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26.12.2013 Aufrufe

Inga Gryl, Thomas Jekel und Robert Vogler Geoinformation – Macht – Schule. Spatial Citizenship und subjektive Kartographien 1 Einleitung Geoinformation (GI) und deren räumliche Repräsentationen sind wirkmächtige Instrumente bei der sozialen Produktion von Raum. Sie objektivieren Deutungen, setzen Regeln, inspirieren Bilder der Welt und strukturieren damit Handeln. Aus diesem Grund ist es im Alltagshandeln auf der einen Seite wichtig, Geomedien als subjektive wie diskursive Produkte reflektiert lesen zu können. Auf der anderen Seite ist es sinnvoll, eigene subjektive Deutungen mittels Geomedien konkurrenzfähig kommunizieren und in Aushandlungsprozesse einbringen zu können. Derartige Kompetenzen, zusammengefasst unter dem Terminus Spatial Citizenship, lassen subjektive Kartographie(n) unter Aufhebung der Dichotomie professioneller Kartographie und Laienkartographie multiperspektivisch betrachtbar und schulisch einsetzbar werden. Dieser Beitrag stellt die zu Grunde liegenden theoretischen Anregungen vor und zeigt die (schul-)praktische Anwendbarkeit exemplarisch auf. 2 Landesgartenschau – ein Raumgestaltungsbeispiel Im Jahr 2010, als die Kleinstadt Landau den Zuschlag für die Landesgartenschau Rheinland-Pfalz des Jahres 2014 erhält, scheint dieses Ereignis aus Alltagsperspektive noch weit entfernt. Im Hinblick auf die Bewerbung der Stadt für dieses Ereignis und die umfassenden Umbaumaßnahmen, die zwischen dem Heute und der Eröffnung stehen, wurden die Planungen bereits auf der Hinterbühne fixiert. Nach Entscheidung der Stadt für ein Architekturbüro im Rahmen einer Ausschreibung wurden dessen Entwürfe in einer öffentlichen Präsentation und auf der Homepage der Stadt zugänglich ge- 125

macht. In einer kartographischen Visualisierung werden Sport- und Grünflächen, Spielplätze und Veranstaltungsgebäude aneinandergereiht, unschuldig zieht darüber hinaus eine neue, das Zentrum entlastende Straße an der Grenze des Naturschutzgebietes vorbei. Auf dem Papier existiert die Landesgartenschau bereits. Geoinformation dient der Kommunikation des Beschlossenen. Eine Landesgartenschau bietet eine singuläre Gelegenheit zur tiefgreifenden Stadtgestaltung mit vergleichsweise umfangreichen Mitteln. Es wurde nicht vergessen, auf Nachhaltigkeit der punktuellen Investitionen zur Etablierung eines zukünftigen Naherholungsraums für die Bürger der Stadt über die Gartenschau hinaus zu achten. Die Verantwortlichen haben (neben Rücksichtnahme auf die Außenwirkung der Stadt) antizipiert, was Bürger brauchen. Die Betroffenheit der Bürger ist somit ohne Zweifel bekannt. Die vorgeschlagene Gestaltung dürfte auch nur wenigen Akteuren zum Nachteil gereichen. Die Fixierung einer einzigen aus vielfältig denkbaren Gestaltungsmöglichkeiten in der Karte führt jedoch die Bevormundung derer, die von diesen räumlichen Setzungen über lange Zeit betroffen sein werden, vor Augen. Es wird nicht ersichtlich, wie sich Bürger in ein schon fast fertiges Konzept über die Möglichkeit der punktuellen Meinungsäußerung hinaus einbringen und an der Aushandlung der Gestaltung teilhaben können. Die Karte zeigt eine Vor- Handlung ohne Verhandlung und ohne Verhandelbarkeit auf. In der Zwischenzeit wurde auch diese einseitige Information (möglicherweise vorübergehend) von der Homepage genommen und durch sehr gering aufgelöste und daher inhaltlich nicht aussagekräftige Kartenausschnitte aus dem Siegerentwurf und den Entwürfen der Mitbewerber zur Berichterstattung über den längst entschiedenen Architekturwettbewerb ersetzt. 1 Bereits die informierende Karte, und umso mehr die zum Zeitpunkt der Erstellung des Beitrages aktuell öffentlich gemachte Information lassen vermuten, dass es nicht Teil des Diskurses der Entscheidungsträger ist, Deutungsvielfalt, Beteiligung und Demokratisierung im Planungsprozess zu berücksichtigen. 1 http://www.lgs-landau.de/ (2011-02-20) 126

Inga Gryl, Thomas Jekel und Robert Vogler<br />

Geoinformation – Macht – Schule.<br />

Spatial Citizenship und subjektive Kartographien<br />

1 Einleitung<br />

Geoinformation (GI) und deren räumliche Repräsentationen sind wirkmächtige<br />

Instrumente bei der sozialen Produktion von Raum. Sie objektivieren<br />

Deutungen, setzen Regeln, inspirieren Bilder der Welt und strukturieren damit<br />

Handeln. Aus diesem Grund ist es im Alltagshandeln auf der einen Seite<br />

wichtig, Geomedien als subjektive wie diskursive Produkte reflektiert lesen<br />

zu können. Auf der anderen Seite ist es sinnvoll, eigene subjektive Deutungen<br />

mittels Geomedien konkurrenzfähig kommunizieren und in Aushandlungsprozesse<br />

einbringen zu können. Derartige Kompetenzen, zusammengefasst<br />

unter dem Terminus Spatial Citizenship, lassen subjektive Kartographie(n)<br />

unter Aufhebung der Dichotomie professioneller Kartographie und Laienkartographie<br />

multiperspektivisch betrachtbar und schulisch einsetzbar werden.<br />

Dieser Beitrag stellt die zu Grunde liegenden theoretischen Anregungen<br />

vor und zeigt die (schul-)praktische Anwendbarkeit exemplarisch auf.<br />

2 Landesgartenschau – ein Raumgestaltungsbeispiel<br />

Im Jahr 2010, als die Kleinstadt Landau den Zuschlag für die Landesgartenschau<br />

Rheinland-Pfalz des Jahres 2014 erhält, scheint dieses Ereignis aus<br />

Alltagsperspektive noch weit entfernt. Im Hinblick auf die Bewerbung der<br />

Stadt für dieses Ereignis und die umfassenden Umbaumaßnahmen, die zwischen<br />

dem Heute und der Eröffnung stehen, wurden die Planungen bereits<br />

auf der Hinterbühne fixiert. Nach Entscheidung der Stadt für ein Architekturbüro<br />

im Rahmen einer Ausschreibung wurden dessen Entwürfe in einer<br />

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