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Abb. 8 Sarina und ihre Welt Lasse (Abb. 9) hat eine Überschrift gewählt, die ihn schon als selbstbewussten global player ausweist: „Meine Welt heißt Erde“. Ähnlich wie bei vielen Kindern bedeutet sein Ferienziel Mallorca ihm sehr viel. In Gesprächen können die Kinder eindrucksvoll von Land und Leuten ihrer Ferienziele erzählen. Weitere Interessen gelten dem Fußball und dem Spielen im Wald. Über allem thront sozusagen die Familie, zur der Lasse eine starke Bindung hat und die er detailliert aufführt – sogar drei Verstorbene, die auf dem Friedhof ruhen und um die er von Herzen trauert. Abb. 9 Lasse und seine Welt 23

Bei allen Kindern in dieser Klasse wurde deutlich: Durch subjektives Kartographieren reflektieren sie die „Geographie des eigenen Lebens“ (Daum 1993) und noch weit mehr, sie entwerfen für sich ein Stück Heimat (vgl. Daum/Werlen 2002, Daum 2010). Heimatmachen stiftet Verhaltenssicherheit und Zugehörigkeit, Vertrautheit und Wohlbefinden, jedoch nicht in exklusiver Weise, sondern offen gegenüber dem Fremden und Andersartigen. Auf diese Weise gelingt es, die Pluralität der Konstruktionen zu unterstreichen und von Heimaten zu reden. Diese und ähnliche Beispiele können überdies dafür sensibilisieren, wie die „Kartographie bzw. Geographie des eigenen Lebens“ (vgl. Daum 1993: 65) in Globalisierungsprozesse eingebettet ist und an deren Reproduktion beteiligt ist. Wenn Kinder und Jugendliche z. B. rekonstruieren, welche Güter, die in die persönlichen Handlungsabläufe integriert werden, mit welchen Warenströmen verbunden sind, so können sie erfahren, wie sehr die Ferne aus ihrem Leben verschwunden ist. Betroffen sind Ernährung, Kleidung, Körperpflege bis hin zu Freizeitaktivitäten. Welche Wege sind die ihnen zugänglichen Informationen gegangen? Wo kommt die Musik her, die sie hören? Von wem wird sie gleichzeitig gehört? Hier ein Beispiel für die Globalisierung des Alltags: Im April 2010 explodierte im Golf von Mexiko die Bohrinsel Deepwater Horizon, und anschließend ergossen sich schätzungsweise 780 Millionen Liter Rohöl ins Meer. Erst Anfang August konnten Experten das Bohrloch abdichten. Von den ökologischen Auswirkungen sind schreckliche Bilder um den Globus gegangen. Kinder aus einem dritten Schuljahr haben sich auf ihre Weise ein Bild von der Katastrophe gemacht (Abb. 10). Tim, vierzehn Jahre alt, hat seine Betroffenheit angesichts des bedrohlichen Ausmaßes der Katastrophe in einer Collage sehr persönlichen Welterlebens festgehalten – gewissermaßen als Mahnmal im Kontrast zu Beschwichtigungen, es sei alles nicht so schlimm und noch einmal gutgegangen (Abb. 11). Solcherart Sensibilisierung für den Alltag kann gleichzeitig auch als Vorbereitung auf künftige Lebensbedingungen der Schülerinnen und Schüler verstanden werden. 24

Abb. 8<br />

Sarina und ihre Welt<br />

Lasse (Abb. 9) hat eine Überschrift gewählt, die ihn schon als selbstbewussten<br />

global player ausweist: „Meine Welt heißt Erde“. Ähnlich wie bei vielen<br />

Kindern bedeutet sein Ferienziel Mallorca ihm sehr viel. In Gesprächen können<br />

die Kinder eindrucksvoll von Land und Leuten ihrer Ferienziele erzählen.<br />

Weitere Interessen gelten dem Fußball und dem Spielen im Wald. Über<br />

allem thront sozusagen die Familie, zur der Lasse eine starke Bindung hat<br />

und die er detailliert aufführt – sogar drei Verstorbene, die auf dem Friedhof<br />

ruhen und um die er von Herzen trauert.<br />

Abb. 9<br />

Lasse und seine Welt<br />

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