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Fétis beantragt als Konsequenz die Abschaffung des Klavierunterrichts für Mädchen<br />
am Konservatorium, um zu vermeiden, dass sich die Zahl der jungen Personen<br />
ohne Talent, die durch ihre Mittelmäßigkeit dem Ruf der Schule und der Existenz<br />
der Lehrpersonen schaden würden, vervielfache.<br />
Dieses Mal reagiert der Vorsitzende der commission sofort und erklärt Marie Pleyel<br />
in einem Brief, dass der ministre de l’intérieur für die Festlegung der Höhe des<br />
Gehaltes zuständig sei und dass die finanziellen Mittel es gegenwärtig nicht zulassen<br />
würden, ihr einen anderen Vorschlag zu machen. Sollte sich die finanzielle<br />
Lage ändern, würde die commission nicht zögern, eine Erhöhung auf 4000 Francs<br />
beim ministre de l’intérieur zu beantragen:<br />
« Dans l’état actuel de nos ressources financières il nous est impossible de<br />
faire à Monsieur le Ministre à votre sujet une autre proposition que celle<br />
dont il s’agit présentement; mais si cette position venait à changer et si les<br />
services actuellement en souffrance étaient ultérieurement assurés d’une<br />
manière convenable nous n’hésiterions pas à proposer à Monsieur le<br />
Ministre de porter votre traitement au chiffre de 4 000 francs dans<br />
l’hypothèse où les traitements de MM. De Bériot et Géraldy seraient<br />
maintenus à ces taux. » 143<br />
Marie Pleyel nimmt das Angebot an und wird durch den Erlass, den der ministre de<br />
l’intérieur am 29. April 1848 unterschreibt, zur Professorin am Konservatorium<br />
ernannt. Ein langer Prozess der Verhandlungen, so Paul Raspé, sei damit zur größten<br />
Zufriedenheit Fétis’ zu Ende gegangen.<br />
Auffällig an diesem Vorgang sei, dass keine Schriftstücke von Marie Pleyel existieren.<br />
Daher sei anzunehmen, dass sie Fétis bei den Verhandlungen „freie Hand<br />
gelassen habe“, um am Ende die Stelle zu den günstigsten finanziellen Konditionen<br />
zu bekommen. Es sei bekannt, dass Fétis nicht nur großes Interesse gehabt hätte,<br />
Marie Pleyel als Professorin an seinem Konservatorium einzustellen, er sei ihr auch<br />
als Person zugewandt gewesen. Paul Raspé spricht von einer „liaison amoureuse“,<br />
144 die beide geführt haben sollen, bevor sich Marie Pleyel in Brüssel niederließ.<br />
Es gebe Hinweise, dass Fétis, ein langjähriger Freund der Familie Pleyel, vor<br />
Maries Hochzeit mit Camille Pleyel sogar zu ihren Bewerbern gezählt haben<br />
soll. 145<br />
digung von 3000 Francs als aktuelles Gehalt nicht akzeptiert und ihre Bewerbung, die sie auf<br />
meine dringende Bitte formuliert hatte, wieder zurückzieht“ (Übersetzung J. K.).<br />
143 Vorsitzender der commission, zit. nach: Raspé (2007), S. 90; „Beim aktuellen Stand unserer finanziellen<br />
Mittel ist es uns nicht möglich, dem ministre de l’intérieur diesbezüglich einen anderen<br />
Vorschlag als den gegenwärtigen zu machen; sollte sich die Situation ändern und die noch nicht<br />
erledigten dienstlichen Aufgaben im Nachhinein auf angemessene Weise gesichert sein, würden<br />
wir nicht zögern, dem ministre de l’intérieur vorzuschlagen, Ihren Lohn auf 4000 Francs zu erhöhen,<br />
angenommen, dass das Gehalt von Herrn de Bériot und Herrn Géraldy auf genau dieser Höhe<br />
bleibt.“ (Übersetzung J. K.).<br />
144 Raspé (2007), S. 92.<br />
145 Citron/Reynaud (2003), S. 355.<br />
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