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« Ses mains délicates ont acquis la puissance sonore qui semble ne pouvoir<br />
appartenir qu’à la force musculaire de l’homme […] c’est un charme<br />
irrésistible, une grâce simple et naturelle, une richesse inépuisable de traits<br />
fins et délicats […] où la verve et l’énergie tiennent plus de l’homme que<br />
de la femme, où le charme, la délicatesse et la grâce rivalisant avec la<br />
puissance. » 31<br />
Auch Ellis betont Marie Pleyels Fähigkeit, männliche und weibliche Charakterzüge<br />
auf unnachahmliche Weise miteinander zu vereinen:<br />
“That Pleyel was portrayed in the press as matchlessy combining masculine<br />
authority and feminine grace was partly the result of her decision to<br />
shock critics into treating her as an artist and not as mere woman.” 32<br />
Henri Blanchard geht in einer seiner Rezensionen so weit, dass er sie als<br />
„geschlechtsneutral“ bezeichnet. Dadurch versucht er, dem Geschlecht als Kriterium<br />
für die Bewertung ihres Vortrags keine Bedeutung zuzuschreiben. „C’est plus<br />
qu’un homme, qu’un grand artiste, c’est plus qu’une jolie femme; elle n’a pas de<br />
sexe quand elle est au piano“. 33<br />
Marie Pleyel wird im Laufe ihrer Karriere nicht nur als eine der besten Pianistinnen<br />
beschrieben, sondern als eine der besten Pianisten. „W. S.“ beendet seinen Bericht<br />
in der Zeitung Le Monde musical mit den Worten: „La salle entière avait cédé à<br />
l’irrésistible puissance d’action qu’exerce cette belle et charmante femme, qui est<br />
en même temps un de nos plus grands pianistes“. 34 Als Einzige unter den Pianistinnen<br />
warte sie nicht ab, bis die Kritiker in der männlichen Form über sie schreiben<br />
würden, sie setze sich selbst mit dem Status eines ehrenvollen Mannes gleich,<br />
indem sie mit den Geschlechtern spiele und sich in Briefen nicht als „une amie“<br />
sondern als „un ami“ bezeichne. 35<br />
Aus einem Brief an einen männlichen Kritiker geht deutlich hervor, dass sie sich<br />
der Faszination, die sie bei diesen auslöse, bewusst sei und sich diese Tatsache<br />
zunutze mache, indem sie sie nahezu „umwerben“ würde. In dem Brief bittet sie<br />
den Adressaten, ein von ihr geplantes Konzert auf die Art, „wie nur er es verstehe“,<br />
31 Revue et Gazette musicale (1848), S. 51f.; „Ihre zarten Hände haben den kräftigen Klang erworben,<br />
der nur zur Muskelkraft des Mannes zu gehören scheint […] Das ist unwiderstehlicher<br />
Charme, einfache und natürliche Anmut, unerschöpflicher Reichtum an feinen und delikaten Spielzügen<br />
[…], wo Schwung und Kraft mehr vom Mann als von der Frau haben, wo Zauber, Delikatesse<br />
und Anmut mit der Kraft wetteifern“ (Übersetzung J. K.).<br />
32 Ellis (1997), S. 376; „Dass Pleyel in der Presse als Person dargestellt wurde, die auf unnachahmliche<br />
Weise ‚männliche’ Autorität und ‚weibliche’ Grazie verband, war teils Ergebnis ihrer Entscheidung,<br />
Kritiker zu schockieren, damit diese sie als Künstlerin und nicht nur als Frau behandelten“<br />
(Übersetzung J. K.).<br />
33 Revue et Gazette musicale (1845), S. 38; „Dies ist mehr als ein Mann, als ein großer Künstler,<br />
mehr als eine hübsche Frau; sie hat kein Geschlecht, wenn sie am Klavier ist“ (Übersetzung J. K.).<br />
34 Le Monde musical (1845), zit. nach: Ellis (1997), S. 375; „Der ganze Saal hatte sich der unwiderstehlichen<br />
Kraft der Handlung, die diese schöne und charmante Frau ausübte, ergeben, die gleichzeitig<br />
einer unserer größten Pianisten ist“ (Übersetzung J. K.).<br />
35 Ellis (1997), S. 376.<br />
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