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schreiben sich raumbezogene Erlebnisse der Vergesellschaftung in traumweltliche<br />
Visionen ein. Wenn Odenbach anmerkt: „Der geschickte Lehrer<br />
wird den leichten Zauber, der über diesen kindlichen Schöpfungen liegt, nicht<br />
zerstören, sondern in das Bild des Schülers aufnehmen und bewahren“, so<br />
klingt darin eine Mahnung zu Rücksicht und Vorsicht im Umgang mit Subjektivität<br />
ebenso an wie ein Anspruch an soziale und kommunikative Kompetenz<br />
der Gesprächsführung über einen fragilen Gegenstand persönlicher<br />
Weltverwurzelung.<br />
Der Beitrag von Jürgen Hasse nimmt eine doppelte Perspektive von Kindern<br />
und Jugendlichen auf „ihre“ Stadt in den Blick. Die von 186 Schülerinnen<br />
und Schülern zwischen zehn und siebzehn Jahren angefertigten Karten zum<br />
Thema „Wie erlebe ich meine Stadt“, sind ästhetische Ausdrucksmittel, in<br />
denen sich darstellt, wie junge Menschen ihre Stadt emotional erleben. Die<br />
Beispiele machen die Überschreibung von individueller Subjektivität durch<br />
allgemeine kulturelle Dispositionen der Wahrnehmung deutlich. Die Macht<br />
der Vergesellschaftung von Subjektivität kommt an den Beispielen zu einer<br />
zweiten Karte („Wie wünsche ich mir meine Stadt“) oft noch kontrastreicher<br />
zur Geltung. Beide Gruppen von Karten zeigen einen Weg der Arbeit mit<br />
subjektiven Karten im Unterricht auf. Die auswertende Kommentierung<br />
macht aber auch darauf aufmerksam, dass die didaktische und methodische<br />
Arbeit mit subjektiven Karten hohe pädagogische Professionalität erfordert.<br />
Auf Reisen nehmen wir die Welt nicht als Abbild wahr. Vielmehr sind wir in<br />
der realen Welt und der Phantasiewelt gleichzeitig unterwegs: Im Sehen<br />
selbst bilden, finden und erfinden wir erst unsere Selbst- und Weltbilder.<br />
Mirka Dickel macht in ihrem Beitrag den individuellen und gesellschaftlichen<br />
Herstellungsprozess sowie die individuellen und kollektiven Wirkungen<br />
und Folgen subjektiver Landkarten des Reisens zum Thema. Subjektive<br />
Karten illustrieren dabei individuelle und kollektiv wirksame Wünsche, Hoffnungen,<br />
Interessen und Bedürfnisse der Reisenden. Umgekehrt wirken diese<br />
Karten aber auch narrativ: Indem wir sie lesen, sind diese Karten auch an der<br />
(Re-) Produktion der Bedeutung des Reisens als Praxis und der Orte unterwegs<br />
beteiligt. Der Beitrag schließt mit didaktischen Leitlinien zur Umsetzung<br />
forschenden Lernens auf Reisen.<br />
Die Funktionalisierung von Lebensräumen und Verkehrswegen hat für die<br />
Subjekte eine gravierende Entsinnlichung von Lebensraumzusammenhängen<br />
zur Folge. Wenn Schüler/innen – wie vermehrt zu beobachten – mit dem<br />
Auto oder mit dem Bus zur Schule gebracht werden, kennen sie weder ihr<br />
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