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ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 24 / 369 peutische Elemente waren in unterschiedlichem Ausmaß in jeder Therapie, selbst in den Psychoanalysen, enthalten. Die erreichten Therapieerfolge ließen sich weit mehr als erwartet darauf zurückführen. 1.1.1.3 Studie von Smith, Glass & Miller (1980) Sie kommen nach Sichtung von 375 Erfolgsstudien zur Psychotherapie zu dem Ergebnis, dass 75% der Psychotherapiepatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe durchschnittlich besser abschneiden. Landman und Dawes (1982) können diese positive Einschätzung in einer Nachanalyse aus den damals vorliegenden Wirksamkeitsstudien bestätigen. 1.2 Phase II – ‚Konkurrenzphase’ Die zentralen Fragen dieser Forschungsphase sind: Worin unterscheiden sich die diversen Therapieformen? Gibt es einen methodenunspezifischen Wirkfaktor, der das Äquivalenzparadox erklären könnte? Dafür war es notwenig zu klären, welche Zusammenhänge es zwischen den Prozessmerkmalen und den Ergebnisvariablen gibt bzw. welche Prozessvariablen und welche Prozessgestaltung mit einem positiven Therapieergebnis korreliert sind. Um herauszufinden, was außer der angewandten Therapiemethode noch innerhalb einer Therapie wirken könnte, war eine Forschung notwendig, die die Wirkungen verschiedener Therapiemethoden vergleicht. Diese notwendige Vergleichsforschung hat bedauerlicherweise zu einem konkurrierenden Forschungsklima unter den Wissenschaftlern geführt, die einer Art ‚Pferderennen-Mentalität’ glich – Wer wird als erster durchs Ziel gehen? Die Auswirkungen dieses ‚Pferderennens’ wurden auf die Spitze getrieben, als Grawe (1994) als Ergebnis seiner 13jährigen Forschungsarbeit die ausnahmslose Überlegenheit der kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber allen anderen Therapieformen verkündete. Da diese Forschung im Zusammenhang mit der Einführung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) stand, wurde diese Debatte in einer in diesem Bereich bisher unbekannten Heftigkeit und Härte geführt. Ging es doch darum, wer in Zukunft einen Platz im Leistungskatalog der Gesundheitsversorger haben würde. In den Medien wurde aufgrund Grawes Aussage der ‚haushohen’ Überlegenheit von Verhaltenstherapie gegenüber allen anderen Therapieformen ein regelrechter Rufmord, insbesondere gegen die psychoanalytisch orientierten Therapierichtungen, betrieben. In der Presse war zum Beispiel zu lesen: „Schluß mit den alten Psychotheorien.“ (Focus 43/1995); „Vorsicht Psychotherapie – das Geschäft mit der Seele.“ (Stern, 27/1995); „Das Dasein wird seziert.“ (Spiegel, 30/1994); „Schluß mit dem Psycho-Warenhaus.“ (Sonntagszeitung, 28. August 1994) (zit. n. Fäh, 1998, S. 20). Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Ergebnisse der Forschergruppe um Klaus Grawe sehr schnell reevaluiert wurden, und auch hier (wie schon bei Eysenck) stellte sich heraus, dass viele Behauptungen aus methodischer Sicht nicht haltbar waren. Insbesondere der Anspruch der ausnahmslosen Überlegenheit

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 25 / 369 der Verhaltenstherapie konnte nicht aufrechterhalten werden. Somit wurde auch das Äquivalenzparadox nicht allgemein widerlegt. Unbestritten ist inzwischen jedoch, dass kognitive Verhaltenstherapie bei einigen spezifischen Störungsbildern wirksamer ist als andere Therapieverfahren (z.B. Angststörungen). Als wichtige Errungenschaft dieser Forschungsphase erwies sich die Einführung von Therapiemanualen. Denn es zeigte sich in einigen Forschungen, dass die von den Therapeuten durchgeführten Therapien nicht immer mit der von ihnen ausgewiesenen Therapierichtung übereinstimmten. Mit Therapiemanualen soll deshalb die Gefahr der Inkonsequenz im laufenden Therapieverfahren gemindert werden. Luborsky (1984, 1988) sowie Strupp und Binder (1984, 1991) konnten belegen, dass auch in der dynamischen Psychotherapie Manuale machbar sind. Weiterhin wurde in dieser variablenorientierten Forschungsphase II immer deutlicher, dass die festgelegten Forschungsbedingungen (randomisierte Zuweisungen der Patienten zu den Kontroll- und Behandlungsgruppen, vorher festgelegte Anzahl der Sitzungen, weitestgehende Annäherung an die Bedingungen des Blindversuches etc.) nicht der klinischen Wirklichkeit entsprachen. Dieses Manko sollte in der nächsten Phase durch die n=1-Forschung, die Forschung am klinisch relevanten konkreten Einzelfall, gelöst werden. 1.2.1 Studien zu Phase II - Therapievergleichsstudien 1.2.1.1 Metaanalyse von Wittmann und Matt (1986) 6 Wittmann und Matt (1986) untersuchten die Effektivität von psychoanalytisch-, klientenzentriert-, verhaltenstherapeutisch orientierter Psychotherapie und Entspannung/ Suggestion. Darüber hinaus wollten sie herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Operationalisierung des Erfolges und den Effektstärken gibt. Sie prüften ebenfalls, ob Qualität und Effektstärke zusammenhängen. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Ergebnisse: 6 Wittmann & Matt (1986), in Regli, 2001, Ergebnisstand Psychotherapieforschung – Metaanalyse, S. 2.

ACP Die Akzeptanz der Psychotherapie – Einleitung 24 / 369<br />

peutische Elemente waren in unterschiedlichem Ausmaß in jeder Therapie, selbst in den<br />

Psychoanalysen, enthalten. Die erreichten Therapieerfolge ließen sich weit mehr als erwartet<br />

darauf zurückführen.<br />

1.1.1.3 Studie von Smith, Glass & Miller (1980)<br />

Sie kommen nach Sichtung von 375 Erfolgsstudien zur Psychotherapie zu dem Ergebnis, dass<br />

75% der Psychotherapiepatienten im Vergleich zur Kontrollgruppe durchschnittlich besser<br />

abschneiden. Landman und Dawes (1982) können diese positive Einschätzung in einer Nachanalyse<br />

aus den damals vorliegenden Wirksamkeitsstudien bestätigen.<br />

1.2 Phase II – ‚Konkurrenzphase’<br />

Die zentralen Fragen dieser Forschungsphase sind: Worin unterscheiden sich die diversen<br />

Therapieformen? Gibt es einen methodenunspezifischen Wirkfaktor, der das Äquivalenzparadox<br />

erklären könnte? Dafür war es notwenig zu klären, welche Zusammenhänge es zwischen<br />

den Prozessmerkmalen und den Ergebnisvariablen gibt bzw. welche Prozessvariablen<br />

und welche Prozessgestaltung mit einem positiven Therapieergebnis korreliert sind.<br />

Um herauszufinden, was außer der angewandten Therapiemethode noch innerhalb einer<br />

Therapie wirken könnte, war eine Forschung notwendig, die die Wirkungen verschiedener<br />

Therapiemethoden vergleicht. Diese notwendige Vergleichsforschung hat bedauerlicherweise<br />

zu einem konkurrierenden Forschungsklima unter den Wissenschaftlern geführt, die einer Art<br />

‚Pferderennen-Mentalität’ glich – Wer wird als erster durchs Ziel gehen? Die Auswirkungen<br />

dieses ‚Pferderennens’ wurden auf die Spitze getrieben, als Grawe (1994) als Ergebnis seiner<br />

13jährigen Forschungsarbeit die ausnahmslose Überlegenheit der kognitiven Verhaltenstherapie<br />

gegenüber allen anderen Therapieformen verkündete. Da diese Forschung im Zusammenhang<br />

mit der Einführung des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG) stand, wurde<br />

diese Debatte in einer in diesem Bereich bisher unbekannten Heftigkeit und Härte geführt.<br />

Ging es doch darum, wer in Zukunft einen Platz im Leistungskatalog der Gesundheitsversorger<br />

haben würde. In den Medien wurde aufgrund Grawes Aussage der ‚haushohen’ Überlegenheit<br />

von Verhaltenstherapie gegenüber allen anderen Therapieformen ein regelrechter<br />

Rufmord, insbesondere gegen die psychoanalytisch orientierten Therapierichtungen, betrieben.<br />

In der Presse war zum Beispiel zu lesen: „Schluß mit den alten Psychotheorien.“ (Focus<br />

43/1995); „Vorsicht Psychotherapie – das Geschäft mit der Seele.“ (Stern, 27/1995); „Das<br />

Dasein wird seziert.“ (Spiegel, 30/1994); „Schluß mit dem Psycho-Warenhaus.“ (Sonntagszeitung,<br />

28. August 1994) (zit. n. Fäh, 1998, S. 20). Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass<br />

die Ergebnisse der Forschergruppe um Klaus Grawe sehr schnell reevaluiert wurden, und<br />

auch hier (wie schon bei Eysenck) stellte sich heraus, dass viele Behauptungen aus methodischer<br />

Sicht nicht haltbar waren. Insbesondere der Anspruch der ausnahmslosen Überlegenheit

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