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spezifischen Ähnlichkeit für eine solche Zusammenlegung anbieten. Der<br />
graue Stimmungshintergrund der assoziativen Inszenierung wird durch die<br />
Reduktion auf Schwarz-Weiße (Bleistiftzeichnung) und die blassgelbe Kolorierung<br />
des Lichtkegels der Straßenlaterne auf beinahe dramatische Weise<br />
unterstrichen.<br />
Auch hier muss offen bleiben, ob der melancholische Blick auf die Stadt auf<br />
Eindrücke persönlichen Stadterlebens zurückgeht oder sich im Medium eines<br />
Statt-/Stadt-Bildes das defizitäre Erleben einer persönlichen (evtl. familiären)<br />
Situation ausdrückt, m.a.W. ob das Bild eine Dystopie der Stadt oder eine des<br />
eigenen Lebens symbolisiert. Dieses fehlende Deutungswissen muss auch die<br />
Frage unbeantwortet lassen, ob die persönliche Betroffenheit der Schülerin<br />
von ihrer Situation zur Anfertigung einer Zeichnung und nicht einer Karte<br />
motiviert haben könnte, hätte doch eine Karte aufgrund ihrer Abstraktion<br />
diesen Ausdruck nicht zur Darstellung bringen können.<br />
In der Mitte des folgenden Beispiels steht die Stadt als verkehrsinfrastruktureller<br />
Dichte- und Gefahrenraum. Die Karte K1 eines vierzehnjährigen Jungen<br />
aus Wiesbaden (Abb. 5a) stellt dessen Wohnquartier in der Nähe der<br />
innerstädtischen Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen dar (Anmerkung am<br />
Fuß der Karte). Sein eigener Wohnort ist unten rechts kartiert. Mit „FW“ sind<br />
die Fußwege, mit einem schwarzen Quadrat Ampeln und mit einem schraffierten<br />
Streifen Radwege gekennzeichnet und in der Legende entsprechend<br />
erklärt.<br />
In der Mitte der Karte ist also nicht der Wohnort des Schülers, sondern die<br />
Mitte der Kreuzung. Die Darstellung ist ganz von der Verkehrs- und Nutzungsstruktur<br />
des kleinräumlichen Ausschnittes geprägt.<br />
Erst im Vergleich mit der Wunschsituation (K2, s. Abb. 5b) wird die Problemwahrnehmung<br />
deutlich, die im Hintergrund der Karte K1 liegt. Das<br />
Wohngrundstück des Schülers liegt zwar auch nun an einer Hauptstraße<br />
(s. Mitte rechts), ist jedoch durch eine Sackgasse vom Verkehrsraum der<br />
Stadt abgeschnitten.<br />
In der zweiten Karte ist das Wohngrundstück von Parkflächen (mit Laubund<br />
Nadelbäumen) und einer Eisbahn umgeben. Das Ausgrenzungsbedürfnis<br />
gegenüber dem öffentlichen Raum – wie er ihn von der Großstadt kennt –<br />
drückt sich in einer Stacheldrahtumzäunung seines Gartens aus. Die Schule<br />
befindet sich in der unmittelbaren Nachbarschaft. Ein Mediamarkt (oben<br />
links) verbindet das Leben und Wohnen abseits großstädtischen Verkehrs-<br />
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