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In einem Brief an Liszt vom 18. März 1850 erwähnt Fétis das Bemühen, das er<br />
aufgebracht habe, damit Marie Pleyel die Stelle am Konservatorium bekäme, und<br />
zugleich seine Enttäuschung über die in seinen Augen fehlende Anerkennung und<br />
Dankbarkeit:<br />
« Enfin, quelqu’un que vous connaissez m’avait séduit par le charme de<br />
son esprit et par la beauté de son talent. Pour lui rendre une position<br />
honorable, j’avais affronté de puissantes colères et réalisé l’impossible. Je<br />
ne me faisais pas d’illusions sur les relations qui pouvaient exister entre<br />
nous; mais je comptais sur de la sympathie et de la reconnaissance. Je me<br />
trompais: je n’ai trouvé que l’idéal de l’égoïsme et l’ingratitude dans sa<br />
plus haute expression. J’ai pardonné sans réserve et l’on trouvera toujours<br />
en moi un appui; mais j’ai d’autant plus souffert que je ne l’ai pas laissé<br />
voir. Voilà mon histoire de six mois.“ 146<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Amtsübernahme für Marie Pleyel keine persönliche<br />
Bereicherung darstellen sollte, sondern dass für sie vielmehr der künstlerische<br />
Rang im Vordergrund stand. Vor allem aber wollte Marie Pleyel durchsetzen, dass<br />
sie für die gleiche Tätigkeit wie ihre männlichen Kollegen auch das entsprechende<br />
Gehalt erhält.<br />
2.4.4 Marie Pleyels Tätigkeit am Konservatorium<br />
Nach ihrer Ernennung im Jahre 1848 tritt Marie Pleyel sogleich ihr Amt als Professorin<br />
an; ein Jahr später findet der erste öffentliche Klavierwettbewerb ihrer Klasse<br />
statt. Die Revue et Gazette musicale vom 27. Juli berichtet, dass der Unterricht im<br />
Klavierspiel bereits radikale Veränderungen erlebt habe. Der Berichterstatter spricht<br />
sogar von einer Revolution und betont Marie Pleyels herausragende Fähigkeit als<br />
Klavierpädagogin.<br />
« L’enseignement du piano est radicalement changé au Conservatoire; et<br />
ce n’est pas une réforme, c’est une révolution. […] Il restait à savoir si à<br />
toutes ses brillantes qualités, la grande artiste joignait le don de transmission.<br />
Tenez le fait pour certain; il vient d’être victorieusement prouvé.<br />
Mme Pleyel n’est pas seulement l’étonnante virtuose que vous savez, elle<br />
est encore le premier des maîtres… […] l’école de piano du Conservatoire<br />
de Bruxelles est la première du monde, et l’avènement de Mme Pleyel au<br />
professorat restera dans les annales de la musique moderne comme un<br />
événement d’une haute portée. » 147<br />
146 Fétis, zit. nach: Raspé (2007), S. 92f.; „Schließlich hatte mich eine Person, die Sie kennen, durch<br />
ihren geistreichen Charme und durch die Schönheit ihres Talentes begeistert. Um ihr zu einer<br />
ehrenwerten Stellung zu verhelfen, habe ich Ärger in Kauf genommen und das Unmögliche realisiert.<br />
Ich machte mir keine Illusionen darüber, was zwischen uns sein könnte, aber ich rechnete mit<br />
Sympathie und Dankbarkeit. Ich hatte mich getäuscht: Ich sah nur Egoismus und Undankbarkeit in<br />
höchstem Maße. Ich habe vorbehaltlos verziehen und sie wird immer eine Stütze in mir finden;<br />
aber ich habe umso mehr gelitten, als ich es nicht nach außen gezeigt habe; das ist meine Geschichte<br />
der letzten sechs Monate“ (Übersetzung J. K.).<br />
147 Revue et Gazette musicale, zit. nach: Raspé (2007), S. 93f.; „Der Klavierunterricht am Konservatorium<br />
hat sich radikal verändert. Und hierbei handelt es sich nicht um eine Reform, sondern um<br />
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