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inden, das eine Landkarte darstellt. Aber auch ohne solche Reize von außen malen Kinder aus reiner Lust am Fabulieren Karten erdachter Länder, wobei sie die Signaturen benutzen, die sie im Erdkundeunterricht der Schule gelernt haben. Diese Phantasielandkarten, wie wir sie nennen wollen, sind nach mehreren Seiten hin aufschlußreich. Sie können z. B. entwicklungspsychologisch ausgewertet werden, indem man die Karten der verschiedenen Altersstufen miteinander vergleicht; sie lassen sich charaktertypologisch interpretieren, weil der mehr oder weniger bestimmte Gestaltungsplan Ausdruck einer gewissen geistig-seelischen Grundhaltung ist; sie können selbst von dem Gesichtspunkt der Kunsterziehung her beurteilt werden, da ja jede gut gezeichnete Landkarte auch ein ästhetisches Moment enthält. 1 Unsere Absicht ist es, diese Karten besonders unter didaktischen Gesichtspunkten zu betrachten. Die Leser dieser Zeitschrift werden sich eines Aufsatzes erinnern, der „Eine vergnügliche Erdkundestunde“ hieß und mit Hilfe einer Phantasielandkarte (des Lehrers) prüfen sollte, wie weit die Kinder in der Lage waren, die im Kartenbild sichtbaren kausalen Zusammenhänge zu erfassen. 2 Tatsächlich werden wir die kindlichen Phantasielandkarten zunächst als einen Beitrag und Gewinn für unsern Erdkundeunterricht ansehen, so wie der freie Phantasieaufsatz zuerst den Deutschlehrer, das freie Zeichnen, Malen und Formen in erster Linie den Kunsterzieher anspricht. Ich habe deshalb vor nunmehr 15 Jahren etwa vierhundert Phantasielandkarten von Knaben und Mädchen des sechsten bis achten Schuljahres (dazu noch die von etwa fünfzig Jungen des neunten und zehnten Schuljahres) daraufhin untersucht, ob und wie weit sie die Entwicklung des geographischen Denkens ablesen lassen. Mir kam es dabei nicht nur auf theoretische Erkenntnisse, sondern auch auf die unterrichtspraktischen Möglichkeiten an. 3 1 Vgl. den Artikel ,,Elemente einer Kartenästhetik“ in Max Eckert, Die Kartenwissenschaft, 2. Band, Berlin und Leipzig 1925. 2 Westermanns Pädagogische Beiträge 1954, S. 633 ff. 3 Kindliche Phantasielandkarten. Ein Versuch über die Entwicklung des geographischen Denkens. Zeitschrift für pädagogische Psychologie 1943, Heft 4. Einen Beitrag zur Unterrichtspraxis suchte ich zu geben mit der Arbeit: Die Phantasielandkarte bei der Einführung des Meßtischblattes, Die Deutsche Volksschule 1943, Heft 2. Die Arbeiten fanden damals keine Beachtung, was vielleicht mit dem Kriegsgeschehen zusammenhing. Lediglich Gerda-Karla Sauer hat in einer größeren und wertvollen Arbeit, die auf Anregung und mit Unterstützung von Herman Nohl entstand, auf meine Untersuchung hingewiesen. (Kind- 45

Auch bei der Betrachtung der folgenden Beispiele werden wir von diesem Grundgedanken ausgehen: so wie beim freien Aufsatz nicht eine fessellose Ungebundenheit praktiziert wird, sondern gewisse Satz- und Stilgesetze als selbstverständliche Gestaltungsfaktoren wirksam bleiben, so müssen auch die freien Phantasielandkarten einen bestimmten Grad innerer Gesetzmäßigkeit zeigen, der gleichzeitig etwas aussagt über den Stand der Einsicht in erdkundliche Zusammenhänge. Abb. 1 Abb. 1 zeigt uns den reizenden Einfall eines Mädchens aus dem achten Schuljahr: das „Apfelsinenland“ 4 . Gewiß haben hier auch ornamentale Tendenzen eine Rolle gespielt: das Eisenbahnsystem in Form eines Spinnenliche Utopien, Weinheim-Berlin 1954, S. 92.) Sie hat auch zwei Phantasielandkarten veröffentlicht (S. 41, 47). Das Urteil Otto Scheibners ermutigt mich, noch einmal auf die Phantasielandkarten hinzuweisen. Ich sehe jedoch davon ab, die ausführlichen statistischen Nachweisungen meiner ersten Arbeit (allein 18 Tabellen) noch einmal zu veröffentlichen. Dagegen habe ich eine Aufstellung zur Leistungsbewertung eingefügt, die die erste Arbeit nicht enthielt. Ebenso sind die Bespiele neu. 4 Diese wie alle übrigen Abbildungen sind im Original farbig angelegt. Die Blätter wurden sorgfältig und genau durchgepaust, wobei die Gebirge in Strich- oder Raupenmanier wiedergegeben wurden. Meistens wurden die Namen in Druckschrift übertragen, gelegentlich auch weggelassen, um die Lesbarkeit zu erhöhen. 46

Auch bei der Betrachtung der folgenden Beispiele werden wir von diesem<br />

Grundgedanken ausgehen: so wie beim freien Aufsatz nicht eine fessellose<br />

Ungebundenheit praktiziert wird, sondern gewisse Satz- und Stilgesetze als<br />

selbstverständliche Gestaltungsfaktoren wirksam bleiben, so müssen auch die<br />

freien Phantasielandkarten einen bestimmten Grad innerer Gesetzmäßigkeit<br />

zeigen, der gleichzeitig etwas aussagt über den Stand der Einsicht in erdkundliche<br />

Zusammenhänge.<br />

Abb. 1<br />

Abb. 1 zeigt uns den reizenden Einfall eines Mädchens aus dem achten<br />

Schuljahr: das „Apfelsinenland“ 4 . Gewiß haben hier auch ornamentale Tendenzen<br />

eine Rolle gespielt: das Eisenbahnsystem in Form eines Spinnenliche<br />

Utopien, Weinheim-Berlin 1954, S. 92.) Sie hat auch zwei Phantasielandkarten veröffentlicht<br />

(S. 41, 47). Das Urteil Otto Scheibners ermutigt mich, noch einmal auf die Phantasielandkarten<br />

hinzuweisen. Ich sehe jedoch davon ab, die ausführlichen statistischen<br />

Nachweisungen meiner ersten Arbeit (allein 18 Tabellen) noch einmal zu veröffentlichen.<br />

Dagegen habe ich eine Aufstellung zur Leistungsbewertung eingefügt, die die erste Arbeit<br />

nicht enthielt. Ebenso sind die Bespiele neu.<br />

4 Diese wie alle übrigen Abbildungen sind im Original farbig angelegt. Die Blätter wurden<br />

sorgfältig und genau durchgepaust, wobei die Gebirge in Strich- oder Raupenmanier wiedergegeben<br />

wurden. Meistens wurden die Namen in Druckschrift übertragen, gelegentlich<br />

auch weggelassen, um die Lesbarkeit zu erhöhen.<br />

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