollgruppe mit Standardtherapie ohne Passung auf Basis eines Therapieprogramms, das bereits in der Versuchsgruppe individuell geplant und durchgeführt wurde (dadurch können Effektivitätsunterschiede lediglich auf fehlende Passung zurückgeführt werden). Die Behandlung wurde von 27 Therapeuten (Diplompsychologen mit verhaltenstherapeutischer Grundausbildung im Alter von 27–39 Jahren) durchgeführt. Zur Messung der Therapieeffekte diente ein Angstfragebogen (6 Messzeitpunkte) und eine Zielerreichungsskala. Am Ende der Therapie wurde vom Patienten und vom Therapeuten ein globales Symptom- oder Erfolgsrating durchgeführt. Überraschenderweise schnitt die Behandlungsgruppe mit standardisierter Behandlung nach Manual ohne Passung am besten ab, insbesondere mit schnelleren Erfolgen. Wie der direkte Vergleich der beiden Kontrollgruppen 12 Schulte, Künzel, Pepping & Schulte-Bahrenberg (1991), in Regli (2001).

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 33 / 369 zeigte (kein Unterschied), scheint die Passung keine Relevanz für die Therapiebehandlung zu haben. Zuviel Passung und Flexibilität erwies sich insbesondere in der Anfangsphase (auch bei erfahrenen Therapeuten) als ungünstig. Auch wenn unter Umständen die angewendete Behandlungsmethode (Reizkonfrontation) die Passung überdeckt haben könnte, so verweisen diverse andere Studien in eine ähnliche Richtung (Jacobson, 1992, Paartherapie; Nelson-Gray et al., 1989, verhaltenstherapeutische Behandlung depressiver Patienten). 1.3 Phase III – ‚Prozessforschung’ Die (variablenorientierte) Ergebnis-/ Prozessforschung der Phase II konnte mit ihren Versuchsplänen die Wirkungsannahmen der traditionellen Therapieschulen nicht bestätigen. Fragen wie – Welche Therapie, durch wen angewandt, bewirkt bei welchem Klienten unter welchen Bedingungen welche Effekte (differentielle Wirkungsweise)? Wie wirkt Psychotherapie wirklich? Was bewirkte die Veränderung? – blieben unbeantwortet. Sie konnte zum Beispiel nicht klären, welche Wechselwirkung zwischen der Direktivität des Therapeuten und der Kontrollerwartung des Patienten besteht. Diese Lücke soll nun die (fallorientierte) Prozessforschung der Phase III, als Forschung unter realen klinischen Bedingungen, schließen. Aus der Berner Therapievergleichstudie konnte zum Beispiel abgeleitet werden, dass submissive Patienten von einer direktiven Vorgehensweise des Therapeuten mehr profitieren. Weiterhin zeigte sich die Therapiebeziehung als bedeutsamer Faktor mit dem sich der Therapieerfolg voraussagen lässt (Garfield, 1971; Zimmer, 1983; Gomes-Schwartz, 1978; Malan, 1980; Strupp, 1980 a-d; Buckley et al., 1984; Leuzinger-Bohleber, 1985; Beutler et al., 1994; Garfield, 1994; Gaston et al., 1994; Henry et al., 1994; Orlinsky et al., 1994). Schon nach dem diagnostischen Erstgespräch ließ sich in der Berliner Psychotherapiestudie (Rudolf, 1991) durch die Beurteilung der anfänglichen therapeutischen Arbeitsbeziehung der Behandlungserfolg vorhersagen. Weiterhin zeigte sich, dass die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des Therapeuten an die speziellen Vorraussetzungen des Patienten einen besonderen Einfluss hat. Beispiele für Forschungsprogramme im Rahmen der Phase III-Prozessforschung sind z.B. das San Francisco Center for the Study of Neuroses (Program on conscious and unconscious mental processes). Hier stehen inhaltliche Fragen zu Psychotherapieprozessen im Vordergrund, z.B. wie kommt es unter Anwendung bestimmter Interventionen zu Veränderungen im Patienten. In der ‚Psychotherapeutischen Einzelfall-Prozessforschung’ (Grawe und Kächele) stehen forschungsmethodische Fragen im Vordergrund. Mithilfe unterschiedlicher Methoden der Prozessanalyse werden zwei Therapieformen auf ihren möglichen Erkenntniswert, die Praktikabilität, ihre Möglichkeiten und ihre Beschränkungen verglichen. Im Zusammenhang mit der Frage wie Psychotherapie wirklich wirkt, sind zwei Modelle zur Erklärung der allgemeinen Wirksamkeit von Psychotherapie von besonderem Interesse: Das

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 32 / 369<br />

Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (1979) und nach (3) Lewinsohn (1974) und (4)<br />

Kombinationstherapie (1, 2, 3, ohne clinical management). Neben einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Variablen auf der emotionalen, kognitiven, motorischen und sozialen Ebene wurden als<br />

Haupterfolgskriterien die Hamilton Depressionsskala (Baumann, 1976; Hamilton, 1960,<br />

Fremdbeurteilungsmaß) und das Beck Depressionsinventar (Beck & Steer, 1987; Hautzinger<br />

et al., 1993, Selbstbeurteilungsmaß) vorgelegt. Zu Behandlungsende konnten für alle Therapieverfahren<br />

hochsignifikante Veränderungen festgestellt werden, aber keine Unterschiede<br />

zwischen den Verfahren. Der additive Effekt der Kombinationstherapie war begrenzt und<br />

auch die Schwere der Depression hatte keinen Einfluss auf das Ergebnis. Die ambulante kognitive<br />

Verhaltenstherapie war jedoch bei schweren Depressionen beider Diagnosegruppen den<br />

anderen Therapiebedingungen überlegen. Während nicht-endogen Depressive schon bessere<br />

Resultate nach Therapieende erreichten, verbesserten endogen-depressive sich häufig im<br />

Katamnesezeitraum.<br />

1.2.1.5 Bochumer Angststudie 12<br />

In dieser Studie wurde geprüft, ob die individuelle Anpassung der Therapie an die Bedürfnisse<br />

phobischer Patienten ein Wirkfaktor für Therapieerfolg ist bzw. zumindest die therapeutische<br />

Effektivität erhöht. Dafür wurden 120 Patienten auf drei Gruppen zu je 40 Personen aufgeteilt:<br />

(1) Versuchsgruppe mit individuell zugeschnittenen beliebigen verhaltenstherapeutischen<br />

und kognitiven Verfahren (Höchstdauer von 36 Sitzungen), (2) Kontrollgruppe mit<br />

Standardtherapie ohne Passung (festgelegten Dauer von 22 Sitzungen; 18 bei nur einer Angst<br />

und 3 Ausblendsitzungen), (3) Gekettete Kontrollgruppe mit Standardtherapie ohne Passung<br />

auf Basis eines Therapieprogramms, das bereits in der Versuchsgruppe individuell geplant<br />

und durchgeführt wurde (dadurch können Effektivitätsunterschiede lediglich auf fehlende<br />

Passung zurückgeführt werden). Die Behandlung wurde von 27 Therapeuten (Diplompsychologen<br />

mit verhaltenstherapeutischer Grundausbildung im Alter von 27–39 Jahren) durchgeführt.<br />

Zur Messung der Therapieeffekte diente ein Angstfragebogen (6 Messzeitpunkte) und<br />

eine Zielerreichungsskala. Am Ende der Therapie wurde vom Patienten und vom Therapeuten<br />

ein globales Symptom- oder Erfolgsrating durchgeführt. Überraschenderweise schnitt die Behandlungsgruppe<br />

mit standardisierter Behandlung nach Manual ohne Passung am besten ab,<br />

insbesondere mit schnelleren Erfolgen. Wie der direkte Vergleich der beiden Kontrollgruppen<br />

12 Schulte, Künzel, Pepping & Schulte-Bahrenberg (1991), in Regli (2001).

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