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Abb. 4 Abb. 5 49

Nach einer solchen Karte lassen wir gern unsern Blick auf dem „Nordischen Reich“ (Abb. 6) eines Mädchens aus dem sechsten Schuljahr ruhen. Sehr gut ist der Zusammenhang von Bodengestalt und Flußläufen erfaßt. Die Bergwelt ist reich gegliedert und sinnvoll benannt: Grenzgebirge, Vulkangebirge, Bergisches Land, ein Ort heißt Tälchen. Im Waldgebiet findet sich die Eintragung ,,Flößerei“, im Viehzuchtgebiet die Stadt Wiesental. Bodenschätze aller Art und Mineralquellen, ebenso verschiedene Industriegebiete (Woll-, Porzellan- und Glasindustrie) sind nicht vergessen. Was die Karte aber besonders interessant macht, ist die Eintragung „ehemaliger Grenzen“, wodurch dem Phantasieland auch eine Geschichte gegeben wird. Hierzu erzählte das aufgeweckte Kind folgendes: „Es waren früher vier verschiedene Reiche. Das Nordreich trieb hauptsächlich Handel (Namen: Hansastadt, Hansahafen!) und hatte wertvolle Bodenschätze: Gold, Silber, Zinn. Seine Hauptstadt war Altstadt. Das Westreich hatte große Kohlenschätze und Kupfer und hatte die größte Stadt von allen (Königsstadt). lm Ostreich war fast nur Landwirtschaft (Wiesental, Rosenheim); im Südreich waren große Wälder, hier lebten viele von der Waldwirtschaft und der Flößerei.“ (Man beachte, wie genau dieser verschiedene Charakter der Länder im Landschaftsbilde der Phantasiekarte begründet ist!) Die weitere Erzählung in Stichpunkten: Ein Einfall der Ostleute ins Nordreich, um die Silber- und Goldgruben zu erobern, wird zurückgeschlagen. Zur Sicherung baut das Nordreich Liloburg und Festburg. Goldfunde an der Grenze zwischen dem Süd- und Westreich führen zu einem neuen Einfall der Ostleute. Südreich und Westreich verbünden sich, weil das Westreich vom Südreich das Grubenholz bezieht, und erbauen Kastel. Erneute Einfälle. Schließlich verbünden sich Nord-, West- und Südreich, unterwerfen das Ostreich und gliedern es ein. Es entsteht ein großes Reich, die einzelnen Länder werden jetzt Provinzen, Königsstadt wird Hauptstadt. – Und der Freistaat an der Mündung des südlichen Stromes? Er gehörte früher zum Nord- und zum Westreich und wurde während der Kriege mit den Ostleuten von einer fremden Großmacht begründet, die ungehindert in den Strom einfahren und dort Kohlen (Steinkohlenbezirk der Westprovinz!) einladen will. „Wenn das Nordische Reich wieder stark ist, wird es den Freistaat zurückgewinnen.“ – Es wird deutlich, wie auch elementare geschichtliche Grundzüge von der kindlichen Phantasie aufgegriffen und in ein sinnvolles Spiel eingefügt werden können. Sollte hier nicht auch eine Möglichkeit bestehen, das Verständnis für historische Vorgänge aufzudecken oder nachzuprüfen? 50

Nach einer solchen Karte lassen wir gern unsern Blick auf dem „Nordischen<br />

Reich“ (Abb. 6) eines Mädchens aus dem sechsten Schuljahr ruhen. Sehr gut<br />

ist der Zusammenhang von Bodengestalt und Flußläufen erfaßt. Die Bergwelt<br />

ist reich gegliedert und sinnvoll benannt: Grenzgebirge, Vulkangebirge, Bergisches<br />

Land, ein Ort heißt Tälchen. Im Waldgebiet findet sich die Eintragung<br />

,,Flößerei“, im Viehzuchtgebiet die Stadt Wiesental. Bodenschätze aller<br />

Art und Mineralquellen, ebenso verschiedene Industriegebiete (Woll-, Porzellan-<br />

und Glasindustrie) sind nicht vergessen. Was die Karte aber besonders<br />

interessant macht, ist die Eintragung „ehemaliger Grenzen“, wodurch<br />

dem Phantasieland auch eine Geschichte gegeben wird.<br />

Hierzu erzählte das aufgeweckte Kind folgendes:<br />

„Es waren früher vier verschiedene Reiche. Das Nordreich trieb hauptsächlich<br />

Handel (Namen: Hansastadt, Hansahafen!) und hatte wertvolle Bodenschätze:<br />

Gold, Silber, Zinn. Seine Hauptstadt war Altstadt. Das Westreich<br />

hatte große Kohlenschätze und Kupfer und hatte die größte Stadt von allen<br />

(Königsstadt). lm Ostreich war fast nur Landwirtschaft (Wiesental, Rosenheim);<br />

im Südreich waren große Wälder, hier lebten viele von der Waldwirtschaft<br />

und der Flößerei.“ (Man beachte, wie genau dieser verschiedene<br />

Charakter der Länder im Landschaftsbilde der Phantasiekarte begründet ist!)<br />

Die weitere Erzählung in Stichpunkten: Ein Einfall der Ostleute ins Nordreich,<br />

um die Silber- und Goldgruben zu erobern, wird zurückgeschlagen.<br />

Zur Sicherung baut das Nordreich Liloburg und Festburg. Goldfunde an der<br />

Grenze zwischen dem Süd- und Westreich führen zu einem neuen Einfall der<br />

Ostleute. Südreich und Westreich verbünden sich, weil das Westreich vom<br />

Südreich das Grubenholz bezieht, und erbauen Kastel. Erneute Einfälle.<br />

Schließlich verbünden sich Nord-, West- und Südreich, unterwerfen das Ostreich<br />

und gliedern es ein. Es entsteht ein großes Reich, die einzelnen Länder<br />

werden jetzt Provinzen, Königsstadt wird Hauptstadt. – Und der Freistaat an<br />

der Mündung des südlichen Stromes? Er gehörte früher zum Nord- und zum<br />

Westreich und wurde während der Kriege mit den Ostleuten von einer fremden<br />

Großmacht begründet, die ungehindert in den Strom einfahren und dort<br />

Kohlen (Steinkohlenbezirk der Westprovinz!) einladen will. „Wenn das Nordische<br />

Reich wieder stark ist, wird es den Freistaat zurückgewinnen.“ – Es<br />

wird deutlich, wie auch elementare geschichtliche Grundzüge von der kindlichen<br />

Phantasie aufgegriffen und in ein sinnvolles Spiel eingefügt werden<br />

können. Sollte hier nicht auch eine Möglichkeit bestehen, das Verständnis für<br />

historische Vorgänge aufzudecken oder nachzuprüfen?<br />

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