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5 Zusammenfassung<br />
Die Auseinandersetzung mit dem Leben von Marie Pleyel lässt ihren großen Erfolg<br />
als Pianistin und Klavierpädagogin erkennen. Durch ihr musikalisches Talent, das<br />
früh gefördert wurde, und ihre professionelle Ausbildung bei renommierten Lehrern<br />
stand ihr bereits früh der Weg in die musikalische Öffentlichkeit offen. Ihre Konzertreisen<br />
führten sie nicht nur in die europäischen Metropolen, sondern auch in die<br />
Provinz. Zu ihrem Repertoire, das breit gefächert war, zählten unter anderem neben<br />
Musik deutscher Komponisten wie Weber, Mendelssohn und Beethoven auch Werke<br />
von Rossini, Prudent, Thalberg oder Litolff. Dass sie gesellschaftliche Akzeptanz<br />
als Künstlerin erlangte und ihr hoher Respekt entgegengebracht wurde, was unter<br />
den damaligen Umständen keine Selbstverständlichkeit war, dokumentieren die zahlreichen<br />
Rezensionen in den Musikzeitungen, die bis auf wenige Ausnahmen sehr<br />
lobend ausfallen. Als eine der wenigen Pianistinnen wurde sie mit den großen zeitgenössischen<br />
Virtuosen verglichen. Neben ihr, so Ellsworth, habe auch Clara Schumann<br />
eine ähnliche Resonanz hervorgerufen, allerdings sei Marie Pleyel die Erste<br />
gewesen, deren Fähigkeiten in diesem Maß mit denen der männlichen Virtuosen<br />
verglichen worden seien. Daher könne sie auch als Pionierin bezeichnet werden. 1<br />
„Vor allem Marie Pleyel, die wie eine Primadonna im Kreuzfeuer von<br />
Verehrung, Legendenbildung und Klatsch stand, wurde für die Image-<br />
Prägung der Pianistin bedeutsam.“ 2<br />
Marie Pleyel zählt zu denjenigen, die ihren Beruf als Pianistin mit einem historisch<br />
neuen Selbstbewusstsein ausgeübt haben. Die frühe Scheidung von Camille Pleyel<br />
wurde von ihr in Kauf genommen, obwohl dies zur damaligen Zeit in bürgerlichen<br />
Kreisen häufig zu gesellschaftlicher Ablehnung führte. 3 Die Tatsache, dass sie es<br />
verstand, ihren musikalischen Ausdruck zu dosieren und ihre Weiblichkeit einzusetzen,<br />
unterstreicht die Selbstsicherheit, mit der sie in der Öffentlichkeit auftrat.<br />
Mit welcher Bestimmtheit sie ihre Interessen zu vertreten wusste, zeigen auch die<br />
finanziellen Forderungen, die sie während der Verhandlungen um das Amt der Professorenstelle<br />
am Brüsseler Konservatorium stellte. Nicht umsonst wird sie auch als<br />
La Corinne du piano bezeichnet, in Anlehnung an Madame de Staëls Roman<br />
Corinne ou l’Italie, der das Leben der emanzipierten Corinne schildert.<br />
1 Ellsworth (2003), S.40.<br />
2 Hoffmann (1991), S. 94.<br />
3 Ebd., S. 110.<br />
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