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In der Art und Weise, wie sich der Kritiker im Folgenden über das Talent von<br />

Mademoiselle Joséphine Martin äußert, kritisiert er gleichzeitig die musikalischen<br />

Fähigkeiten von Marie Pleyel. Deutlich wird, dass er nicht zu ihren Bewunderern<br />

gehört, im Gegenteil sogar eine große Antipathie gegen sie verspürt. Er gibt zu verstehen,<br />

dass es durchaus Personen gebe, die das Talent der Mademoiselle Joséphine<br />

Martin, oder das einer anderen Künstlerin, über das von Marie Pleyel stellen würden.<br />

« Le croirez-vous, je connais des amateurs sérieux, des pianistes convaincus,<br />

qui ne craignent pas de mettre Mlle Joséphine Martin, entre autres,<br />

bien au-dessus de vous. Ceux-là prétendent qu’elle a un sentiment elevé,<br />

un goût irréprochable, une puissance singulière pour une femme, une délicatesse<br />

de doigter merveilleuse; qu’elle multiplie son âme pour la faire<br />

passer dans chaque touche du clavier, qu’elle ne précipite jamais outre<br />

mesure les mouvements rapides, qu’elle rend sans afféterie les passages de<br />

douceur, qu’elle ne fatigue pas inutilement les pédales […] Et de vous,<br />

madame, on dit bien autre chose. Mais peu importe à ceux qui vous admirent,<br />

autant pour ce que vous êtes que pour ce que vous fûtes. » 105<br />

Im April des Jahres 1850 ist Marie Pleyel erneut in Paris zu hören. Die Revue et<br />

Gazette musicale erwähnt neben ihrem musikalischen Talent ihre Originalität und<br />

Exzentrizität als Gesprächspartnerin. Wie auch ihr Klavierspiel sei ihre Konversation<br />

zart und voller Reiz, energisch und vielseitig. 106<br />

Nach Konzerten in Lyon und Marseille Anfang des Jahres 1851 ist sie 1852 nach<br />

längerer Zeit wieder in Brüssel, unter anderem mit Des Mädchens Klage von<br />

Schubert, auf einem Wohltätigkeitskonzert zum Bau einer Kirche zu hören. 107 Anschließend<br />

reist sie erneut nach England, um in mehreren Konzerten mitzuwirken.<br />

Die Neue Berliner Musikzeitung berichtet hierzu:<br />

„Die grösste Zahl der Concertfreunde versammelt sich in dem Salon<br />

d’Hanover-Square, wo Mad. Pleyel ihre Concerte giebt. Die berühmte<br />

Pianistin hat bis jetzt zwei Concerte von Beethoven in C und G-moll gespielt,<br />

die Fantasie von Liszt über das Motiv der Wiedertäufer und eine<br />

Anzahl kleiner Piecen aus den Soirées musicales von Rossini, die ebenfalls<br />

Liszt arrangirt hat.“ 108<br />

105 La France musicale (1849), S.140; „Sie werden es kaum glauben, ich kenne ernsthafte Amateure,<br />

überzeugte Pianisten, die nicht davor zurückschrecken, das Talent der Mlle Joséphine Martin,<br />

unter anderen, über das Ihrige zu stellen. Jene Personen geben an, dass sie ein erhabenes Gefühl,<br />

einen untadeligen Geschmack, eine für eine Frau einzigartige Kraft, eine wunderbare Fingerfertigkeit<br />

habe, dass sie ihre Seele vervielfache, um sie bei jeder Berührung der Tasten durchscheinen zu<br />

lassen, dass sie niemals die schnellen Bewegungen überstürzt spiele, dass sie die sanften Passagen<br />

ohne Affektiertheit wiedergebe, dass sie die Pedale nicht umsonst benutze […] Und von Ihnen,<br />

Madame, wird ganz anderes gesagt. Aber das macht jenen, die sie bewundern, wenig aus, sei es für<br />

das, was Sie sind, oder für das, was Sie waren“ (Übersetzung J. K.).<br />

106 Revue et Gazette musicale (1850), S. 119.<br />

107 Neue Berliner Musikzeitung (1852), S. 110f.<br />

108 Neue Berliner Musikzeitung (1852), S. 208.<br />

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