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ACP Diskussion 208 / 369 Verlauf der 15 gemessenen Therapiestunden hinweg einen kontinuierlichen Anstieg ihrer gemachten ’Bewältigungs-/ Klärungs- und Selbstwerterfahrungen’, jedoch mit geringerer (statistischer) Intensität und Dynamik bei verlangsamten Zeitabläufen im Vergleich zu den ‚Imagepositiven’. Andererseits haben ‚Imagenegative’ ebenfalls ein Anrecht auf psychotherapeutische Versorgung. Außerdem wird es im späteren Berufsalltag der angehenden Therapeuten auch ‚Imagenegative’ geben. Deshalb macht es Sinn, dass Therapeuten in ihrer Ausbildung mit derartigen ‚Fällen’ arbeiten, um so auch den Umgang mit schwierigeren Fällen zu erlernen. Um in der anspruchsvollen Ausbildung der Institutsteilnehmer dennoch diesbezüglich eine Lösung zu finden, die einen Kompromiss für beide Seiten – Patient und Therapeut – darstellt, würde der Autor eine Quote vorschlagen: z.B. 20% ‚Imagenegative’ + 80% ‚Imagepositive’. Ein gutes Quotenverhältnis kann nur in der Praxis bestimmt werden. Erwartet wird, dass mehr ‚Imagepositive’ unter den Patienten die Abbruchquote senken. Dies führt in der Konsequenz dazu, dass den Institutsteilnehmern in der regulären Ausbildungszeit mehr gut dokumentierbare Fälle zur Verfügung stehen, was letztendlich den praktischen Anteil der Ausbildung optimiert. Auf der Mesoebene (institutionell): Kliniken könnten durch mehr Effizienz der angewandten Therapieverfahren Kosten einsparen. Reha-Kliniken weisen aufgrund aufwendiger Auswahlverfahren bereits sehr geringe Abbruchraten auf (7.5%; Lang, Koch & Schulz, 2006). Diese könnten weiter verringert werden, wenn der Einfluss des ‚Therapieimages’ als externer Wirkfaktor für den Therapieverlauf und das für Therapieergebnis berücksichtigt werden würde. Ausbildungsinstitute für psychologische Psychotherapeuten könnten die Ergebnisse dieser Studie zum Anlass für gezielte Öffentlichkeitsarbeit nehmen, und zwar durch mehr patientennahe Aufklärung über ihre Arbeitsweise. Dadurch ließe sich der stigmatisierende Schleier lüften, und es würde letztendlich ein dem Patienten in seiner Wirklichkeit zugängliches positives ‚Image von Psychotherapie’ ermöglicht. Förderlich wäre hierfür die Entwicklung einer Mentalität – weg von der reinen Fürsorge – hin zu einer Psychotherapie, die den Patienten als Kunden akzeptiert, und die Therapie wie eine gute Dienstleistung anbietet. Das Angebot sollte sich nicht ausschließlich an kranke Menschen richten, sondern auch dem (an sich) gesunden Menschen aufzeigen, was Psychotherapie für ihn leisten kann – und damit weg von dem Image Psychotherapie ist nur etwas für Kranke. Durch ein positives gesellschaftliches Psychotherapieimage würden viele Menschen zu einem früheren Zeitpunkt in die Psychotherapie finden. Die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung steigen, wenn der Patient früher in die Therapie kommt (s. Bürger-Leier, 2003). Gleich einer medizinischen Präventivversorgung würde sich auch eine psychotherapeutische Präventivversorgung von (noch) gesunden Menschen in Krisensituationen bzw. mit Entwicklungsstörungen positiv

ACP Diskussion 209 / 369 auswirken, indem mögliche pathologische Verläufe nicht behandelter Störungen und Lebenskrisen frühzeitig ‚entschärft’ werden könnten. Für die Ausbildungsinstitute psychologischer Psychotherapeuten könnte es außerdem Sinn machen, die Meinung des Patienten zur Psychotherapie während der Erstsichtungen in die Eignungsfeststellung mit einzubeziehen. Ist der Patient nach den üblichen Kriterien der Erstsichtung ‚therapietauglich’, dann würde die aus dem Fragebogen ACP-a gewonnene Zusatzinformation ‚imagepositiv’ auf einen guten Verlauf der Therapie mit wünschenswerten Ergebnissen hinweisen. Dadurch würden die praktischen Anteile der Therapieausbildung vereinfacht, was sicherlich auch im Interesse des Institutes liegt. Eine größere Anzahl an Patienten mit einer besseren Einstellung zur Psychotherapie lassen verbesserte Therapieprozesse und Therapieergebnisse mit weniger Abbrüchen erwarten. Die Institutsteilnehmer benötigen für ihr Examen dokumentierbare Fälle guter Qualität. Therapieabbrüche und schwierig verlaufende Therapien mit wenigen Veränderungen zum Behandlungsende sind keine gute Dokumentationsgrundlage. Gelänge es durch Abfrage patientenseitiger Indikatoren, als ergänzende Maßnahme zur Erstsichtung, die Vorauswahl der Patienten noch zu verbessern, könnten die Therapiebedingungen weiter optimiert werden. Davon würde wiederum auch ein Ausbildungsinstitut für psychologische Psychotherapeuten durch größere Arbeitszufriedenheit ihrer Ausbildungsteilnehmer profitieren. Weiterhin ist zu bedenken, dass Abbrüche auch auf Institutsebene Kosten verursachen. Für jeden Patienten der seine Therapie abbricht, muss ein neuer Patient einbestellt werden (Verwaltungskosten), ein neues Erstgespräch stattfinden und für diesen Patienten wiederum ein Therapeut gefunden werden (Personalkosten). Es muss jeweils eine neue Akte angelegt werden (EDV, Verwaltungskosten). Darüber hinaus kommen Patienten, die einen schwierigen Therapieprozess erleben, oft unregelmäßig in die Therapie. Da nur durchführte Therapiesitzungen abgerechnet werden können, bedeutet das Fernbleiben des Patienten finanziellen Verlust sowohl für die Ausbildungsteilnehmer als auch für das Institut, denn dieses ist an den Einnahmen der Therapeuten beteiligt (strukturelle Kosten) 111 . Die institutsinterne Regelung der Zahlung eines Ausfallhonorars bei Nichteinhaltung eines Therapietermins, welches Patienten in diesen Fällen aus eigener Tasche zu entrichten haben, macht den Therapeuten in der Praxis zusätzlichen Aufwand und Ärger im zwischenmenschlichen Bereich. Die daraus resultierenden Probleme führen nicht selten in letzter Konsequenz 111 Das Institut erhält von den Therapeuten für die Bereitstellung der Therapieräume, Videogeräte, usw. pro abgerechneter Therapiesitzung einen Anteil am Honorar.

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Verlauf der 15 gemessenen Therapiestunden hinweg einen kontinuierlichen Anstieg ihrer<br />

gemachten ’Bewältigungs-/ Klärungs- und Selbstwerterfahrungen’, jedoch mit geringerer<br />

(statistischer) Intensität und Dynamik bei verlangsamten Zeitabläufen im Vergleich zu den<br />

‚Imagepositiven’. Andererseits haben ‚Imagenegative’ ebenfalls ein Anrecht auf psychotherapeutische<br />

Versorgung. Außerdem wird es im späteren Berufsalltag der angehenden<br />

Therapeuten auch ‚Imagenegative’ geben. Deshalb macht es Sinn, dass Therapeuten in ihrer<br />

Ausbildung mit derartigen ‚Fällen’ arbeiten, um so auch den Umgang mit schwierigeren<br />

Fällen zu erlernen. Um in der anspruchsvollen Ausbildung der Institutsteilnehmer dennoch<br />

diesbezüglich eine Lösung zu finden, die einen Kompromiss für beide Seiten – Patient und<br />

Therapeut – darstellt, würde der Autor eine Quote vorschlagen: z.B. 20% ‚Imagenegative’ +<br />

80% ‚Imagepositive’. Ein gutes Quotenverhältnis kann nur in der Praxis bestimmt werden.<br />

Erwartet wird, dass mehr ‚Imagepositive’ unter den Patienten die Abbruchquote senken. Dies<br />

führt in der Konsequenz dazu, dass den Institutsteilnehmern in der regulären Ausbildungszeit<br />

mehr gut dokumentierbare Fälle zur Verfügung stehen, was letztendlich den praktischen<br />

Anteil der Ausbildung optimiert.<br />

Auf der Mesoebene (institutionell): Kliniken könnten durch mehr Effizienz der angewandten<br />

Therapieverfahren Kosten einsparen. Reha-Kliniken weisen aufgrund aufwendiger<br />

Auswahlverfahren bereits sehr geringe Abbruchraten auf (7.5%; Lang, Koch & Schulz, 2006).<br />

Diese könnten weiter verringert werden, wenn der Einfluss des ‚Therapieimages’ als externer<br />

Wirkfaktor für den Therapieverlauf und das für Therapieergebnis berücksichtigt werden<br />

würde. Ausbildungsinstitute für psychologische Psychotherapeuten könnten die Ergebnisse<br />

dieser Studie zum Anlass für gezielte Öffentlichkeitsarbeit nehmen, und zwar durch mehr<br />

patientennahe Aufklärung über ihre Arbeitsweise. Dadurch ließe sich der stigmatisierende<br />

Schleier lüften, und es würde letztendlich ein dem Patienten in seiner Wirklichkeit zugängliches<br />

positives ‚Image von Psychotherapie’ ermöglicht. Förderlich wäre hierfür die Entwicklung<br />

einer Mentalität – weg von der reinen Fürsorge – hin zu einer Psychotherapie, die den<br />

Patienten als Kunden akzeptiert, und die Therapie wie eine gute Dienstleistung anbietet. Das<br />

Angebot sollte sich nicht ausschließlich an kranke Menschen richten, sondern auch dem (an<br />

sich) gesunden Menschen aufzeigen, was Psychotherapie für ihn leisten kann – und damit<br />

weg von dem Image Psychotherapie ist nur etwas für Kranke. Durch ein positives gesellschaftliches<br />

Psychotherapieimage würden viele Menschen zu einem früheren Zeitpunkt in die<br />

Psychotherapie finden. Die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung steigen, wenn der<br />

Patient früher in die Therapie kommt (s. Bürger-Leier, 2003). Gleich einer medizinischen<br />

Präventivversorgung würde sich auch eine psychotherapeutische Präventivversorgung von<br />

(noch) gesunden Menschen in Krisensituationen bzw. mit Entwicklungsstörungen positiv

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