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26. Die Mehrheit ihrer Schülerinnen ist zwischen 15 und 20 Jahre alt. Von 67 der 70 Schülerinnen ist zudem die geografische Herkunft bekannt. 40 kommen aus dem Großraum Brüssel, zehn aus Flandern und vier aus Wallonien. Jeweils vier Schülerinnen stammen aus Frankreich bzw. den Niederlanden, jeweils eine Schülerin aus Großbritannien, Deutschland (Düsseldorf), Polen, Mauritius (Susanne Schmidt) und aus dem heutigen Indonesien. Einige Familiennamen der im Ausland geborenen Mädchen weisen Paul Raspé zufolge darauf hin, dass sie Kinder belgischer Eltern seien. 153 Über Marie Pleyels Schülerinnen existieren kurze Notizen von Fétis, die Auskunft über deren Klavierspiel und Fortschritte geben. So lassen sich beispielsweise Bemerkungen finden, wie „a fait beaucoup de progrès; a le jeu puissant; manque un peu de sûreté et de grâce“, 154 „étonnante d’intelligence; a la main très petite; néanmoins joue avec beaucoup d’énergie“, 155 „[b]elle organisation ; a du sentiment et du nerf“. 156 Ab dem Jahre 1867 – Fétis hat zu diesem Zeitpunkt bereits sein 83. Lebensjahr erreicht – nimmt die Quantität der Aufzeichnungen ab. In seiner Biographie Universelle des Musiciens schreibt Fétis über Marie Pleyels Wirken, dass es ihr zu verdanken sei, dass das Konservatorium zu einer „wahrhaftigen Klavierschule“ geworden sei. Vor ihrer Unterrichtstätigkeit sei das Klavierspiel anderen Künsten deutlich unterlegen gewesen. 157 Auch Liszt habe immer wieder die Bedeutung von Marie Pleyels Unterricht betont. « Il existe des pianistes très-habiles qui se sont ouvert des routes particulières, et qui obtiennent de brillants succès par les choses qui leur sont familières; mais il n’y a qu’une seule école appropriée à l’art, dans toute sont extension: c’est celle de madame Pleyel. » 158 Ihre Schülerinnen hätten ihre „traditions“ in der Welt verbreitet und zu dem großen Erfolg, mit dem Belgien fortan die Kunst des Klavierspiels zu pflegen vermochte, beigetragen. 159 153 Raspé (2007), S. 113f. 154 Raspé (2007), S. 101; „hat große Fortschritte gemacht; kraftvolles Spiel; fehlt ein bisschen die Sicherheit und Grazie“ (Übersetzung J. K.). 155 Ebd., S. 103; „erstaunliche Auffassungsgabe, sehr kleine Hand; spielt nichtsdestoweniger mit viel Energie“ (Übersetzung J. K.). 156 Ebd., S. 97; „schöne Gestaltung; einfühlsam und sensibel“ (Übersetzung J. K.). 157 Fétis (1875), S. 80. 158 Liszt, zit. nach: Ebd.; „Es gibt sehr geschickte Pianisten, die ganz bestimmte Wege eingeschlagen haben, und mit dem, was ihnen vertraut ist, großen Erfolg erzielen. Aber es gibt nur eine Schule, die sich die Kunst in ihrer ganzen Breite angeeignet hat: nämlich die der Madame Pleyel“ (Übersetzung J. K.). 159 Fétis (1875), S. 80. 43

2.5 Die letzten Jahre – Rückzug aus der Öffentlichkeit Ab 1861 – Marie Pleyel ist mittlerweile 50 Jahre alt – zeichnet sich ein deutlicher Rückgang ihrer Konzertauftritte ab. Gemeinsam mit M. J. Dumon, Professor für Flöte am Konservatorium in Brüssel, tritt sie im Februar des Jahres 1863 in Paris auf. Neben einer Sonate von Weber für Klavier und Flöte spielt sie das Klaviertrio Nr. 2 in c-Moll op. 66 von Mendelssohn für Klavier, Violine und Viola sowie ein Andante von Hummel. 160 Einen Monat später ist sie auf einer réunion im Hause von Félix Le Couppey, der als Professor für Klavier am Pariser Konservatorium unterrichtet, zu hören. 161 Im Jahre 1866 berichtet die Neue Zeitschrift für Musik, dass Marie Pleyel vorhabe, das Konservatorium in Brüssel zu verlassen und ihren Wohnort nach Paris zu verlegen. 162 Die Revue et Gazette musicale betont mehrfach, dass Marie Pleyels Talent in den letzten Jahren, in denen sie sich zurückzog und sich weiteren Studien widmete, einen – obwohl kaum vorstellbar – noch höheren Grad an Perfektion erlangt habe. « Son exécution n’est peut-être pas plus habile, dans le sens de la perfection du mécanisme qu’elle avait poussée à ses dernières limites, mais elle est plus colorée, plus remplie de ces nuances qu’une grande intelligence musicale peut seule concevoir et rendre. » 163 Aus gesundheitlichen Gründen gibt Marie Pleyel im Jahre 1872 ihre Tätigkeit als Professorin am Konservatorium in Brüssel auf. Ihre Klasse wird von Monsieur Auguste Dupont übernommen. Ein Erlass des Königs von Belgien spricht ihr eine Pension in Höhe von 1288 Francs zu. 164 Im Jahre 1873 sieht sich Marie Pleyel nach ihrer Genesung wieder imstande zu konzertieren. „Mad. Pleyel, die berühmte Pianistin zu Brüssel, hat nach längerer, durch Krankheit verursachter Unterbrechung neulich wieder einmal eine Matinée in ihrem Hause gegeben und bei dieser Gelegenheit ihr noch immer köstliches Spiel in einem Trio von Beethoven und in Etüden von Weber und Hummel bewundern lassen.“ 165 Obwohl sich Marie Pleyel aus der Öffentlichkeit zurückzieht und ihre wenigen Konzerte auf den privaten Raum beschränkt bleiben, tritt sie 1874 noch einmal im 160 La France musicale (1863), S. 43. 161 Ebd., S. 90. 162 Neue Zeitschrift für Musik (1866), S. 82. 163 Revue et Gazette musicale (1869), S. 5; „Ihre Spielweise ist vielleicht nicht geschickter im Sinne einer technischen Perfektion, die sie bis zum höchsten Grad erreicht hatte, aber sie ist farbiger geworden und reicher an diesen Nuancen, die allein musikalische Intelligenz hervorbringen und weitergeben kann“ (Übersetzung J. K.). 164 Signale für die Musikalische Welt (1872), S. 459. 165 Signale für die Musikalische Welt (1873), S. 442. 44

2.5 Die letzten Jahre – Rückzug aus der Öffentlichkeit<br />

Ab 1861 – Marie Pleyel ist mittlerweile 50 Jahre alt – zeichnet sich ein deutlicher<br />

Rückgang ihrer Konzertauftritte ab. Gemeinsam mit M. J. Dumon, Professor für<br />

Flöte am Konservatorium in Brüssel, tritt sie im Februar des Jahres 1863 in Paris<br />

auf. Neben einer Sonate von Weber für Klavier und Flöte spielt sie das Klaviertrio<br />

Nr. 2 in c-Moll op. 66 von Mendelssohn für Klavier, Violine und Viola sowie ein<br />

Andante von Hummel. 160 Einen Monat später ist sie auf einer réunion im Hause<br />

von Félix Le Couppey, der als Professor für Klavier am Pariser Konservatorium<br />

unterrichtet, zu hören. 161<br />

Im Jahre 1866 berichtet die Neue Zeitschrift für Musik, dass Marie Pleyel vorhabe,<br />

das Konservatorium in Brüssel zu verlassen und ihren Wohnort nach Paris zu<br />

verlegen. 162 Die Revue et Gazette musicale betont mehrfach, dass Marie Pleyels<br />

Talent in den letzten Jahren, in denen sie sich zurückzog und sich weiteren Studien<br />

widmete, einen – obwohl kaum vorstellbar – noch höheren Grad an Perfektion<br />

erlangt habe.<br />

« Son exécution n’est peut-être pas plus habile, dans le sens de la perfection<br />

du mécanisme qu’elle avait poussée à ses dernières limites, mais elle<br />

est plus colorée, plus remplie de ces nuances qu’une grande intelligence<br />

musicale peut seule concevoir et rendre. » 163<br />

Aus gesundheitlichen Gründen gibt Marie Pleyel im Jahre 1872 ihre Tätigkeit als<br />

Professorin am Konservatorium in Brüssel auf. Ihre Klasse wird von Monsieur<br />

Auguste Dupont übernommen. Ein Erlass des Königs von Belgien spricht ihr eine<br />

Pension in Höhe von 1288 Francs zu. 164<br />

Im Jahre 1873 sieht sich Marie Pleyel nach ihrer Genesung wieder imstande zu<br />

konzertieren.<br />

„Mad. Pleyel, die berühmte Pianistin zu Brüssel, hat nach längerer, durch<br />

Krankheit verursachter Unterbrechung neulich wieder einmal eine Matinée<br />

in ihrem Hause gegeben und bei dieser Gelegenheit ihr noch immer köstliches<br />

Spiel in einem Trio von Beethoven und in Etüden von Weber und<br />

Hummel bewundern lassen.“ 165<br />

Obwohl sich Marie Pleyel aus der Öffentlichkeit zurückzieht und ihre wenigen<br />

Konzerte auf den privaten Raum beschränkt bleiben, tritt sie 1874 noch einmal im<br />

160 La France musicale (1863), S. 43.<br />

161 Ebd., S. 90.<br />

162 Neue Zeitschrift für Musik (1866), S. 82.<br />

163 Revue et Gazette musicale (1869), S. 5; „Ihre Spielweise ist vielleicht nicht geschickter im Sinne<br />

einer technischen Perfektion, die sie bis zum höchsten Grad erreicht hatte, aber sie ist farbiger geworden<br />

und reicher an diesen Nuancen, die allein musikalische Intelligenz hervorbringen und<br />

weitergeben kann“ (Übersetzung J. K.).<br />

164 Signale für die Musikalische Welt (1872), S. 459.<br />

165 Signale für die Musikalische Welt (1873), S. 442.<br />

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