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3 Ein „neues Zeitalter“ 1 bricht an<br />

Bis Mitte der 1840er Jahre konzertieren in Paris vor allem männliche Komponisten,<br />

die sich durch den Vortrag ihrer eigenen Kompositionen einen Ruf verschaffen.<br />

Komponistinnen sind zu dieser Zeit eine Seltenheit, da sie in Europa auf eingeschränkte<br />

Möglichkeiten treffen, ein Kompositionsstudium zu absolvieren. Obwohl<br />

in Frankreich im Vergleich zu Deutschland die Einstellung am Pariser Konservatorium<br />

gegenüber Schülerinnen liberaler gewesen zu sein scheint, 2 bleibt Frauen beispielsweise<br />

lange Zeit die Teilnahme am Wettbewerb um den Rompreis des Pariser<br />

Konservatoriums verwehrt. Erst im Jahre 1903 ändert die Regierung die Reglementierung,<br />

nachdem Forderungen nach Gleichberechtigung gestellt worden waren. 3<br />

Unterricht in Komposition muss bis dahin in privatem Rahmen, wie beispielsweise<br />

im Fall von Louise Farrenc, stattfinden.<br />

3.1 Ein neues Phänomen: Pianistinnen in der Öffentlichkeit<br />

„The question of whether women were capable of mental creativity was crucial in<br />

their reception as composers and performers.“ 4 Mit dem plötzlichen Auftreten von<br />

Konzertpianistinnen in Paris Mitte der 1840er Jahre sehen sich die männlichen<br />

Kritiker vor eine neue Herausforderung gestellt. Da es sich bei der Mehrheit der<br />

Musikerinnen um Interpretinnen handelt, stellen sie die bisher vorherrschende Vorstellung<br />

von „pianistic virtuosity“ 5 in Frage und tragen entscheidend zur Erweiterung<br />

des in Konzerten vorgetragenen Repertoires bei. Le Ménestrel vergleicht das<br />

Phänomen, das ein „neues Zeitalter“ einleite, sogar mit der Aufhebung des „loi<br />

salique“, das den Ausschluss von Frauen als Thronfolgerinnen in Frankreich und<br />

somit deren Entmachtung festlegte. 6<br />

Auch Marie Pleyel ist vor allem als Interpretin aufgetreten. Dennoch finden sich<br />

Hinweise, dass sie einige wenige Werke für Klavier komponiert hat. So wird unter<br />

anderem das Rondo parisien pour piano op. 1, eine Fantasie über Themen aus<br />

Webers Preciosa sowie ein Andante 7 genannt. Ferner ist ein Chanson du matin für<br />

Singstimme und Klavier erhalten. 8<br />

1 Siehe Fußnote 6.<br />

2 Hoffmann (1991), S. 259.<br />

3 Ellis (1997), S. 357.<br />

4 Ellis (1997), S. 358; „Die Frage, ob Frauen zu geistiger Kreativität fähig waren, war grundlegend<br />

für ihre Rezeption als Komponistinnen und Künstlerinnen“ (Übersetzung J. K.).<br />

5 Ebd., S. 385.<br />

6 Le Ménestrel (1845), zit. nach: Ellis (1997), S. 360.<br />

7 The New Grove Dictionary of Music and Musicians (1980), S. 11.<br />

8 Catalogue général der Bibliothèque royale de Belgique :<br />

http://opteron1.kbr.be/cgi-bin/opac.cgi?P0=FKBR&P1=1_JAN&P9=&P5=20&P4=&P2=<br />

3&P3=R_TI&P6=PLEYEL_MARIE<br />

(letzter Zugriff : 11.10.2009).<br />

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