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tors, besetzt. In den folgenden Jahren steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler stetig. Im Jahre 1837/38 bekommen erstmalig mehr Mädchen Klavierunterricht als Jungen (28 gegenüber 26). Als Folge des zunehmenden Interesses stellt der Direktor Madame Lambert als zweite Professorin ein. Damit sind am Konservatorium ein Professor bzw. eine Professorin sowie vier Assistentinnen für Klavierspiel beschäftigt. Im Jahre 1842 beträgt die Zahl der Mädchen (87) und Jungen (60), die im Klavierspiel unterrichtet werden, bereits 147. Ein Jahr später sind 90 Mädchen eingeschrieben, eine Zahl, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr übertroffen wird. Ab dem Jahr 1845/46 ist ein Rückgang der Einschreibungen zu verzeichnen, nun bekommen 54 Mädchen Klavierunterricht. Aimé Michelot übergibt seine Mädchenklasse an Madame Lambert, die fortan die Verantwortung für die Klasse der demoiselles übernimmt. Ein Jahr später nimmt die Zahl der Mädchen erneut auf 47 ab, sodass zwei der vier Assistentinnen keine Schülerinnen mehr unterrichten. Als Madame Lambert ankündigt, aus familiären Gründen ihr Amt als Professorin für Klavier aufzugeben, sieht sich Fétis gezwungen, das Amt neu zu besetzen bzw. über grundlegende Veränderungen nachzudenken. 2.4.3 Verhandlungen um das Amt der Professorenstelle Im Folgenden wird deutlich, dass Fétis sehr darum bemüht ist, das Amt schnell wieder zu besetzen und darüber hinaus die commission 135 davon zu überzeugen, dass er in Marie Pleyel die geeignete Professorin für Klavier sieht. Diese ist nur unter bestimmten Bedingungen bereit, das Amt anzunehmen. Fétis’ Versuche, ihre Forderungen bei der commission durchzusetzen und mit den finanziellen Mitteln des Konservatoriums in Einklang zu bringen, enden damit, dass Marie Pleyel ihr Angebot, sich für das Amt zur Verfügung zu stellen, zunächst wieder zurückzieht und Fétis als Konsequenz die Abschaffung des Klavierunterrichts am Konservatorium beantragt. Die bis dahin nur zögernd verlaufenden Verhandlungen finden daraufhin schnell ihr Ende mit dem Ergebnis, dass Marie Pleyel zur Professorin ernannt wird und ihr eine mögliche Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt wird. Im April des Jahres 1847 setzt Fétis einen Brief 136 an die commission auf, um diese über die Amtsaufgabe von Madame Lambert in Kenntnis zu setzen. Die Tatsache, dass Madame Lambert den Posten aufgebe, habe ihn veranlasst, über eine Neuordnung bezüglich der Klavierklasse für Mädchen nachzudenken. Da mit der Ausbildung im Klavierspiel der Weg in die Berufstätigkeit leichter sei als bei jedem anderen Instrument, würden 15 von 16 Aufnahmeanträgen am Konservatorium für die Klavierklasse gestellt, „et les demandes sont très souvent appuyées par des fonctionnaires du gouvernement ou par des personnes haut placées dans la société.“ 137 135 Bei der commission handelt es sich um die Kommission des Konservatoriums, die sich um die Verwaltung und pädagogische Angelegenheiten kümmert. 136 Die Briefe sind dem Anhang beigefügt. 137 Zit. nach: Raspé (2007), S. 80; „und die Anfragen werden sehr häufig durch Beamte der Regierung oder durch hochgestellte Personen unterstützt“ (Übersetzung J. K.). 37

Daher sei innerhalb der letzten 15 Jahre, mit Ausnahme der letzten zwei Jahre, die Zahl der Schülerinnen und Schüler für diese Klasse, vor allem die der Mädchen, trotz seines Widerstandes kontinuierlich gestiegen. Nur zwei oder drei Frauen hätten jedoch das Pariser Konservatorium 138 in den 50 Jahren seit seiner Gründung als bemerkenswerte Pianistinnen verlassen. « Quelques autres sont devenus de bons professeurs, et le plus grand nombre est resté dans la médiocrité, ce qui semble indiquer qu’il manque à l’organisation physique des femmes l’énergie nécessaire pour tirer de l’instrument les effets dont il est susceptible. Or, le piano n’est pas dans la cathégorie du violon, du violoncelle et de la contrebasse qu’une école doit produite en masse pour les orchestres: tout talent de pianiste est individuel et doit être distingué. Il est donc indispensable de réduire le nombre des élèves et de n’admettre dans les classes de pianos de demoiselles que les organisations d’élite, ou du moins celles qui donnent des espérances. » 139 Fétis schlägt vor, die Assistentinnenstellen von vier auf eine zu reduzieren und zukünftig jeweils nur noch zehn Schülerinnen in die Klasse der Professorin und in die der Assistentin aufzunehmen. Im weiteren Verlauf des Briefes vom April 1847 berichtet er von mehreren Anfragen bezüglich der Stelle und nennt sogleich seine Bedenken. Er schlägt der commission als Professorin Marie Pleyel vor, die in seinen Augen, aufgrund ihres anerkannten Rufes, die richtige Person für das Amt sei: « Je dirais que le talent admirable de Mme Pleyel et sa réputation européenne ne permettrait pas de songer à un autre artiste pour la place vacante; car, aux avantages dont je viens de parler, cette dame ajoute celui d’être née Belge, et d’être sœur de M. le Professeur Moke. » 140 Marie Pleyel stünde als Kandidatin nicht zur Verfügung, nachdem sie von Fétis erfahren habe, dass die Höhe des Gehaltes nicht mit der des Professors für Violine, Monsieur De Bériot, gleichgestellt würde. Wenn aber, so Fétis, der Lohn durch die gestrichenen Assistentinnenstellen auf 2000 Francs erhöht werde und der ministre de l’intérieur durch einen Erlass festlege, dass zukünftig kein Gehalt von Lehrpersonen der première classe diese Summe übersteigen dürfe, könne er sich vorstellen, 138 Fétis bezieht sich in seinem Brief auf das Pariser Konservatorium, das im Jahre 1795 gegründet wurde. 139 Zit. nach: Raspé (2007), S. 80f. „Einige weitere sind gute Lehrerinnen geworden, der Großteil jedoch bedeutungslos geblieben, was ein Hinweis darauf ist, dass der musikalische Ausdruck der Frauen am Klavier auf Grenzen stößt, da ihnen die nötige Energie fehlt, um die volle Wirkung des Instrumentes erzeugen zu können.. Da das Klavier nicht mit der Violine, dem Violoncello und dem Kontrabass, die in großer Menge in Orchestern eingesetzt werden, zu vergleichen ist, sondern jedes Talent individuell ist und unterschieden werden muss, ist es erforderlich, die Zahl der Einschreibungen zu verringern und nur noch Schülerinnen der Elite oder wenigstens diejenigen, von denen gehofft werden kann, dass sie Erfolg haben werden, zuzulassen“ (Übersetzung J. K.). 140 Zit. nach: Raspé (2007), S. 82; „Ich würde sagen, dass das bewundernswerte Talent von Marie Pleyel und ihr Ruf innerhalb Europas es nicht erlauben würden, über jemand Anderen für die offene Stelle nachzudenken; denn, zu den Vorteilen, die ich gerade nannte, kommt hinzu, dass sie belgischer Herkunft und Schwester von Herrn Professor Moke ist.“ (Übersetzung J. K.). 38

Daher sei innerhalb der letzten 15 Jahre, mit Ausnahme der letzten zwei Jahre, die<br />

Zahl der Schülerinnen und Schüler für diese Klasse, vor allem die der Mädchen, trotz<br />

seines Widerstandes kontinuierlich gestiegen. Nur zwei oder drei Frauen hätten<br />

jedoch das Pariser Konservatorium 138 in den 50 Jahren seit seiner Gründung als<br />

bemerkenswerte Pianistinnen verlassen.<br />

« Quelques autres sont devenus de bons professeurs, et le plus grand nombre<br />

est resté dans la médiocrité, ce qui semble indiquer qu’il manque à<br />

l’organisation physique des femmes l’énergie nécessaire pour tirer de<br />

l’instrument les effets dont il est susceptible. Or, le piano n’est pas dans la<br />

cathégorie du violon, du violoncelle et de la contrebasse qu’une école doit<br />

produite en masse pour les orchestres: tout talent de pianiste est individuel<br />

et doit être distingué. Il est donc indispensable de réduire le nombre des<br />

élèves et de n’admettre dans les classes de pianos de demoiselles que les<br />

organisations d’élite, ou du moins celles qui donnent des espérances. » 139<br />

Fétis schlägt vor, die Assistentinnenstellen von vier auf eine zu reduzieren und<br />

zukünftig jeweils nur noch zehn Schülerinnen in die Klasse der Professorin und in<br />

die der Assistentin aufzunehmen.<br />

Im weiteren Verlauf des Briefes vom April 1847 berichtet er von mehreren Anfragen<br />

bezüglich der Stelle und nennt sogleich seine Bedenken. Er schlägt der commission<br />

als Professorin Marie Pleyel vor, die in seinen Augen, aufgrund ihres anerkannten<br />

Rufes, die richtige Person für das Amt sei:<br />

« Je dirais que le talent admirable de Mme Pleyel et sa réputation européenne<br />

ne permettrait pas de songer à un autre artiste pour la place vacante;<br />

car, aux avantages dont je viens de parler, cette dame ajoute celui<br />

d’être née Belge, et d’être sœur de M. le Professeur Moke. » 140<br />

Marie Pleyel stünde als Kandidatin nicht zur Verfügung, nachdem sie von Fétis erfahren<br />

habe, dass die Höhe des Gehaltes nicht mit der des Professors für Violine,<br />

Monsieur De Bériot, gleichgestellt würde. Wenn aber, so Fétis, der Lohn durch die<br />

gestrichenen Assistentinnenstellen auf 2000 Francs erhöht werde und der ministre<br />

de l’intérieur durch einen Erlass festlege, dass zukünftig kein Gehalt von Lehrpersonen<br />

der première classe diese Summe übersteigen dürfe, könne er sich vorstellen,<br />

138 Fétis bezieht sich in seinem Brief auf das Pariser Konservatorium, das im Jahre 1795 gegründet<br />

wurde.<br />

139 Zit. nach: Raspé (2007), S. 80f. „Einige weitere sind gute Lehrerinnen geworden, der Großteil<br />

jedoch bedeutungslos geblieben, was ein Hinweis darauf ist, dass der musikalische Ausdruck der<br />

Frauen am Klavier auf Grenzen stößt, da ihnen die nötige Energie fehlt, um die volle Wirkung des<br />

Instrumentes erzeugen zu können.. Da das Klavier nicht mit der Violine, dem Violoncello und dem<br />

Kontrabass, die in großer Menge in Orchestern eingesetzt werden, zu vergleichen ist, sondern<br />

jedes Talent individuell ist und unterschieden werden muss, ist es erforderlich, die Zahl der Einschreibungen<br />

zu verringern und nur noch Schülerinnen der Elite oder wenigstens diejenigen, von<br />

denen gehofft werden kann, dass sie Erfolg haben werden, zuzulassen“ (Übersetzung J. K.).<br />

140 Zit. nach: Raspé (2007), S. 82; „Ich würde sagen, dass das bewundernswerte Talent von Marie<br />

Pleyel und ihr Ruf innerhalb Europas es nicht erlauben würden, über jemand Anderen für die offene<br />

Stelle nachzudenken; denn, zu den Vorteilen, die ich gerade nannte, kommt hinzu, dass sie<br />

belgischer Herkunft und Schwester von Herrn Professor Moke ist.“ (Übersetzung J. K.).<br />

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