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netzes gliedert die Fläche auf, leere Räume werden ausgefüllt (Sumpf, Seenplatte, mehrfach Gebirge), damit das Ganze gut aussieht, das Zeichen für befestigte Städte wird zum Teil seines schmückenden Charakters wegen verwandt. Vor allem zeigen die Schiffe eine Absicht des Schmückens, und es ist aufschlußreich, daß man auf älteren Landkarten ähnlich verfährt (Abb. 2). Trotz des Spielerischen in der Gesamtkonzeption wird aber auch das Verständnis für geographische und Abb. 2 wirtschaftspolitische Gesetzmäßigkeiten sichtbar. Sehr deutlich ist der Zusammenhang von Bodengestalt und Bewässerung erkannt: die Flüsse entspringen an den Hängen der Gebirge und richten sich in ihrem Lauf genau nach dem Relief. Das Industriegebiet macht ein stärkeres Eisenbahnnetz und dichtere Besiedlung notwendig. Daß man von der Hauptstadt schnell in alle Teile seines Reiches gelangen will, ist verständlich. Die Eisenbahnlinie nach Süden weicht mit leichtem Schwung dem Gebirge aus, dagegen ist allerdings die Linie nach Osten höchst unökonomisch unter einem Gebirge und einem großen See hergeführt, obwohl man die Verbindung von Norden her billiger hätte haben können. Der Schutz des nördlichen Hafens durch eine Inselfestung, der des Industriegebietes durch eine befestigte Stadt ist sinnvoll. Die Namen sind zum Teil gut erfunden; denn wenn schon ein Land Apfelsinenland heißt, so ist gegen Kernstadt, Saftstrom, Süßstadt, Orangenberg gewiß nichts einzuwenden. Die Karte eines Jungen aus dem achten Schuljahr (Abb. 3) wirkt dagegen nüchterner und ist weniger einfallsreich, der Einfluß der Karte von Nordamerika ist unverkennbar. Es ist die Prärie mit Goldsee und Silberfluß, die immer noch lockt. Die Eisenbahn folgt der Küste und entwickelt nur im Norden bei dichterer Besiedlung ein dichteres Netz. Merkwürdigerweise sind die Städte an den Seen nicht an das Netz angeschlossen. Dafür wurde aber ein kluges Kanalsystem 47

ausgedacht, das es gestattet, durch das ganze Land mit dem Schiff zu fahren. Da wir im Innern keine Siedlungen finden, ist offenbar an ein Land gedacht, das noch von Indianern und Trappern durchzogen wird. Wie anders wirkt dagegen das „Götterland“ (Abb. 4) eines Jungen der gleichen Klasse, der seine Städte mit Namen aus der germanischen Göttersage benennt, obwohl er ein modernes und reiches Land haben möchte. Es gibt kaum eine Stelle in seinem Reiche, wo nicht Gold, Diamanten, Kohle, Öl oder Bernstein gefunden würden. Die Besiedlung nimmt allerdings auf diese Funde Abb. 3 keine Rücksicht; überhaupt ist das Ganze eine schwächere Leistung. Man beachte nur den groben Fehler in der Mitte, wo zwei Flüsse sich kreuzen wie Eisenbahnschienen und außerdem noch ein unter diesen Umständen höchst überflüssiger Kanal gebaut ist. Die Linienführung der Eisenbahn ist stellenweise widersinnig: man beachte nur die fehlende Verbindung von G nach W trotz eines großen Tunnels! Die nächste Karte (Abb. 5), ebenfalls von einem Jungen des achten Schuljahres, ist von der Darstellung der Verkehrslinien beherrscht. Hier ist offenbar ein Ingenieur am Werk, der ganz in den Notwendigkeiten eines technischen Zeitalters lebt, wenn auch Steppe, Sumpf und Wald und einige Seen als letzte Konzessionen an ein natürliches Landschaftsbild stellenweise erhalten geblieben sind. Bei genauem Zusehen ergeben sich allerdings recht viele Unwahrscheinlichkeiten. Die wertvollen Bodenschätze im Westen und die zahlreichen Gruben in der Mitte haben das Verkehrsnetz nicht im geringsten beeinflußt. Dagegen ist z. B. eine Kleinstadt im Norden geradezu massiv mit Verkehrslinien bedacht worden. Daß auch Flüsse wichtige Verkehrsadern sein können, blieb unberücksichtigt; das Land hat keinen Hafen, obwohl es ans Meer grenzt. In der Mitte fließt ein Fluß bergauf über ein hohes Gebirge hinweg. Auch die Straßen passen sich nicht dem Relief an. 48

ausgedacht, das es gestattet, durch<br />

das ganze Land mit dem Schiff zu<br />

fahren. Da wir im Innern keine Siedlungen<br />

finden, ist offenbar an ein<br />

Land gedacht, das noch von Indianern<br />

und Trappern durchzogen wird.<br />

Wie anders wirkt dagegen das<br />

„Götterland“ (Abb. 4) eines Jungen<br />

der gleichen Klasse, der seine Städte<br />

mit Namen aus der germanischen<br />

Göttersage benennt, obwohl er ein<br />

modernes und reiches Land haben<br />

möchte. Es gibt kaum eine Stelle in<br />

seinem Reiche, wo nicht Gold, Diamanten,<br />

Kohle, Öl oder Bernstein<br />

gefunden würden. Die Besiedlung<br />

nimmt allerdings auf diese Funde<br />

Abb. 3<br />

keine Rücksicht; überhaupt ist das<br />

Ganze eine schwächere Leistung.<br />

Man beachte nur den groben Fehler<br />

in der Mitte, wo zwei Flüsse sich kreuzen wie Eisenbahnschienen und außerdem<br />

noch ein unter diesen Umständen höchst überflüssiger Kanal gebaut ist.<br />

Die Linienführung der Eisenbahn ist stellenweise widersinnig: man beachte<br />

nur die fehlende Verbindung von G nach W trotz eines großen Tunnels!<br />

Die nächste Karte (Abb. 5), ebenfalls von einem Jungen des achten Schuljahres,<br />

ist von der Darstellung der Verkehrslinien beherrscht. Hier ist offenbar<br />

ein Ingenieur am Werk, der ganz in den Notwendigkeiten eines technischen<br />

Zeitalters lebt, wenn auch Steppe, Sumpf und Wald und einige Seen als letzte<br />

Konzessionen an ein natürliches Landschaftsbild stellenweise erhalten geblieben<br />

sind. Bei genauem Zusehen ergeben sich allerdings recht viele<br />

Unwahrscheinlichkeiten. Die wertvollen Bodenschätze im Westen und die<br />

zahlreichen Gruben in der Mitte haben das Verkehrsnetz nicht im geringsten<br />

beeinflußt. Dagegen ist z. B. eine Kleinstadt im Norden geradezu massiv mit<br />

Verkehrslinien bedacht worden. Daß auch Flüsse wichtige Verkehrsadern<br />

sein können, blieb unberücksichtigt; das Land hat keinen Hafen, obwohl es<br />

ans Meer grenzt. In der Mitte fließt ein Fluß bergauf über ein hohes Gebirge<br />

hinweg. Auch die Straßen passen sich nicht dem Relief an.<br />

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