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ihren beiden Zeitgenossinnen, der französischen Schriftstellerin George Sand und<br />

der englischen Schriftstellerin Mary Ann Evans, bzw. George Eliot, bekannt sei.<br />

„Pleyel’s adoption of aspects of masculinity appears as a form of play in<br />

which the true function of the mask is to draw attention to and accentuate<br />

revelation of the woman underneath. […] Pleyel demonstrated […] that<br />

femininity was no impediment to artistry“. 40<br />

Im Vergleich zu anderen Pianistinnen, so Therese Ellsworth, sei Marie Pleyel diejenige,<br />

deren Fähigkeiten am häufigsten mit denen männlicher Virtuosen verglichen<br />

würden. So vergleicht François-Joseph Fétis beispielsweise ihr Klavierspiel mit der<br />

„stürmischen“ Spielweise von Liszt und betont, dass sie den schönsten, reinsten und<br />

weichsten Klang erzeuge, wie es sonst von Thalberg bekannt sei:<br />

« Véhémente, originale, comme le premier [Liszt] de ces grands artistes,<br />

elle tire de l’instrument, comme le second [Thalberg], le son le plus beau,<br />

le plus pur et le plus moelleux qu’il puisse produire. » 41<br />

Antoine François Marmontel, Professor am Pariser Konservatorium, schreibt in seinem<br />

Buch Les Pianistes célèbres über sie: „Ihr Spiel hat Kalkbrenners Klarheit,<br />

Chopins Sensibilität, die durchgeistigte Eleganz von Herz und den hinreißenden<br />

Schwung von Liszt.“ 42 Allerdings macht Harold C. Schonberg darauf aufmerksam,<br />

dass Marmontel dazu geneigt haben soll, über jede Pianistin bzw. jeden Pianisten in<br />

seinem Buch in lobenden Worten zu schreiben.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Meinung männlicher Kritiker über den<br />

Auftritt von Pianistinnen zu Marie Pleyels Zeit von verschiedenen Aspekten<br />

abhängig war. Neben Genderfragen bezüglich des Repertoires spielten auch die<br />

Ausführung der Interpretation sowie die Körperhaltung am Klavier eine wesentliche<br />

Rolle für die Konzertkritiken von Pianistinnen. Dass Marie Pleyel einen derartigen<br />

Erfolg gefeiert habe, begründet Ellis in ihrem Artikel abschließend wie folgt:<br />

“Her breathtaking success in the 1840s, repeated on every return to Paris,<br />

was due to her self-advertisement as the embodiment of the impossible –<br />

the poetic, manly, coquette.” 43<br />

40 Ellis (1997), S. 377; „Pleyels Annahme ‚männlicher’ Züge erscheint wie ein Spiel, in dem die<br />

wahre Funktion der Maske darin liegt, auf sie aufmerksam zu machen und den Akzent auf die Enthüllung<br />

der Frau, die dahinter steckt, zu legen. […] Pleyel zeigte, dass ‚Weiblichkeit’ kein Hindernis<br />

ist, um künstlerisch tätig zu sein“ (Übersetzung J. K.).<br />

41 Revue et Gazette musicale (1848), S. 51; „Impulsiv, originell, wie der Erste [Liszt] unter den großen<br />

Künstlern, erzeugt sie auf dem Instrument, wie der Zweite [Thalberg], den schönsten, reinsten<br />

und wärmsten Klang“ (Übersetzung J. K.).<br />

42 Zit. nach: Schonberg (1963), S. 195.<br />

43 Ellis (1997), S. 385; „Ihr atemberaubender Erfolg in den 1840er Jahren, den sie bei jeder Rückkehr<br />

nach Paris von Neuem feierte, ist auf ihre Selbstdarstellung durch die Verkörperung des Unmöglichen<br />

zurückzuführen – Poetik, Männlichkeit, Koketterie“ (Übersetzung J. K.).<br />

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